Athen - National Befreite Zone?

Still not loving police!

Natürlich ist Athen noch keine national befreite Zone. Jedoch sind Faschisten und Behörden in Griechenland mit diesem aus Deutschland stammenden Konzept soweit fortgeschritten wie in kaum einem anderen Land. Seit Anfang August  führte die Polizei im Zentrum Athens ihre bisher größte Pogrom-artige Operation durch. Nach den bisher veröffentlichten Informationen wurden in den ersten zwei Tagen der Operation (2. und 3.August) 1.500 und am dritten Tag (4.August) noch einmal 4.900 Menschen festgenommen. Auch in Evros an der nordöstlichen Grenze zur Türkei kam es zu Verhaftungen. Mindestens 1.630 Menschen wurden festgenommen und stehen vor einer Abschiebung.

 

Der Name der rassistischen Operation lautet „Zeus Xenios“ – der altertümliche Gott von Reisenden und Gastfreundschaft. Am 5.August wurde die Operation im Zenrtum Athens fortgeführt. Es gibt Meldungen, dass die Polizei alle ihnen über den Weg laufenden Migranten sofort anhalten, untersuchen und festnehmen würde, egal ob die Leute sich auswiesen können oder nicht.  Derzeit läuft die Fahndung nach MigrantInnen weiter - auf niedrigen Touren mangels Sichtbarkeit potentieller Opfer.


Angriffe auf MigrantInnen gibt es in Griechenland schon lange, mit der Verschärfung der wirtschaftlichen Krise sind bei den Behörden und Regierungen alle Hemmungen gefallen das Land auf einen Weg der Schande zu steuern. Begonnen hat dieser Weg im Mai letzten Jahres, als marodierende Nazihorden in Athen mit Unterstützung der Polizei Squats und Migranten angriffen. Auslöser war damals ein tödlicher Überfall durch vermeintlich migrantische Täter. Seitdem gab es Wahlen mit starken Zuwächsen für faschistische Parteien, Übergriffe der Polizei gegen ausländische BürgerInnen, unzählige Körperverletzungen, Anschläge und Morde durch Nazis.

 

Dieses Video zeigt einen gemeinsamen Angriff von Mitgliedern der Partei "Goldene Morgendämmerung" und Polizei auf afrikanische und pakistanische Straßenhändler vor der ASOEE Universität:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=QSQyy3JMh1Q am 9.Mai 2012. Mittlerweile ist diese Gegend eine No-Go-Area für MigrantInnen.

 

Hier eine Demonstration dieser Partei, die bei der letzten Wahl von 70% der Polizisten gewählt wurde:
http://www.youtube.com/watch?v=iGfTzw53sEU&feature=related

 

Wie diese Beamten bei der Kontrolle von Migranten vorgehen zeigt diese Video aus dem April. Dem Mann wurde vorgeworfen den Müll durchwühlt zu haben:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=RG4Cf1T8bR4

 

Von den Medien geht ein Trommelfeuer rassistischer Hetze auf die GriechInnen nieder. Kein Tag vergeht ohne solche Bilder, hier der aktuellen Operationen:
http://www.youtube.com/watch?v=C-LnF3aWiRA

http://www.youtube.com/watch?v=aIPHEtyM-fA

http://www.youtube.com/watch?v=78vPsqqwT5E

http://www.youtube.com/watch?v=UeiV5S3SYhw

http://www.youtube.com/watch?v=81rU30iGzLU

http://www.youtube.com/watch?v=ogixOx5OybQ

 

Der Tonfall in den Medien entspricht etwa dem der rechten deutschen "Griechenland Zeitung"
http://www.griechenland.net/news_details.php?siteid=13436
" Als „Sprengladung an den Fundamenten der Gesellschaft und des Staates“ bezeichnete der Minister für Öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, das Problem der illegalen Immigration. In den vergangenen Tagen hat die Polizei in einer Aktion unter dem Namen „Xenios Zeus“ (Gastfreundlicher Zeus) vor allem im Athener Zentrum die Personalien von mehr als 6.000 Ausländern überprüft; über 1.500 von ihnen hatten keine gültigen Papiere und wurden in Auffanglager gebracht. Nach Angaben der Tageszeitung „Kathimerini“ sollen darüber hinaus im Zentrum etwa 500 illegale Geschäfte existieren, die sich hauptsächlich in der Hand von Ausländern befinden. In einem Interview vertrat Minister Dendias die Ansicht, dass das Immigrantenproblem dieselben, wenn nicht größere Ausmaße habe als die Wirtschaftskrise."

 

Die Argumentation der Regierung ist grundsätzlich falsch. Griechenland war schon immer ein Auswanderungsland. Gegenwärtig verlassen aus wirtschaftlichen Motiven überdurchschnittlich viele GriechInnen das Land. Der Bevölkerungsschwund wird durch Einwanderung wieder ausgeglichen. Diesen Flüchtlingen wird jedoch die Weiterreise verwehrt, der Hafen von Patras ist gesichert wie eine EU- Außengrenze. So zu Ausharren gezwungen sind die MigrantInnen auf einem Arbeitsmarkt tätig, der von Griechen nicht bedient wird: Müllsammler, Straßenhändler oder Hilfsarbeiter für 3 Euro am Tag. Die Zerstörung dieses Sektors bringt der griechischen Wirtschaft nichts.

 

Der letzte Mord an einem Iraker geschah am 12.August, praktisch mitten in der Operation "Zeus Xenios". Tatort war die Anaxagora Straße hinter dem Omonia Platz. Omonia ist normalerweise schon ein Gebiet mit sehr hoher Polizeidichte und während der Operation besonders. Vom Tatort 200 Meter entfernt, in einer anderen Seitenstraße des Platzes liegt eine Polizeistation. Die Gegend ist mit Videokameras übersät. An einer anderen Ecke des Platzes liegt das Geschäft des Waffenhändlers und Polizeiausrüsters Stamatopoulos. Die 5 Täter machten auf Mopeds zunächst Jagd auf einen Roma und eine Marokkaner, die aber entkommen konnten, bevor sie den Iraker erstachen.

 

Dieser Polizeiausrüster will Mitglied einer 7000 Mitglieder starken Bürgerwehr sein.
http://www.bbc.co.uk/news/world-radio-and-tv-19269891

 

Seite der Buergerwehr: http://kipoka.wordpress.com/ 
Die Behauptung in dem BBC Artikel, Athen sei nachts eine polizeifreie Zone ist absurd. Das Zentrum ist rund  um die Uhr von verschiedenen Polizei Formationen geradezu besetzt.
Deshalb lässt der Mord an dem Iraker viele Spekulationen zu.

 

Unnatürliche Todesfälle von MigrantInnen werden in Griechenland nie aufgeklärt. So wurde im März 2010 in Athen ein 15 jähriger Junge aus Afghanistan getötet, als er in einer Mülltonne nach verwertbarem suchte und dabei eine Sprengfalle zur Explosion brachte.
Auch der Fall von sechs MigrantInnen, die in Mülltonnen ermordet aufgefunden wurden http://blog.occupiedlondon.org/2011/03/23/546-little-stories-from-imf-run-greece-dead-bodies-of-six-migrants-found-in-rubbish-bins-in-athens-in-the-past-few-months/ wurde nie geklärt.

 

Wer hier illegal einreist, endet schon mal anonym in einem Massengrab:
http://blog.occupiedlondon.org/2010/08/09/mass-grave-of-refugees-discovered-in-evros-greece/

 

Todesschwadrone sind Gruppen, die aus (ehemaligen) Soldaten und Polizisten, Faschisten und bezahlten Killern bestehen. Sie operieren mit Duldung der Sicherheitsbehörden und in staatlichem oder privaten Auftrag von Geschäftsleuten. Ihre Existenz wurde in südamerikanischen Ländern nachgewiesen aber auch in Spanien (GAL). Ob sich in Griechenland solche Strukturen bilden, kann noch nicht bewiesen werden. Jedoch gibt es Hinweise für ein Zusammenkommen von Nazis, Polizisten, Bürgerwehren und Waffenhändlern außerhalb des gesetzlichen Rahmens. Das in diesen Gruppen von national befreiten Zonen geträumt wird sagen sie selbst.


Das Menschen aus Afrika, Pakistan, Afghanistan und Rumänien in Athen unsichtbarer werden ist spürbar. Verschwinden werden diese Flüchtlinge nicht, denn in ihrer Heimat ist der Tod noch gegenwärtiger und unberechenbarer als auf den Straßen Athens. Zwar reagiert die  anarchistische Bewegung hier kaum, bis auf wenige Angriffe auf Nazis und deren Büros. Jedoch wurden kürzlich schon 30er Gruppen von Afrikanern gesichtet, die sich nachts selbstbewusst zwischen Omonia und Viktoria Platz bewegten. Wenn es bald zur militanten Gegenwehr der migrantischen Community kommt, gilt es zur Stelle zu sein um den griechischen Staatsfaschismus mit Gewalt zu stoppen.

 

Infos zur Migration: http://clandestinenglish.wordpress.com/ 

 

http://agona.blogsport.de/