Carlo Travaglini wurde am 2. November 1905 als Sohn des italienischen Offiziers Vincenzo Travaglini und der Deutschen Hedwig Müller in Dortmund geboren. Er wuchs in Dortmund auf und studierte in Köln. Nach seiner Doktorarbeit in Literatur arbeitete er als Journalist. Schon 1933 eckte er bei den neuen Machthabern an und verlor seine Anstellung in Olpe.
1936 wurde er in Berlin von der GeStaPo verhaftet und in ein KZ verschleppt. Seine Doppelte Staatsbürgerschaft rettete ihn und mit 32 Jahren wurde er 1937 als „unerwünschter Ausländer“ nach Italien ausgewiesen.
Ein außergewöhnliches Partisanenleben …
Was Carlo Travaglini nach seinem Eintritt in die antifaschistische Resistenza 1943 tat, hört sich wie ein Parkour-Ritt durch alle Facetten des militanten Widerstands an. Und mehr noch. Es ist wie eine reale Vorlage für den Hauptmann von Köpenick und den Protagonisten aus Ernst Lubitsch „Sein oder Nichtsein“. Eine Mischung aus einem Mailänder Oskar Schindler und Tarantinos „Inglourious Basterds“. Sein Mut und seine Dreistigkeit suchten ihres Gleichen.
Er unterwanderte die deutsche Militäradministration und entließ mit gefälschten Papieren inhaftierte Zwangsarbeiter. Er organisierte Sprengstoffanschläge auf deutsche Militäreinrichtungen, flog auf und mußte fliehen, kämpfte als Partigiano in den Bergen, kehrte nach Mailand zurück und organisierte in einer kleinen Gruppe atemberaubende Attentate.
... und ein unbekanntes Partisanenleben
Keiner politischen Ideologie und Partei zuzuordnen, verweigerte sich Carlo Travaglini der Funktionalisierung und Verwertung der Resistenza im Italien der Nachkriegszeit. So erhielt sein Engagement in der antifaschistischen Resistenza auch keinen Einzug in die offizielle Geschichtsschreibung.
Der Historiker und langjährige Mitarbeiter des Mailänder ISEC (istituto per la historia dell‘ eta contemporanea), Luigi Borgomaneri, hat zu der Geschichte des gebürtigen Dortmunders geforscht.
Am 30. August wird er das bewegte Leben von Carlo Travaglini in dessen Heimatstadt vorstellen.
Donnerstag, den 30. August 2012, 19.00 Uhr
Mahn- und Gedenkstätte „Steinwache“
Steinstr. 50, Dortmund (direkt hinter dem Nordausgang des HBF)
(Teilnehmern, die dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind, ist der Zutritt untersagt.)
Kontakt: Geschichtswerkstatt, c/o Café Aufbruch, Hintere Schildstr. 18, 44263 Dortmund.
http://www.gwdoev.de, Mail: info@geschichtswerkstatt-dortmund.de