Bericht: Tag 2 der Begleitung des Würzburger Hungerstreiks.

GU in Würzburg

An unserem zweiten Tag beim Würzburger Hungerstreik hatten wir die Zeit uns tiefer gehend mit den iranischen Freunden zu unterhalten uns von ihrem Leben erzählen zu lassen. Ein Freund erzählte uns wie er sich 2000 bei einem Bildungsstreik der demokratischen Bewegung im Iran anschloss und wenige Zeit später mit einer Hand voll Freunden die Organisation der „Revolutionären Jungkommunisten“ gründete. Von Anfang an organisierten sie sich illegal, da sie schon allein aufgrund ihrer Ideologie hätten umgebracht werden können. Im Jahr 2004 dann fanden einige Hausdurchsuchungen statt, bei denen illegales Propagandamaterial gefunden wurde. Einige wurden verhaftet, einige konnten fliehen. 

 

Aras schaffte es in die Türkei zu fliehen und arbeitete seit 2005 mit einigen antinationalen Gruppen zusammen. Als er auch irgendwann in der Türkei vor der Verhaftung stand, flüchtete er 2010 nach Deutschland.10 Jahren revolutionäre Arbeit, politische Verfolgung, Folter und Flucht ließen ihn nicht resignieren. In Deutschland angekommen studierte er die linke Bewegung, beschäftigte sich mit der Situation von Flüchtlingen in Deutschland und fing wieder an aktiv zu werden.

Am Nachmittag dann besuchten wir die Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg, aus der die meisten der Hungerstreikenden kommen. Der Besuch begann mit einer Begrüßung der besonderen Art. Der Weg führt vorbei an einem hohen Zaun, versehen mit Stacheldraht, und endet an einem durch Sicherheitskräfte bewachtem Rolltor. Um überhaupt in das Lager zu gelangen wurden wir gezwungen unsere Personalausweise abzugeben. Diese würden wir bei verlassen des Lagers zurückerhalten.

Nachdem wir unsere Pässe abgegeben hatten durften wir das Lager dann endlich betreten und unseren Freund Armin auf sein Zimmer begleiten. Über ein überaus kaltes Treppenhaus gelangten wir durch eine Metalltüre auf den Flur von dem die einzelnen Zimmer, sowie die gemeinschaftlich zu nutzenden Räume (Küche, WC) abgingen.

Unser Freund bewohnt ein kleines Zimmer von ca. 9,00 m², gemeinsam mit einem anderen Flüchtling. In dem Zimmer war gerade mal Platz für 2 Betten, die direkt nebeneinander standen. Außerdem befand sich ein Schrank am Fuße der Betten der für eine zusätzlich verengte Atmosphäre sorgte. In dem Zimmer gibt es keine Möglichkeit auch nur die geringste Privatsphäre zu erfahren.  

Nach fast zwei Tagen im trockenen Hungerstreik hat Mohammad Hassanzadeh Kalali heute im Laufe des Tages schriftlich bestätigt bekommen, dass das Verwaltungsgericht Regensburg beim Auswärtigen Amt eine Anfrage auf Auskunft eingereicht hat. Das Gericht werde unmittelbar nach Vorliegen der Auskunft einen Verhandlungstermin in seiner Asylsache festlegen. Mohammad Hassan Zadeh Kalali wertet diesen Schritt als ein mögliches Entgegenkommen seitens der Behörden, woraufhin er sich entschlossen hat die Flüssigkeitszunahme vorläufig wieder aufzunehmen.