Bundeswehr übt in Sachsen-Anhalt den Häuserkampf

Bundeswehr-Soldaten bei einer Übung in Hammelburg
Erstveröffentlicht: 
10.05.2012

Nördlich von Magdeburg soll das größte militärische Übungszentrum Europas entstehen. Dort bereiten sich Bundeswehr-Soldaten auf Konflikte der Zukunft vor – die in Städten stattfinden werden.

Seit Jahrzehnten hat das Wort "Hammelburg" bei deutschen Soldaten einen ganz besonderen, ja fast mystischen Klang. Es geht aber nicht um die bayerische Kleinstadt bei Bad Kissingen, sondern um den Truppenübungsplatz am Rande der Ortschaft mit der Kulissenstadt namens Bonnland. Dort üben seit Jahrzehnten Soldaten den Häuserkampf und manch wackerer Soldat dachte tatsächlich, Bonnland hätte etwas mit Bonn zu tun, als Bonn noch eine wichtige Stadt war.

Jetzt bekommt Hammelburg Konkurrenz. Der Truppenübungsplatz Altmark nördlich von Magdeburg soll das größte militärische Übungszentrum in Europa werden, berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung". Bis zu 100 Millionen Euro will die Bundeswehr investieren und eine komplette Übungsstadt aufbauen mit mehr als 500 Gebäuden – alle leer, aber alle schwer umkämpft.

"Es wird ein kulturelles Zentrum geben, ein politisches und auch ein Industriegebiet mit großen Hallen, selbst wenn dort kein Schornstein wirklich raucht", sagte ein Sprecher der Bundeswehr. Damit nicht genug: Für eine reale – aber ungestörte – Kampfsituation soll sogar ein Stück Autobahn entstehen.

20.000 Soldaten pro Jahr

Damit liegt Sachsen-Anhalt um Längen vor den Bayern mit ihrem bescheidenen Bonnland. Und einen Namen gibt es auch schon: "Schnöggersburg". Vielleicht ist der Name etwas gewöhnungsbedürftig, aber ein Quantensprung im Vergleich zu "Plattenhausen" und "Stullenstadt", den kleinen Orten, die es bereits auf dem Truppenübungsplatz gibt.

Zurzeit bereiten sich rund 20.000 Soldaten pro Jahr in der dünnbesiedelten Altmark auf Einsätze in Krisengebieten vor. Militärexperten sind sich sicher, dass Konflikte immer in urbanen Zentren entstünden, deshalb seien Übungen in einem Ballungsraum absolut notwendig. Soldaten müssen sich auf Einsätze vorbereiten, bei denen noch Zivilisten im Ort sind.

Ein Bundeswehrsprecher stellt aber klar: Es geht nicht um den Nachbau einer afghanischen Stadt. Gebaut werde eine "Fabelstadt, die sich in der ganzen Welt befinden könnte". Nur leer eben.