Homophobe Übergriffe und ein rassistischer Mord in Russland

"Russischer Marsch"

Die Gewalt von Nationalist_innen in Russland kurz vor der föderalen Duma-Wahl ist weiter ungebrochen. So wurde in Tatarstan, wie Sova berichtet, eine Gruppe Nazi-Skins von den örtlichen Behörden festgenommen, die sich auf dem Weg befanden, um ein Gebäude der städtischen Verwaltung anzuzünden. In St. Petersburg gab es einen Übergriff auf LGBT-Aktivist_innen und in Moskau kam es zu einem rassistischen Mord.

 

Am 22. November wurde in Moskau, wie Interfax berichtet, am helllichten Tag der 20-Jährige Nigerianer Akshintov Anufesh offenbar von militanten Nationalist_innen ermordet. Der Tote wurde im Süden der Stadt im Stadtteil Nagornyj Proezd unweit der Bahnlinie gefunden. Er starb durch zahlreiche Messerstiche. Aufgrund der schweren Verletzungen geht die Polizei von rassistischen Motiven aus und hat die Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen. Mehr Informationen gibt es bislang nicht.

 

Außerdem kam es am Sonntag in St. Petersburg zu einem Übergriff auf LGBT-Aktivist_innen, die gegen die Einführung eines homophoben Gesetzes protestierten. An der Kundgebung für Gleichberechtigung auf dem Schloßplatz im Zentrum der Stadt beteiligten sich, laut Angaben von Rosbalt, bis zu 200 Menschen. Schon im Verlauf des Protestes attackierte eine Gruppe Jugendlicher die Aktivist_innen verbal und physisch. Sie skandierten homophobe Parolen und suchten die Konfrontation. Zunächst konnte der Angriff aber abgewehrt werden. Nach der Auflösung der Kundgebung kam es erneut zu einem Übergriff. Zwei Aktivist_innen wurden auf dem Weg nach Hause aufgelauert und zusammengeschlagen.

 

Diese Vorfälle beweisen erschreckend, daß militante Nationalist_innen ungestört und aus festen Strukturen heraus in Russland agieren. Der Erfolg und das breite Bündnis des seit Jahren größten sogenannten „Russischen Marsches“ am 4. November zeigte, daß nationalistische und homophobe Diskurse als Klammer für verschiedene außerparlamentarischen Organisationen und Gruppen funktioniert. Vermeintlich liberale Parteien beteiligten sich an den Märschen und glaubten so womöglich Stimmen gewinnen zu können. Am 4. Dezember wird mensch sehen, ob es funktioniert hat. Unabhängig davon wird es weiterhin xeno- und homophobe Übergriffe von Nationalist_innen geben.