Presseartikel zur Spontandemo in Darmstadt am 18.4 wegen der Räumung in Erfurt

Soli in Darmstadt für Erfurt 1

Am heutigen Samstag, den 18. April, versammelten sich gegen 14 Uhr ca 60 Personen, um gegen die Räumung eines besetzten Hauses in Erfurt und für ein neues autonomes Zentrum in Darmstadt zu demonstrieren. Am Rande der Demonstration wurden über 1400 Flugblätter an interessierte Menschen verteilt. Die unangemeldete Versammlung zog einige Runden durch die Innenstadt, wobei an mehreren belebten Punkten Redebeiträge gehalten wurden.

 

Bereits vor Beginn der Demonstration waren mehrere Zivilpolizisten vor Ort, später wurde sie von einer zunehmenden Anzahl Polizeiwägen begleitet. Zu Zwischenfällen oder Einschränkungen der Demonstration durch die Polizei kam es jedoch nicht, bis die Demonstration sich nach etwa einer Stunde selbst auflöste. Von anschließenden Personalienfeststellungen oder Ingewahrsamnahmen von DemonstrationsteilnehmerInnen durch die Polizei ist bisher nichts bekannt. Derartige repressive Maßnahmen im Anschluss an spontane linke Demonstrationen sind jedoch von Seiten der Darmstädter Polizei nicht ungewöhnlich.

 

Das seit 8 Jahren besetzte Haus auf dem ehemaligen Topf & Söhne Gelände wurde am Donnerstag, dem 17. April, gewaltsam geräumt. Die Firma Topf & Söhne stellte unter anderem die Krematoriumsöfen für die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager her. Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, einen passenden Umgang mit derartigen Objekten zu finden, was nun definitiv nicht der Fall sein wird.

Zwar haben die neuen Besitzer, die Domicil Hausbau GmbH, vor, eine Gedenkstätte auf dem Gelände zu errichten, doch ist dies eine für uns unbefriedigende Situation. Wir empfinden es als nicht hinnehmbar, wenn ein seit Jahren etablierter Freiraum auf einem derart geschichtsträchtigen Ort zerstört wird.

 

Autonome Zentren sind ein wichtiger Bestandteil einer alternativen, unkommerziellen Kunst und Gegenkultur, fern der sonst herrschenden kapitalistischen Sachzwänge. Derartige Freiräume ermöglichen vielfältige politische und emanzipatorische Arbeit, indem zum Beispiel antifaschistischen oder antirassistischen Gruppen Räume zur Verfügung gestellt werden können. Dies alles sind jedoch nur Bruchteile der Möglichkeiten, die autonome Zentren eröffnen.

 

Trotz diesen offensichtlich wichtigen Aspekten sind immer mehr autonome Zentren von Räumungen bedroht und haben unter repressiver Willkür zu leiden. Seien es nun untragbare Mietverträge, gewaltsame Durchsuchungen unter fadenscheinigen, vorgehaltenen Gründen oder auch städtebauliche, soziale Umstrukturierungsmaßnahmen.

Wir möchten versuchen, eine gesellschaftliche Akzeptanz anzuregen, welche Platz für Freiräume aller Art bietet, die sich nicht permanent bedroht fühlen und verteidigt werden müssen.