NPD-Politiker Arne Schimmer soll bei Burschenschaft „Dresdensia“ auftreten

Ein Ort rechter Gesinnung: das Haus der Dresdensia Rugia.
Erstveröffentlicht: 
21.10.2011

(tt). Das „Bündnis gegen Rechts Gießen“ macht mobil gegen einen Vortrag des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer heute Abend in den Räumen der rechtsextremen Burschenschaft Dresdensia Rugia im Großen Steinweg. Der Auftritt Schimmers, sogenannter Alter Herr der bereits auch schon vom hessischen Verfassungsschutz beobachteten Verbindung und Absolvent der Justus-Liebig-Universität (JLU), sei eingebunden in ein Treffen mehrerer dem äußerst rechten Rand zugehörigen Burschenschaften im Verbindungshaus der Germania am Samstag in Marburg, heißt es in einer Information des Bündnisses gegen Rechts. Die Zusammenkunft - eine sogenannte Sternkneipe - diene dazu, am Semesterbeginn neue Mitglieder anzuwerben. Zur Sternkneipe kommen mehrere Verbindungen aus dem rechten Spektrum der Deutschen Burschenschaft, neben der Dresdensia Rugia zum Beispiel Germania Halle zu Mainz, Rheinfranken Marburg und Normannia-Leipzig.

 

Die Gießener Burschenschaft Dresdensia Rugia pflegt, trotz gegenteiliger Beteuerungen, demnach nach wie vor engen Kontakt zur politischen Rechten. Bereits vor Jahren galt die Verbindung, die als letzte Gießener Burschenschaft dem rechts-konservativen Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ angehört, als Kaderschmiede der NPD - ein Ruf, der offenbar noch immer zutrifft. Die Dresdensia ist bereits des Öfteren wegen der Aktivitäten ihrer Mitglieder in der NPD in die Schlagzeilen geraten. Sie pflegt ein völkisches Weltbild, ihre Mitglieder verherrlichen den Nationalsozialismus und relativieren den Holocaust.

So sprach Jürgen W. Gansel, NPD-Abgeordneter und ebenfalls ehemaliger Student an der JLU, im sächsischen Landtag 2004 vom angeblichen „alliierten Bombenholocaust“.

Wie Schimmer, hält sich auch Gansel regelmäßig auf dem Haus im Großen Steinweg auf. Dort soll vor wenigen Jahren außerdem zu einer Reihe von Festen unter dem Titel „Wolfstanz“ geladen worden sein, meldet das Bündnis gegen Rechts. Bei diesen Veranstaltungen seien sogenannte PAs (Plattenaufleger) aus dem Bereich des Gothik-Spektrums angekündigt worden, die ihre rechte Gesinnung keineswegs zu verbergen versucht hätten.

Arne Schimmer absolvierte an der JLU ein Studium der Volkswirtschaftslehre. Als Journalist arbeitete Schimmer als Redakteur für die „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“, schrieb zugleich jedoch auch für das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ und die rechtskonservative „Junge Freiheit“.

Für 18 Uhr hat das „Bündnis gegen Rechts Gießen“ an der Einmündung Moltkestraße/Großer Steinweg zu einer Kundgebung gegen den Vortrag aufgerufen.

Erst am vergangenen Wochenende kam es in Wetzlar zu einer Lesung mit Autoren, die der extremen Rechten zugeordnet werden. Michael Paulwitz (Republikaner) und Götz Kubitschek, Chef des Verlags Antaios, stellten im „Wetzlarer Hof“ ihr Buch „Deutsche Opfer, fremde Täter“ vor, für das auch die rechtsextreme DVU wirbt. Die beiden Autoren zählen darin Deutschland zu den „weißen Völkern und Nationen“ und warnen vor Überfremdung: „An die Stelle des deutschen kulturellen Standards und Bildungsanspruchs tritt nichts Besseres, nichts Bereicherndes. Vielmehr hat sich eine massenkompatible Clan- und Sippenverbandswirtschaft und -kultur ausgebreitet, die ohne das typisch deutsche, hoch entwickelte Leistungsethos nimmt, was der Sozialstaat bietet.“