Wo vorher ein Foltermuseum war

Erstveröffentlicht: 
15.10.2011

Möglicherweise feiert die Piusbruderschaft "in Bälde" Alte Messen direkt dem Münster gegenüber.

 

Das "Haus zum Lichtstock" aus dem Jahr 1457 am Münsterplatz hat schon manche Verwendung durchgemacht. Bis vor kurzem gab’s hier ein Tee- und Schokoladenhaus. Davor versuchte in dem alten Gebäude ein Foltermuseum Geld zu verdienen. Und nun kündigt sich eine ganz neue Nutzung an, die mancher kirchlichen Mitarbeiterin ein ungläubiges "Was?!" entlockt. Just gegenüber vom Münster nämlich will angeblich die Priesterbruderschaft St. Pius X. künftig Gottesdienste im Tridentinischen Ritus feiern – also in lateinischer Sprache und die Priester mit dem Rücken zum Kirchenvolk.

Ein Schild im Fenster des Hauses Münsterplatz 12, direkt neben dem Erzbischöflichen Palais, stellt solche Heilige Messen "in Bälde" in Aussicht. Was aber nicht bedeute, dass die Kapelle St. Antonius an der Wiechertstraße in Betzenhausen aufgegeben werden soll, erklärt Pater Franz Failer von der traditionalistischen Bruderschaft, die seit 1975 keinen kirchenrechtlich anerkannten Status in der Römisch-Katholischen Kirche hat. Vielmehr sei die Zahl der Gemeindemitglieder in Freiburg mit 80 bis 90 so groß, dass ein weiterer Gottesdienstraum nötig sei. Und genau der sei den Piusbrüdern vom Besitzer des "Haus zum Lichtstock" angeboten worden. Das Ganze sei mehr eine Privatinitiative und habe keinen offiziellen Charakter, meint Pater Peter Lang.

Es sei noch keineswegs ausgemacht, wann hier Alte Messen gefeiert würden. Der Hausbesitzer selbst wollte sich gestern auf Anfrage der BZ nicht dazu äußern, weil er gerade dabei sei, den Rosenkranz zu beten.

Auf die Frage, was das Dompfarramt von dieser neuen Nachbarschaft hält, verweist es auf das Erzbischöfliche Ordinariat. Der Sprecher der Erzdiözese Freiburg, Robert Eberle, gibt sich allerdings eher zurückhaltend. Die Kirche sei nicht Eigentümerin dieser Immobilie. "Für welchen Zweck dieses Gebäude geeignet ist und wie es künftig tatsächlich genutzt werden soll, können wir als Erzdiözese Freiburg deshalb nicht beurteilen."

Papst machte Ausschluss rückgängig


Die Priesterbruderschaft wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet und lehnt die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ebenso ab wie Religionsfreiheit, Ökumene, Anerkennung des Judentums und Gleichberechtigung von Frauen. 1976 wurde Lefebvre seines Amtes enthoben.

Dennoch weihte er weiter Männer zu Priestern und im Jahr 1988 trotz eines Verbotes aus Rom vier zu Bischöfen, was denen wie Lefebvre selbst die Exkommunikation einbrachte. Diesen Ausschluss aus der Kirche ließ der deutsche Bischof von Rom Benedikt XVI. im Januar 2009 wieder aufheben.