Blockadeversuch des AKW Olkiluoto

Eine der 50 festgenommenen AktivistInnen

Friedliche und bunte AtomkraftgegnerInnen treffen bei dem Versuch die Zufahrtsstraßen zum finnischen AKW Olkiluoto zu blockieren auf unerfahrene und gewalttätige Polizei.

Auf der Straße zum Olkiluoto Atomkraftanlage, Finnland - Früh morgens - die Sonne geht gerade auf - schallen Sambaklänge, Gesänge und Megaphonansagen durch die westfinnischen Wälder. Finnische und internationale Anti-Atom AktivistInnen haben sich heute am Rande der zum Atomkraftwerk Olkiluoto führenden Hauptstraße E8 versammelt um friedlich gegen Atomenergie zu protestieren.

 

Die offizielle Demonstration startete pünktlich 6.30 Uhr am Rande der zum Kraftwerk führenden Hauptstraße. Bereits zu dieser frühen Stunde haben sich ca. 50 AtomkraftgegnerInnen eingefunden, die bunt und laut mit kreativen Transparenten und Musik gegen die Baumaßnahmen am finnischen Atomkraftwerk Olkiluoto sowie die Nutzung nuklearer Technologien zu demonstrieren.

 

Unter den Transparenten befindet sich unter anderem ein 10 Meter langes, leuchtend gelbes Banner mit dem Ausruf: "Close your Fukushima!". 

 

Der erste Blockadeversuch der Hauptstraße E8/ Straße Richtung Olkiluoto erfolgte gegen 6.45 Uhr. Eine Gruppe aus 40 AktivistInnen stürmte die von starker Polizeipräsenz abgeschirmte Straße und schaffte es die Olkiluoto Straße für gefühlte fünf Minuten zu blockieren. Sogleich begannen die Polizeibeamten die Straße unsanft zu räumen. Sie schoben, schubsten und zogen die friedlichen AktivistenInnen nach und nach von der Straße und drängten sie zurück an den für die Demonstration vorgesehenen Straßenrand. Vier AtomkraftgegnerInnen wurden von der Polizei festgenommen und in einem extra für diesen Tag gecharterten gelben Reisebus, der als Gefangenensammelstelle diente, untergebracht.

 

Die auf 60 AktivistInnen angewachsene Demonstrationsgruppe verweilte den restlichen Morgen am Straßenrand, darauf wartend einen weiteren Blockadeversuch der Hauptstraße zu starten. 

 

Die starkbefahrene E8 kreuzt die zum Kraftwerk führende Olkiluoto Straße und ist der meist befahrenste Weg für die Busse, welche die Arbeiter zur Atomanlage bringen.

 

Die E8 oder die Olkiluoto Straße zu blockieren, bedeutet einen  Tag Stillstand im Kraftwerk - das erklärte Ziel der AtomkraftgegnerInnen.

 

An anderer Stelle, in Sorkantie versuchte eine kleine Gruppe von 10 AktivistInnen ebenfalls eine weitere der zum Kraftwerk führenden Seitenstraßen mit einem  fünf Meter hohen Dreifuß zu blockieren. Sofort begann die Polizei die Gruppe einzukesseln und so von den anderen DemonstrantInnen abzuschirmen. Nach einer Stunde erfolgreicher Blockade wurden alle Beteiligten festgenommen und zur Polizeiwache im nahegelegenen Raums transportiert. Die Straßen rund um die Blockade wurden weiträumig abgesperrt und waren nicht einmal für Mitarbeiter der Presse passierbar.

 

Gegen 8.30 Uhr erfolgte ein zweiter friedlicher Blockadeversuch der Hauptstraße. Doch auch dieser wurde schnell durch die hart durchgreifende Polizei damit beendet, dass 50 AtomkraftgegnerInnen festgenommen wurden.

 

Die verbliebenen 30 DemonstrantInnen warteten vorerst auf Verstärkung und freuen sich über Kaffee, Brot und Suppe aus der von Freiwilligen betriebenen Demo-Küche.

 

Frisch gestärkt und in der Zahl erneut gewachsen, vergnügte sich die Demonstrationsgesellschaft mit musizieren, Jonglieren, aktivem Austausch und anderen kreativen Ideen, während weiterhin kleine Gruppen durch die anliegenden Wälder streifen und versuchen die zum Kraftwerk führenden Straßen zu blockieren.

 

Das Überaufgebot an Polizeibeamten vertrieb sich derweil die Zeit mhttp://subversioninternational.wordpress.com/it ausgedehnten Kaffeepausen, eifrigem Zigaretten rauchen, Eis essen und Münzen im Spielautomaten im nahegelegenen Café´ zu versenken . Da stellt sich doch die Frage, wer das zu bezahlen hat? 

 

Um 3 Uhr nachmittags begann die Polizei die ersten AktivistInnen aus dem Arrest zu entlassen. Andere AntomkraftgegenerInnen fuhren mit Minibussen nach Rauma um die Freigelassenen zurück zur Demonstration zu bringen. 

 

Die Demonstration selbst endete mit einem grandiosen Konzert einer Band aus dem 2 Fahrstunden entfernten Turku und einem letzten Blockadeversuch einer Seitenstraße, bei dem weitere 8 AktivistInnen festgenommen wurden, die erst 23 Uhr wieder in die Freiheit gelangten.

 

"Alles in allem eine gelungene Veranstaltung. Nur schade, dass die Straße nicht länger blockiert werden konnte und die Polizei so extrem brutal gegen die bunte und friedliche Demonstrationsgesellschaft vorgegangen ist!", findet Nelli Korkeala, eine der Organisierenden, die an diesem Tag Mitglied der Media-Group war und somit für Interviews zur Verfügung stand. 

 

Verglichen mit Demonstrationen in Deutschland, wirkte das Vorgehen der Polizei unorganisiert und unerfahren. Es kamen zwar weder Tränengas, Wasserwerfer noch Schlagstöcke zum Einsatz, jedoch führte die nicht vorhandene Erfahrung mit Blockaden dazu, dass etliche Arme beinah ausgekugelt wurden, als einzelne Polizeibeamte versuchten Blockierende an nur einer Hand von der Straße zu schleifen. Auf den Einwand eines Mitglieds der Law-Support Group, dass die Beamten nach finnischem Gesetz erst drei Ansagen zur Räumung zu leisten hätten, bevor es ihnen erlaubt sei, die Straße tatsächlich zu räumen, erwiderte ein Beamter: "Auf der Straße entscheidet nicht das Gesetz, sondern die Polizei!". Diese eigenwillige Auslegung des finnischen Gesetzes mussten auch die Gefangenen am eigenen Leib erfahren, als ihnen die Matratzen für die Zellen aus bloßer Willkür verweigert wurden.

 

Die finnische Polizei zeigte sich an diesem Tag von einer sehr gewalttätigen und unprofessionellen Seite, die von Ausflügen zu Spielautomaten und stundenlangen Kaffeepausen nur noch unterstrichen wurde. 

 

Die DemonstrantInnen bekräftigten ihr friedliches und kreatives Dasein hingegen mit Musik, Gesängen, Seifenblasen, Kreidebildern und etlichen weiteren bunten Ideen gegen Atomenergie und für eine sichere und saubere Zukunft.