Vortrag m. Diskuss. Atomkraft [Gegenstandp.]

Fukushima Eine Katastrophe, die alles ändert? - Vortrag mit Diskussion 12.05.2011 - 19:30 Uhr  Stuttgart, Altes Feuerwehrhaus Süd

 

Donnerstag,
12.05.2011
19:30 Uhr
Fukushima
Eine Katastrophe, die alles ändert?

Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima - alles nur "Restrisiko"?
Was lernt die Regierung aus "Fukushima"?
   Was sie schon vorher wusste:
   Ein sofortiger Ausstieg ist unmöglich! - Warum?
Warum nehmen Staaten den Super-GAU in Kauf?

Vortrag mit Diskussion

Ort: Stuttgart, Altes Feuerwehrhaus Süd, Möhringer Str. 56 (Eing. Erwin-Schoettle-Platz)
        U1, U14, Bus 42 - Haltestelle Erwin-Schoettle-Platz

Flyer mit ausführl. Text: http://www.gegenstandpunkt-s.de/downloads/T110512F.pdf
Plakat z. Bewerben der Veranstaltung: http://www.gegenstandpunkt-s.de/downloads/T110512P.pdf


Im japanischen Fukushima ist wieder einmal eingetreten, wovor die Gegner der Atomenergie seit 40
Jahren warnen: Im Gefolge von Erdbeben und Tsunami sind mehrere Meiler außer Kontrolle geraten,
explodieren, setzen Radioaktivität frei, machen Teile Nordjapans vielleicht auf Jahrzehnte oder
länger unbewohnbar, verseuchen die ansässige Bevölkerung und bedrohen die 40-Millionen-Region
Tokio mit radioaktivem Niederschlag.
Dass die Regierungen in Japan und den anderen Atomenergie nutzenden Staaten von dem Ereignis
überrascht worden wären, stimmt nur in einer Hinsicht: Sie setzen beständig darauf, dass der
GAU, der „Größte Anzunehmende Unfall“, und Schlimmeres, das sie längst haben definieren und
ausrechnen lassen, schon nicht eintreten wird. Ihre Fachleute schätzen das Risiko solcher Katastrophen
ab und weisen ihm eine – sehr kleine – Wahrscheinlichkeit zu, die man dann als „Restrisiko“
großzügig ignoriert.
Wenn der Katastrophenfall eintritt, steht die betroffene Nation mehr oder weniger da wie nach einem
stattgefundenen Krieg: Ein Verlust an Bevölkerung durch Verstrahlung und ansteigende Krebsraten
schmälert die lebendige Staatsgrundlage; ganze Regionen sind dauerhaft für geschäftliche
Nutzung unbrauchbar; statt kapitalistischen Wachstums fallen ungeheure Kosten für Sicherung und
Einschließung der strahlenden Ruinen an, die das Sozialprodukt und den Staatshaushalt belasten
und die Nation in der Konkurrenz mit ihresgleichen um Größenordnungen zurückwerfen können.
Schon gibt es Spekulationen über einen Niedergang Japans. Das, nichts anderes, ist es, was politische
Führer tatsächlich nachdenklich macht. Bundeskanzlerin Merkel, immerhin studierte Physikerin,
jedenfalls zeigt sich erschüttert darüber, dass das ausgerechnete „Rest“-Risiko einer Katastrophe
tatsächlich eintritt.
·  Das wirft die Frage auf, warum kapitalistische Staaten ihre Bevölkerungen jahrzehntelang und
weiterhin diesen – auch für die Staatsmacht selbst bedrohlichen – Risiken aussetzen. Nur damit
die Wohnungen warm sind und die Handys Saft haben?
·  Worum geht es bei der Stromversorgung kapitalistischer Staaten, dass man dafür Gefahren wie
im Krieg eingeht?
Jetzt will die Regierung Merkel – anders als praktisch alle anderen Regierungen des Globus – aus
der Katastrophe gelernt haben: Sie stellt das soeben beschlossene Gesetz zur Verlängerung der
AKW-Laufzeiten in Frage und will den Ausstieg aus der Atomenergie-Erzeugung beschleunigen.
Was ist heute anders als in den Zeiten von Harrisburg und Tschernobyl, als die Katastrophen den
Vorgänger-Regierungen kein Umdenken abverlangten? Was muss alles erfüllt, welche Anforderungen
müssen gewährleistet sein, dass eine Bundesregierung die Wahnsinns-Technologie tatsächlich
für verzichtbar hält?
Darüber will die politische Chefin des Weltmarktführers auf dem Feld der erneuerbaren Energietechniken
drei Monate lang nachdenken, um dann zu entscheiden, ob und wie viele alte Meiler abgeschaltet
werden sollen und wie lange sie die neueren weiterlaufen lassen will. So viel scheint bei
allem „Umdenken“ allerdings von vornherein festzustehen: Wenn erst ein Ausstiegsszenario und
neue Laufzeitgrenzen von 10 bis 20 Jahren vereinbart sind, ist das gerade erst als „unvertretbar“
erkannte Restrisiko wieder voll „vertretbar“.
Was also lernt die schwarz-gelbe Koalition aus der Fukushima-Katastrophe?
Und welche „energiepolitische Alternative“ bietet die rot-grüne Opposition?
Was also kann man aus der Energiepolitik vor und nach Fukushima über Grund und Zweck der
Energieversorgung im Kapitalismus lernen?