Inkompetenz der Stadtbau und ihre Mittäter_innen.

M1

Am 14. März 2011 bildete sich vor dem besetzten M1-Gelände eine Kolonne von mindestens zehn Wägen (welche von ihren Besitzer_innen als Wohnraum genutzt werden). Ihr Ziel war  gemeinsam über die Merzhauserstraße und die Lörrracherstraße zum Alpenverein zu gelangen. Am frühen Abend fand in den Räumlichkeiten dieses Vereins eine Infoveranstaltung der Stadtverwaltung statt. Thema war die Bebauung des M1-Geländes. Die zehn Fahrzeuge stellten sich demonstrativ mit Transpis behangen auf den Parkplatz des Veranstaltungsgebäudes.


Mit einem Infotisch und Flyern direkt neben dem Eingang machten wir auf die aktuelle Situation der Wagenburgen in Freiburg und die negativen Aspekte des Bauprojekts, welches auf M1 entstehen soll, aufmerksam. Wir können sagen, dass dies bei den meisten Besucher_innen der Veranstaltung positiv aufgenommen wurde.


Zur Veranstaltung hatte Herr Wulf Daseking, Leiter des Stadtplanungsamts, eingeladen. Annette Schubert, die Referentin von Oberbürgermeister Dieter Salomon, Jack Huttmann, von der Vereinigung Freiburger Sozialarbeit, Projektleiter beim beauftragten Berliner Architekturbüro Barkow-Leibinger und Mathias Lebhold, von der Freiburger Stadtbau (FSB), in deren Auftrag gebaut wird, kamen zur Unterstützung. Nach einer schäbigen PowerPoint-Präsentation und ein paar zu leise gesprochenen und schwammigen Infosätzen wurde es den ca. 60 Besucher_innen endlich gestattet, Kritik zu äußern.


Kritik gab es viel. So waren Bewohner_innen der Vauban gegen die geplante Bauhöhe, welche ca. 6,50m vom ursprünglichen Bebauungsplan abweicht und die wegfallende Begrünung ebenso wie der vorgesehene Infopoint. Die „Vergrößerung“ des Betonklotzes stieß allgemein auf starkes Unverständnis.


Viele  kritische Punkte, welche auch auf den vorher von Wägler_innen verteilten Infoflyern standen, wurden den Veranstalter_innen entgegengebracht. Doch wir kritisieren nicht nur die Änderungen im Bebauungsplan, sondern den Bau an sich.


Wer glaubt schon wirklich, dass diese gewinnorientierte Institution auf einer so kurzfristig/eilig anberaumten Veranstaltung auf die Kritik und Vorschläge besorgter und hintergangener Bürger_innen eingehen wird?


Ob Passivbauweise oder nicht: Die Durchsetzung eines solchen Bauvorhabens ist garantiert nicht ökologischer wie die bisherige Wohnform die das Gelände zu Zeit nutzt.


Alles wirft einen Schatten, auch euer geplantes Gebäude mit einer Höhe von 21,45m. Das weiß jedes Kind. Da können Statdbaubroschüren mit Bildbearbeitungsprogrammen lange bearbeitet werden um Betrachtende zu täuschen. Hier und da noch einen Baum hinein gelayoutet, Dach und Fassade grün bepinselt und da haben wir unser Green-Washing-Komplex. Bei der Höhe und Massivität wurde getrickst. Es wirkt betrügerisch, wenn diese Broschüren verteilt und ausgelegt werden.


In wie weit erklärt sich der Begriff „innovativ“ in Bezug auf den geplanten Hotelkomplex und teurer Eigentumswohnungen? So wird bereits im April einem Teil, der bisher mehr als 35 Menschen bewohnten Wagengruppe, ihr Wohnraum genommen. Im Juli soll sich der Rest der Gruppe dann, nach Wünschen der Stadtverwaltung, am liebsten in Luft auflösen. Und dann werden aus einem so innovativen und integrativen Hotel, das nach einigen Jahren vermutlich doch nicht mehr so wirtschaftlich ist und von Unterstützer_innenvereinen getragen werden muss, Eigentumswohnungen für „unsere“ Vorsitzenden der Grünen, der Stadtbau oder verwandelt sich zu Leerstand.


Nun einige Sätze zu Herrn Jack Huttmann von der „Vereinigung Freiburger Sozialarbeit“. Ein Mensch, der andere als „behindert“ bezeichnet, schließt diesen dadurch schon aus. Integrativ ist das nicht. Das Wort „behindert“ sollte nicht benutzt werden um Menschen mit Beeinträchtigungen zu betiteln.

Das sollte ein Mensch, der sich mit sozialer Arbeit befasst, wissen. Da stellt sich doch die Frage, wie so ein unreflektierter Mensch damit beauftragt werden kann, ein Konzept eines integrativen Hotels mit Barrierefreiheit für benachteiligte Menschen zu planen? Und wie barrierefrei und integrativ das Konzept nun in die Realität umgesetzt werden möchte lässt sich daraus, hoffentlich, nicht ableiten. Sicher ist lediglich, dass maximal das Erdgeschoss barrierefrei wird. Zudem ist es Standard eines jeden Hotels, dass mindestens drei Zimmer für Rollstuhlnutzung konzipiert sind. So ist auch dies keine Innovation, die sich die Bauherr_innen auf ihre Kappe schreiben können.


Auf die Frage, was mit Kommando Rhino geschehen soll, antwortete Annette Schubert, der Referentin von Oberbürgermeister Dieter Salomon, mit der wir auch im Gespräch stehen. Dabei wiederholte sie, wie so oft, dass es seitens der Stadt keine Lösung für die Menschen, welche hier Leben, geben wird. Wieder schob sie den Gemeinderatsbeschluss von 1996 vor. Vielleicht liegt es an der arroganten Art von Annette oder am Ruf der Stadt, dass Sie abermals das Angebot einen Teil der Gruppe auf Schattenparker abzuschieben betonte. Wir empfinden es als positiv, dass ihr schnell das Sprechen schwergemacht wurde und zum hoffentlich letzten Mal mitgeteilt wurde, dass eine Ghettoisierung von Wägler_innen nicht stattfinden wird!


Schön zu wissen ist, dass das Trafo-Häuschen auf unserem Wagenplatz gar nicht zwingend schon im April oder Mai abgebaut werden muss. Denn es wäre möglich, den Strom der Vauban auch auf mindestens sieben andere Trafohäuschen umzuleiten. Besser noch ist die Möglichkeit´, einfach ein neues zu kaufen. So gäbe es keinen Tag Stromausfall, anders als von Herrn Wulf Daseking behauptet, wenn das Trafohäuschen erst kurz vor Baubeginn, wie gefordert, umgesetzt würde. Warum er trotzdem an einer Umsetzung schon im April festhält, blieb ungeklärt.


Wie so vieles, da Herr Wulf Daseking von Anfang an mit einer zynischen und zickigen Laune klarstellte, dass er eigentlich gar kein Interesse am Mitbestimmungsrecht der betroffenen Bürger_innen hat.


Als die Kritiker_innen mehr und mehr auf eine vernünftige Aussage und Ernstnahme der Anliegen bestanden, brach Wulf die Veranstaltung ab. Das zeigt, dass keinerlei Auseinandersetzung mit den Bauplanänderungen, dem Bau selbst und/oder den Menschen von Kommando Rhino stattfindet oder stattfinden soll.

Für uns war die Veranstaltung völlig unbefriedigend!


Schön war es, mal wieder so viele Wägen in einer Kolonne, auf der Straße zu sehen.

Auch war zu sehen, dass es viele Menschen gibt, welche Bedenken am M1-Projekt haben und hinter uns stehen.

 

Miethaie zu Fischstäbchen!

Kein Wohnraumdiebstahl durch die Stadtbau und ihre Mittäter_innen!

Keine Räumung von Kommando Rhino!

 

Einige Wägler_innen