Junge Antifaschisten aus Bochum wollen Nazis das Handwerk legen

Erstveröffentlicht: 
21.02.2011

Bochum. Seit rund drei Jahren macht die Antifaschistische Jugend Bochums mobil gegen rechte Umtriebe.

 

Se sind jung, sie sind wütend und sie sind gegen Nazis. Die 19-jährige Nicole und der 18-jährige Kevin (Namen von der Red. geändert) fühlen sich zugehörig zur „Antifaschistischen Jugend Bochum (AJB)“. Drei Jahre ist es her, da ärgerten sich die Menschen im Ehrenfeld über diesen „Thor-Steinar-Laden“ an der Oskar-Hoffmann-Straße. „Das war die Zeit, als wir aktiv geworden sind“, sagt Kevin. „Wir“, das seien junge Leute im Alter zwischen 15 und 30 Jahren.

Nicht wie eine Partei oder ein Verein organisiert sich die Gruppe. Viele von ihnen sind Bochumer Schüler, wie Nicole und Kevin. Ihre Vereinszeitung ist das Internet. Auf Portalen wie linksunten.indymedia tauschen sie sich aus. Über Telefonketten mobilisieren sie wenn es sein muss in Minutenschnelle zehn, zwanzig Leute: „Uns sind die Nazis einfach auf den Senkel gegangen“, sagt Kevin. Nicole stimmt zu und spricht von „legitimen Angriffszielen“.

 

Staatsschutz beobachtet das Treiben


Das klingt nach linker Sprache, die die 68er einst nutzten und die Bader-Meinhof-Gruppe und später die RAF zu verschwurbelten Pamphleten zurechtdrechselten. „Damit haben wir nichts zu tun“, sagen die beiden Schüler und sind sich doch sicher, öffentlich etwas bewegen zu wollen.

Konkret: Bei der Sitzblockade gegen die so genannte Mahnwache der Rechtspopulisten von Pro.NRW am 26. März an der Hattinger Straße habe die AJB mitgemischt. Dabei seien sie stets aktiv, wenn es darum geht, Info-Stände der NPD oder anderer rechter Gruppen zu stören.

Der Staatsschutz beobachtet das Treiben, das sich manchmal am äußersten Rand der Legalität bewegt, sorgfältig. Die Polizei schreitet ein, wenn, wie bei der Demo gegen die Pro-NRW-Aktivisten, Straßen blockiert werden. Grenz- wertig seien die Veröffentlichung von Steckbriefen Namen, Fotografien und detaillierten Informationen im Netz.

Vor allem der jetzt angeklagte 19-jährige NPD-Aktivist geriet wegen seiner angeblich obskuren Aktionen in den letzten Monaten ins Visier der Antifa-Leute. „Der Typ ist gefährlich“, glauben Nicole und Kevin. Wie die jetzt erhobene Anklage zeige, könnten die beiden jugendlichen Linken damit richtig liegen.

 

„Gewalt gegen Personen lehnen wir ausdrücklich ab"


Das Ziel der jungen Leute, die nach eigenen Angaben die modernen Medien gezielt nutzen, um sich gegenseitig zu informieren und auszutauschen, sei es, die rechten Strukturen zu zerschlagen: „Gewalt gegen Personen lehnen wir dabei ausdrücklich ab“, so Nicole.

Gewalt gegen Dinge scheinen jedoch nicht ausgeschlossen. Obwohl sie über ihre jeweils konkreten Beteiligungen nicht sprechen, so begrüßen sie dennoch Aktionen wie die vom November vergangenen Jahres, bei der bislang unbekannte Täter den Kopf des Kriegerdenkmals in Langendreer abtrennten.

In ihren Pressemitteilungen hatte sich die AJB in der Vergangenheit äußerst kritisch mit dem Verhalten der Polizei auseinandergesetzt. Etwa konkret zu dem jetzt Angeklagten 19-Jährigen, der mit vollem Namen genannt wird (was wir hier nicht tun). „Ansonsten lässt der Bochumer Staatsschutz den jugendlichen Pyromanen recht frei agieren. Die AJB hält dies für skandalös, auch im Anbetracht der Tatsache, dass er ständig eine Gaspistole mit sich führt.“

 


 

Blick zurück:  Antifaschismus

 

Mit den antifaschistischen Organisationen in den 20er und 30er fühlen sich die Jugendlichen in Bochum verbunden. Ähnliche Gruppen wie die jetzt gegründete gab es im Bochum schon einmal Anfang der 90er Jahre. Damals nannte man sich F.A.U.S.T.