Rund 120 Menschen versammelten sich am Montag im Duisburger Kantpark vor dem Wilhelm-Lehmbruck-Museum um dort gegen die stattfindende Lesung von Thilo Sarrazin zu demonstrieren. Kurzfristig war bekannt geworden, dass der Museumsdirektor im Rahmen einer Ausstellung zum Thema Integration dem Rassisten die Bühne überlassen wolle um so seinen rasstischen und sozial-darwinistischen Thesen Öffentlichkeit zu verschaffen. Hier bei gilt es für uns vor allem das Verhalten der Stadt aufs schärfste zu kritisieren, welche sich wohl wollend hinter die Veranstaltung mit dem Hetzer Sarrazin stellte. "Man müsse sich der Diskussion stellen." so der Oberbürgermeister Adolf Sauerland.
Unter dem Motto "Kein Platz für antimuslimische Hetze!" protestierten MigrantInnen, AntifaschistInnen und Linke lautstark und entschlossen gegen die Veranstaltung. Nach einigen Redebeiträgen zum Thema sowie zahlreich verteilten Flugblättern löste sich die Kundgebung auf und die TeilnehmerInnen setzten sich vom Kantpark aus in Bewegung. So schafften sie es zügig und entschlossen sich bis auf wenige Meter vor den Museumseingang zu stellen. Dadurch gelang es den Protest auf Hör- und Sichtweite und vor die Augen der BesucherInnen zu tragen, welche uns mit lauten Rufen ihre Zustimmung zu den „Thesen“ Sarrazins signalisierten. Zudem flogen einige Schneebälle und vereinzelt auch Silvesterknaller in Richtung Museumseingang. Die zum Großteil jugendlichen DemonstrantInnen wurden mit einem unverhältnismäßigen Einsatz von Schlagstöcken und dem Einsatz von Polizeihunden aufgehalten, widerstanden jedoch dem Einschüchterungsversuch und blieben bis auf weiteres vor dem Museum stehen. In der Zwischenzeit wurde Thilo Sarrazin durch seine Personenschützer durch einen Hintereingang ins Museum geschleust und auch die Polizei bemühte sich engagiert darum, dessen persönliche Unversehrtheit zu garantieren. Nachdem etwa eine Stunde lang Parolen in den Veranstaltungsort hallten, machten sich die verbliebenen Demonstranten anschließend auf den Weg in die Duisburger Fußgängerzone um eine Spontandemonstration durchzuführen. Diese ging vom Livesaver-Brunnen über den Weihnachtsmarkt und endete schließlich ohne weitere Vorkommnisse am Vorplatz des Duisburger Hauptbahnhofs.
Angesichts der knappen Mobilisierungszeit und den verschneiten Verkehrswegen kann man mit dem Protest durchaus zu Frieden sein, wobei in Anbetracht der gesamtgesellschaftlich Relevanz und der Gefahr die von dem herrschenden Diskurs gegen die Unterschicht und MigrantInnen ausgeht, eine stärke Präsenz und Handlungsbedarf der Linken und AntifaschistInnen von Nöten wäre. Hierfür werden wir auch in Zukunft weiter die Diskussion mit anderen Gruppen suchen und Aktivitäten und Kampagnen entwickeln müssen, um politisch handlungsfähiger zu werden und die Angriffe der neoliberalen Elite auf MigrantInnen, Muslime und Arbeitslose etwas entgegenzusetzen.
Neben dem massiven Protest in Hör- und Sichtweite der Veranstaltung, konnten wir unser Anliegen durch eine Spontandemonstration weiter verdeutlichen und einige BesucherInnen der Innenstadt erreichen. Auch in Zukunft werden wir jegliche Versuche, rechtspopulistische und rassistische Inhalte in Duisburg zu etablieren verhindern und breiten Widerstand dagegen organisieren! Egal ob von Rechts oder aus der Mitte der Gesellschaft.
Den rassistischen Konsens brechen!
Stoppt die antimuslimische Hetze!
Hoch die internationale Solidarität!
Bericht des Netzwerks gegen Rechts • Der Westen • Aufruf • PM des Marxloher Bündnis