Zwei Wochen ist es nun her, dass wir mit der militanten Kampagne einen Versuch gestartet haben, militante Politik im Ruhrgebiet in kollektiver Form zu etablieren. Mit dem Aufruf, "das in Stein gehauene Geschichtsverständnis der Deutschen im Ruhrgebiet anzugreifen", haben wir dabei einen Weg gefunden, das, was bisher klandestin von einzelnen Aktionsgruppen im Ruhrgebiet geplant und durchgeführt wurde (z.B.: Unna: Auto ausgebrannt / Uni-Bochum: Farbanschlag auf Toto und Harry) in einer Form umzusetzen, an der sich Autonome aus dem ganzen Ruhrgebiet niedrigschwellig und teils ohne Absprachen/Kenntnis untereinander haben beteiligen können.
Nachdem zum Start der Kampagne am 14.11. , dem sog. "Volkstrauertag", 10 Treffer zu vermelden waren, wurden im Aktionszeitraum vom 14. bis zum 28.11. mit 8 weiteren "Ehrenmälern" bzw. dem Büro des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge in Essen insgesamt 18 Aktionen gezählt. Hinzu kommen in der Woche vor dem 14.11. insgesamt 4 weitere Treffer in Bochum, die unsererseits allerdings bisher übersehen wurden und deshalb nicht ausreichend gewürdigt werden konnten. Seit unserem letzten Newsupdate vom 23.11. hat es mit dem Farbbombem- und Grafitti-Anschlag in Essen und der Ehrenmalattacke in Bochum zwei Treffer im mittleren Ruhrgebiet, mit der zweiten Farbattacke auf ein Ehrenmal in Haltern am See und der Farbattacke in Herne zwei weitere Treffer im nördlichen Ruhrgebiet gegeben.
Zwar hätten wir uns gewünscht, die 20 zu knacken, denken aber, dass sich auch eine Highscore von 18 Treffern innerhalb von zwei Wochen sehen lassen kann. Mit Sicherheit lässt sich das im nächsten Jahr noch überbieten !
Die oben bereits angerissene Verlagerung der Planung und Durchführung der Aktionen weg von informellen Gruppen hin zu einer Partizipation weiterer Kreise der autonomen Szene ist nicht bloß netter Nebeneffekt, sondern stand vielmehr im Zentrum der von uns initiierten Kampagne. Uns ging es weniger um irgendwelche blöden Denkmäler, als vielmehr um die Etablierung kollektiver Handlungsfähigkeit einerseits, der Etablierung der Region Ruhr als Ort autonomer & linksradikaler Politik andererseits. Wir wissen, dass man mit Farbanschlägen auf Denkmäler noch keine Perspektive auf die Emanzipation unserer Lebensverhältnisse, auf eine wie auch immer befreite Gesellschaft aufgeschlagen hat - und wir nehmen uns in dem, was wir tun, auch nicht allzu ernst. Aber uns ist es ernst darum gelegen, wenn wir sagen, dass wir mit dieser Kampagne wie auch mit den vielen anderen autonomen & linksradikalen Initiativen und Aktivitäten in der Region Ruhr, bei denen wir unsere Finger mit im Spiel haben, versuchen wollen, eben die kollektive Entwicklung und Wiederaneignung einer solchen Perspektive zurück auf die Agenda setzen wollen. Eine solche Aneignung ist zwar, und da geben wir den in den letzten 10 Jahren im Ruhrgebiet tonangebenden Strömungen Recht, in erster Linie die richtige Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse. Aber wir denken auch, dass sie sich nur realisieren kann durch den Aufbau handlungsfähiger Gruppen und Netzwerke, durch das Führen der richtigen Praxis. "Wir sind an der Seite derer, die sich organisieren."
Und wie geht es nun weiter mit der autonomen Linken im Ruhrgebiet ?
Im Antifa-Bereich weisen wir auf den Adventskalender der Dortmunder Antifaschist_innen hin, bei dem nun zum dritten mal in Folge ruhrgebietsweit einige bisher unbekanntere Neonazis ins Visier genommen werden.
Aber auch abseits der Aktivitäten gegen Neonazis tut sich was: Auf autonomelinkeruhr.wordpress.com wird ein Autor_innenkollektiv versuchen, autonome & linksradikale Politik in der Region Ruhr nicht nur umfangreich journalistisch zu begleiten, sondern von hier aus die Initiative zu forcieren und auf den Aufbau autonomer Organisationsstrukturen hinzuwirken.
Am 4. Dezember findet in der Ruhr-Uni Bochum der zweite "...UmsGanze!"-Kongress zu Arbeit und Krise statt.
Außerdem gibt es ja noch die Vollversammlung für autonome Politik in NRW, die am 27.11. nun schon zum dritten mal getagt hat.
Die Übersicht über alle Treffer der militanten Kampagne, samt Dokumentation in fotographischer Form sowie einiger Lokalzeitungs-Artikel folgt nun zum Abschluss.
Hauptartikel zur Kampagne: #1: (Ruhr) Angriffe auf Kriegerdenkmäler #2: (Ruhr) Newsupdate #1 Militante Kampagne
Karte zur Kampagne // Stand: 28.Nov :
Chronik:
14.Nov.: Aktionen gegen Heldengedenken in Unna
Bergkamen:
Fröndenberg: Dellwig
Hamm: Ostenallee #1 / #2
Lünen: #1 / #2
14.Nov.: Mülheim a.d. Ruhr: Kriegsdenkmäler beschädigt
14.Nov.: (Ruhr) Angriffe auf Kriegerdenkmäler
Ruhrnachrichten: Mahnmal auf dem Annaberg geschändet
Ruhrnachrichten: Autonome Gruppe bekennt sich in Schreiben
Ruhrnachrichten: Polizei-Meinung: Schändung an Mahnmalen war verabredet
15.Nov.: Kriegerdenkmal in Schwerte jetzt pink
Ruhrnachrichten: Unbekannte beschmierten Kriegerdenkmal in Westhofen
Ruhrnachrichten: Farbattacke kein Einzelfall - Aufruf im Internet aufgetaucht
Ruhrnachrichten: Ehrenmal ist wieder sauber
DerWesten: Ehrenmal wurde beschädigt
14.Nov: „Mach`s noch mal Sam...“ - Linksradikales Bochumer Brauchtum geht weiter
DerWesten: Polizei: : Kriegsdenkmal wurde „enthauptet“
DerWesten: Staatsschutz ermittelt nach Diebstahl am Ehrenmal
16.Nov: (Ruhr) Farbattacke auf Denkmal in Mülheim
23.Nov: Farbeier für den VDK e.V.
23.Nov: Kripo ermittelt schon wieder am Ehrenmal
DerWesten: Unbekannte setzen Denkmal Frankenstein-Kopf auf
28.Nov: (Ruhr) Erneute Farbattacke in Haltern am See
Ruhrnachrichten: Mahnmal in Sythen: Erneut Farbattacke von Autonomen
Ruhrnachrichten: Farbspuren am Sythener Mahnmal beseitigt
28.Nov: (Ruhr) Ehrenmalattacke in Bochum
28.Nov: (Ruhr) Farbattacke in Herne
Polizeipresse Bochum: Kriegerdenkmal mit Farbe besprüht