Im Rahmen der militärischen Zerschlagung Nazideutschlands bombardierten alliierte Fliegerverbände am 16. Januar 1945 Magdeburg. Dies nimmt die lokale Naziszene seit 1999 zum Anlass ihres „Trauermarsches“. In den vergangenen Jahren entwickelte sich diese Veranstaltung zum Auftakt des Februaraufmarsches in Dresden, sodass letztes Jahr für beide Veranstaltungen über eine gemeinsame Domain mobilisiert wurde. In den vergangenen drei Jahren nahmen zwischen 700 und 900 Nazis an den Aufmärschen in Magdeburg teil.
Das Ziel der Nazis ist es, ihre geschichtsrevisionistische Darstellung des Zweiten Weltkrieges in der Öffentlichkeit zu verankern. Die Bombardierung deutscher Städte wird ohne den historischen Kontext betrachtet. Ausgeblendet wird unter anderem die deutsche Kriegsschuld sowie die Verantwortung der deutschen Bevölkerung für die Angriffskriege und den Holocaust. Auf diese Weise werden aus deutschen Tätern „unschuldige Opfer“ gemacht – und die Geschichte auf den Kopf gedreht.
Magdeburger Naziszene
Der aktive Teil der lokalen Neonaziszene, wozu neben den altbekannten Mitgliedern der ehemaligen Kameradschaft „Festungsstadt Magdeburg“ auch viele jugendliche Nazis zählen, organisiert sich fast ausschließlich in der NPD und ihrer Jugendorganisation JN. Diese schaffte 2009 den Sprung in den Magdeburger Stadtrat lediglich mit einem Mandat, anstatt wie geplant in Fraktionsstärke. Derzeit bereiten sich die Nazis intensiv auf die Landtagswahlen am 20. März in Sachen-Anhalt vor. In vielen Vierteln landeten schon die ersten NPD Flyer im Briefkasten und es werden immer wieder unangekündigte Wahlkampf-Infostände aufgebaut. Der „Trauermarsch“ dient so neben der internen Identitätsstiftung auch als Wahlkampfauftakt für die Landtagswahlen.
Neben den organisierten gibt es auch zahlreiche unorganisierte Nazis sowie personelle Überschneidungen mit Hooligangruppen und der rechtsoffenen Magdeburger Oi!-Szene. Von rechten Hools und überwiegend unorganisierten Nazis gehen derzeit die meisten Übergriffe auf Migrant_innen, alternative Jugendliche und Antifaschist_innen aus.
Linke Politik und Subkultur muss in Magdeburg stets gegen Nazis verteidigt werden. Um den antifaschistischen Selbstschutz weiter auszubauen, müssen Nazis konsequent bekämpft, linke Freiräume geschaffen und die bestehenden Strukturen besser vernetzt werden.
Zivilgesellschaftlicher Protest
Anders als beispielsweise in Leipzig, wo anlässlich vom Nazidemonstrationen tausende Bürger_innen auf die Straße gehen, scheitern die Konzepte der Magdeburger Vereine und Initiativen Jahr für Jahr an der geringen Beteiligung. Die jährlichen Gegendemonstrationen des „Bündnisses gegen Rechts“, bei denen sich teilweise nur 50 Menschen inklusive Oberbürgermeister und Stadträten versammelten, wurden 2009 durch das Konzept der „Meile der Demokratie“ ersetzt. Durch Stände, Bühnen und sonstige Veranstaltungen wird die wichtigste Straße in der Innenstadt, der Breite Weg, anmeldetechnisch blockiert. In den vergangenen zwei Jahren wirkte die Meile verlassen und leer, bot jedoch für aktivere Antifaschist_innen Raum, um sich durch die Innenstadt zu bewegen. An einer Blockade des Aufmarsches sind die Vereine des „Bündnisses gegen Rechts“ trotz den Erfolgen in Dresden und Leipzig nicht interessiert. Die Protestmeile dient der Imagepflege der „Ottostadt Magdeburg“, während der Aufmarsch zivilgesellschaftlich ignoriert wird.
Naziaufmarsch blockieren!
Antifaschistische Zusammenhänge mobilisieren zu verschiedenen Aktionen am 15. Januar. Das Ziel ist die Blockade des Naziaufmarsches durch direkte Aktionen und zivilen Ungehorsam. Das Blockadekonzept wird allen Interessierten im Vorfeld auf Infotreffen oder am 15. Januar auf einer angemeldeten Kundgebungen vor Ort vermittelt. Weitere Informationen zu Treffpunkten, Veranstaltungen und Kundgebungen wird es auf blockierenmd.tk geben.
Naziaufmarsch blockieren statt ignorieren – den antifaschistischen Selbstschutz aufbauen!
Autonome Antifaschist_innen aus Magdeburg