In Gedenken an die Opfer der Nazis in Velbert

In Gedenken an die Opfer der Nazis in Velbert - Flugblatt

Wir gedachten heute zum Jahrestag der Progromnacht der ermordeten, gequälten und verfolgten Juden  und sämtlicher Opfer nazistischer Herrschaft. Heute vor 72 Jahren starben auch 10 jüdische Mitbürger im Kreis Mettmann. Anlässlich dieser Greueltaten nahmen wir Velberter Antifaschisten zuerst an einer Kranzniederlegung der Velberter Gesamtschule teil und hielten im Anschluss eine 2stündige Kundgebung am zentral in der Innenstadt gelegenen Friedrich-Karrenberg-Platz. In Gedenken an die 10 ermordeten Juden aus dem Kreis Mettmann entzündeten wir als Zeichen des Widerstandes, der Trauer und des Friedens 10 Kerzen und legten 10 weiße Rosen nieder und wiesen auch durch Kreidezeichnungen auf das Anliegen des heutigen Tages hin.

 

In mehreren Redebeiträgen gingen wir auf die Ereignisse der Reichsprogromnacht sowie den anhaltenden Rechtstrend in unserer Gesellschaft ein, informierten über die aufstrebenden Nazi-Bewegungen in Velbert und verteilten an interessierte Bürger 1000 Flugblätter, die diese Inhalte thematisierten. Vorallem mit älteren Bürgern kamen wir ins Gespräch, die uns für unser Engagement lobten und uns ihre Sicht der Dinge nahelegten. Jüngeren Bürgern und Jugendlichen konnten wir in Gesprächen Anreize geben, über diese Dinge nachzudenken. Über 1.400 Synagogen und Betstuben, tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen nochmals Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben. Auch jüdische Bewohner der damals eigenständigen Städte Velbert, Neviges und Langenberg wurden verfolgt, an diese heute noch sogenannte Stolpersteine vor ihren letzten Wohnstätten erinnern sollen.

Der Wandel der im Dritten Reich durch Deutschland ging, war kein plötzlicher Rechtsruck, er erfolgte langsam und stetig aus der Mitte heraus. Genauso aus der Mitte, wie heute, wenn Stimmungsmacher wie Horst Seehofer oder Thilo Sarazzin gegen Minderheiten hetzen, Bild-Zeitung und Co. diese Vorlagen dankend annehmen um die “Überfremdung” und die angebliche Ausbeutung des Sozialsystems durch ausländische Mitbürger anprangern.

Die Schrecken von Nationalsozialismus, Faschismus und Rassismus aus dem Dritten Reich sind natürlich um nichts in der Welt mit der heutigen Situation gleichzusetzen, gleichwohl, dass erneut auf biologische oder soziale Unterschiede gezielt, ein Feindbild kreiert und auf die Außenseiter der Gesellschaft eingeprügelt wird.

Wir als junge, politikbewusste Antifaschisten aus Velbert haben schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass sich etwas in unserer Gesellschaft vollkommen falsch entwickelt hat und es noch immer tut: Wenn die Mitte immer mehr nach rechts abdriftet, so ist es fatal und verkehrt. Dies geschieht jedoch nur, in dem Rassismus auch immer mehr in der Mitte der Gesellschaft anerkannt wird. Seit einiger Zeit verstärken Nazis auch bei uns wieder ihre menschenverachtenden Aktivitäten. In Velbert konnten sich ungestört Nazistrukturen etablieren, die von Gewaltakten gegen Flüchtlingsheime, Informationsabenden zu Neonaziaufmärschen, Gewalt reichen und die durch ihre rechtsextremistischen Rockbands im ganzen Bundesgebiet bekannt sind. Die NPD veranstaltete erst am 30. Oktober 2010 zusammen mit „freien Nationalisten“ eine Demonstration mit dem Thema „Gegen Gewalt und Überfremdung! Kriminelle Ausländer raus!“ in Velbert-Neviges, zu deren Anlass auch Velberter Bürger und Jugendliche gegen eine “Kanaken-Multikultirepublik” und gegen „Rasenvermischung” hetzen konnten.

Faschismus ist und bleibt keine Meinung sondern ein Verbrechen. Für ein würdiges Morgen zu kämpfen heißt für uns auch, immer auch im Heute aus dem Gestern zu lernen, die Erinnerung zu bewahren und niemals zu vergessen. Denn trotz aller Lügen durch Presse und Polizei: Velbert ist eine der Hochburgen neuzeitlicher Neonazis. Sei es durch den neonazistischen Siepensturm oder einen von bis heute 137 rechtsextremistischen Morden seit 1990 an dem Obdachlosen Horst Pulter. Dieser Mord am 5. Februar 1995 im Velberter Herminghauspark war der traurige Gipfel rassistischer, rechtsextremistischer und menschenverachtender Straftaten in Velbert und er zeigt uns: Auch 65 Jahre nach Kriegsende haben zu viele Menschen leider noch immer nichts gelernt. Wir möchten darum alle Toten und Ermordeten des Nationalsozialismus und des Rechtsextremismus in Erinnerung halten und in das Gedächtnis der Menschen rufen.

Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus
Für eine Welt ohne Grenzen und ohne Schranken, ohne Diskriminierung und Ausgrenzung


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