Castoren stapeln sich im Zwischenlager - "15 Stunden für den Umschlag von der Schiene auf die Straße"

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Erstveröffentlicht: 
26.10.2010

 

 

Castoren stapeln sich im Zwischenlager

Atommüll In Gorleben bereiten sich alle auf den Transport vor - Behälter rollen Anfang November

 

Im Wendland warten nicht nur Demonstranten und Polizisten gespannt auf den Castor. Auch im Zwischenlager Gorleben und im Verladebahnhof in Dannenberg werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Anfang November wird der Atommüll-Transport in Niedersachsen erwartet, in Frankreich rollt er schon.

Sechs der elf Castoren aus der Wiederaufbereitungsanlage in Le Hague sollen noch in dieser Woche am Verladebahnhof in Valogne eintreffen. Von der Normandie aus geht es dann auf die rund 1000 Kilometer lange Strecke nach Gorleben. Es ist der vorletzte Transport mit hoch radioaktiven Abfällen aus Frankreich. Wegen der aufgeheizten Stimmung in Deutschland wird entlang der Strecke mit heftigen Protesten gerechnet.

Bei ersten Tests an den Castoren in Frankreich sei keine Strahlung über den Grenzwerten gemessen worden, erklärt Hartmut Schulze, Strahlenschutzexperte in Gorleben. ´Alles ist Tip-Top.´ Auch im Zwischenlager registrieren die Geigerzähler jede kleine Veränderung bei den Strahlenwerten. In der 180 Meter langen Halle mit dem dicken Betonmantel stehen bereits 91 Castoren. Die meisten der Atommüllbehälter, die seit 1995 in Gorleben angeliefert wurden, sind blau. Sie stehen in Reihe und Glied im hinteren Teil der riesigen Halle, die durch Luftzufuhr von außen gekühlt wird. Zwischen den elf gelben Behältern davor, die 2008 eintrafen, sind die Lücken wegen der Hitze größer. Bald kommen rote Castoren nach Gorleben.

Auch im Abstand von 120 Meter zu den Behältern schlagen die Messgeräte noch aus. Neutronen und Gammastrahlung durchdringen selbst den dicken Schutzmantel der Castoren. Mit jedem Meter näher steigt die Dosis. Die Strahlung sei jedoch nicht gefährlich, versichert Schulze. ´Aufenthaltszeit, Abstand und Abschirmung´, nennt er die wichtigsten Kriterien für die Sicherheit der rund 50 Mitarbeiter im Zwischenlager.

Die gelben Behälter, die jeweils 28 Kokillen enthalten, haben an der Oberfläche eine Temperatur von etwa 60 Grad. Drinnen ist es noch viel heißer. Auch von den 16 500 Polizisten, die den Castor-Transport schützen sollen, müssen wieder viele eine Dosimeter tragen. Bei nur fünf Meter Abstand zum Castor beginnt die kritische Zone.

Bis 2005 war die Wiederaufbereitung der deutschen Brennelemente aus Atomkraftwerken gesetzlich vorgesehen. Sie wurden nach Le Hague und ins englische Sellafield transportiert. Deutschland hat sich verpflichtet, die Abfälle zurückzunehmen. Die Castor-Transporte aus England per Schiff und Bahn sollen 2014 beginnen und drei Jahre später abgeschlossen sein. In Gorleben ist genug Platz. ´90 Prozent der Stellplätze sind vermietet´, sagt Lutz Oelschläger, Leiter des Zwischenlagers. Rund 25 000 Euro kostet laut Oelschläger ein Platz pro Jahr.

Die Behälter müssen mindestens 40 Jahre in der Halle stehen, bis sie kühl genug sind zur Endlagerung unter Tage. Falls bis dahin kein geeignetes Endlager gefunden wurde, möglicherweise auch länger.

Im Wendland ist es knapp zwei Wochen vor dem Transport noch relativ ruhig. Einige Polizisten fahren Patrouille. Im Zwischenlager liegen die roten Deckel und die Transportgestelle für die elf Castoren bereit. Am Verladebahnhof in Dannenberg werden sie auf Lastwagen gehoben und müssen die letzten 20 Kilometer auf der Straße zurücklegen. ´Für den Umschlag von der Schiene auf die Straße haben wir einen Zeitbedarf von 15 Stunden kalkuliert´, erklärt Oelschläger. Es könnte der schwierigste Teil der Strecke werden, weil Blockaden der Straße drohen.

Unterdessen hat Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) per Brief von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) mehr ´Dialog, Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit´ in Gorleben gefordert.