"Heil, Kameraden!"

Wären gerne salonfähig: Abgeordnete der NPD im Sächsischen Landtag. Im Netz leugnen Parteimitglieder laut Antifa den Holocaust.
Erstveröffentlicht: 
16.10.2010

Herr Felgner von der NPD


"Heil, Kameraden!"

 

Der mittelsächsische NPD-Kreisrat Tino Felgner verbreitet laut Antifa auf der größten deutschen Neonazi-Plattform im Internet seine Hetze und leugnet wiederholt den Holocaust. Felgner selbst streitet die Vorwürfe ab.

 

Tino Felgner wohnt in Freiberg in Mittelsachsen und findet es ganz erstaunlich, was da nun aus dem fernen Freiburg im Breisgau so alles an ihn herangetragen werde. Das seien ja Dinge, sagt Felgner, die jeder behaupten könne. Freiburg ist weit weg.


Tino Felgner ist 46 Jahre alt, am 1. August 2008 zog er für die NPD in den sächsischen Kreistag ein, im vergangenen Jahr erreichte er bei der Landtagswahl 5,7 Prozent der Direktstimmen im Wahlkreis 20 Freiberg 2. Die Abgeordneten im Kreistag beschreiben ihn als stillen Hinterbänkler, einen biederen Mann, der noch nie einen Antrag eingebracht habe. In seiner Freizeit bastelt Tino Felgner Zinnfiguren, die er meistbietend bei Ebay versteigert.

 

Im fernen Freiburg hacken sich am 17. September mehrere Aktivisten der Autonomen Antifa in das passwortgeschützte Forum der größten deutschen Neonazi-Plattform thiazi.net. Sie stoßen dort auch auf einen Nutzer, der sich Saxus nennt und laut Antifa berichtet, wie er damals in der DDR als Transportpolizist die Gleisanlagen des sozialistischen Vaterlands bewacht habe, ab und an einen Angolaner verprügelt habe – und sich nach der Wende in seinem Heimatort der NPD angeschlossen habe.

 

Am 6. November 2008 leugne Saxus den nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden, er schreibe über den „Holowitz“ und am 23. August 2010 über das „Lügengespinst Holo“, das leider von viel zu wenigen im Volke erkannt werde: „Das Erstaunlichste bei diesen ganzen ,Beweisdokumenten des Holocaust‘ ist aber etwas ganz anderes: Sehenden Auges wird den Lügen geglaubt!!!“

 

"Allergrößten Respekt"

 

Am 6. September 2009, das belegen Screenshots der Seite, gratuliert der Nutzer Dr. Kuno ihm zu dem Erfolg, bei den Landtagswahlen in Sachsen 5,7 Prozent der Stimmen erhalten zu haben, „allergrößten Respekt“ und „Anerkennung, Saxus“. Am 8. Juni 2010 berichtet Saxus selbst von seinem Hobby, den „30mm Zinnfiguren (flach)“, die er gelegentlich bei Ebay versteigere. Die Aktivisten der Autonomen Antifa in Freiburg glauben, dass es sich bei Saxus um Tino Felgner aus Freiberg handelt.

 

Felgner hört sich ernstlich erschüttert an, wenn er darauf angesprochen wird, seine Stimme überschlägt sich vor Aufregung. Mit den Einträgen von diesem Saxus habe er „ganz bestimmt nichts zu tun“, sagt Felgner.

 

Am 30. Oktober 2008 schreibt Saxus laut Antifa auf thiazi.net: „Heil Kameradinnen und Kameraden! Betroffen möchte ich Euch von der gestern stattgefunden Kreistagssitzung in meiner Heimatstadt berichten.“ Dann berichte Saxus, dass die NPD dort seit dem 1. August 2008 mit vier Kreisräten vertreten sei und versuche, eine Kürzung der Bezüge für die Abgeordneten durchzusetzen. „Wir mahnten die anderen Kreisräte, dem Volk mit gutem Beispiel voran zugehen. Vergebens!!! Die Einstimmigkeit der Systemabhängigen schmetterte unsere Vorlage ab.“

 

Felgner sagt immer noch, er sei das nicht. Auf einer solchen Plattform im Internet könne ja jeder so tun, als sei er „der Herr Felgner“. Immerhin stünden die Server dieser Plattform irgendwo in Amerika, wer solle das kontrollieren. Amerika sei sehr weit weg.