Leipzig: Nazis wollen nochmal scheitern! Erneuter Naziaufmarsch im Oktober.

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Nazis wollen nach dem Desaster ("Kessel von Leipzig") im  letzten Jahr, es nocheinmal wissen. Dieses mal mit 2 Demonstrationen zur selben Zeit, beide Demonstrationen sollen wieder unter dem Label "Recht auf Zukunft" stattfinden. Eine soll unter dem Motto "Gegen Polizeiwillkür und staatliche Gewalt", die andere unter dem Motto "Kapitalismus abschalten" stehen. Der Artikel fasst nochmal alle Einzelheiten aus dem letztem Jahr zusammen und gibt einen Ausblick auf den kommenden Naziaufmarsch am 16.10.2010.

 

2009 "Im Herbst fallen nicht nur Blätter"


Vor einem Jahr kamen 1.384 Nazis (Nazis schreiben 1349, die Presse schreibt 1384), hauptsächliche sogenannte "Autonome Nationalisten" nach Leipzig, um für ihr "Recht auf Zukunft" durch den Leipziger Osten und die Innenstadt zum Hauptbahnhof zu marschieren (Bilder bei Recherche Ost zum Aufmarsch 2009). Damals blockierten mehrere 1000 Menschen aus einem breitem zivilgesellschaftlichen Bündnis den geplanten Aufmarsch der Neonazis im Leipziger Nordosten. Die Kontrolle der ankommenden Neonazis zog sich über mehrere Stunden hin. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl mussten weitere Ordner gestellt werden, was ebenfalls für Verzögerung sorgte. Anmelder Tommy Naumann ließ verärgert verlauten: "Ich lasse mich hier doch nicht verarschen." Nach eigenen Angaben kündigte er gegenüber dem Einsatzleiter der Polizei an, die Veranstaltung auflösen zu wollen, wenn sie nicht sofort losmarschieren könnten.
Frustriert durch die lange Wartezeit bewarfen schließlich einige Neonazis die Polizei mit Flaschen, Steinen, Feuerwerkskörpern und Stangen. Dadurch wurden mehrere Polizeibeamte verletzt, darunter auch der Leipziger Polizeipräsident Horst Wawrzynski. Dieser verfügte die Auflösung der Versammlung und ließ die aufgebrachten Neonazis mit Hilfe von schwerer Technik wie Wasserwerfern zurückdrängen.

Obwohl die Neonazis vor dem Abbruch der Veranstaltung mehrere Stunden umringt von Polizeiabsperrungen ausharren mussten, nahmen sie Aufstellung in Blöcken und mit Transparenten. Während der Wartezeit skandierten sie Parolen wie "Nationaler Sozialismus - jetzt, jetzt, jetzt", "Antifa-Hurensöhne", "Hier marschiert der nationale Widerstand" und "Die Straße frei der deutschen Jugend". In ersten Reden kündigten die Neonazis an, "Totengräber der Demokratie" sein zu wollen. JN-Chef Michael Schäfer rief in Anspielung auf das seiner Meinung nach von Leipzig ausgegangene Ende der DDR: "Warum soll heute nicht der Anfang vom Ende des Projektes BRD sein?"Die ersten Reihen wurden von einschlägig bekannten Leipziger Neonazis und Protagonisten des „Freien Netzes“ angeführt. Aktivisten des "Freien Netzes" stellten auch einen Großteil der Ordner. Aus dieser Gruppe heraus wurden Fotograf_innen verschiedener Medien bedrängt und bedroht. „Wenn du hier Fotos von uns machst, schlagen wir dich zusammen“, kündigte ein Neonazi an. "Wenn das hier geräumt wird, bist du der erste, der umfällt."

Im nachhinein gab es viel Kritik an die Organisatoren aus Leipzig, die es aber verstanden ihrer eigene Unfähigkeit auf die Polizei und die böse Antifa zu schieben, die beide Hand in Hand gearbeitet hätten. Auf einschlägigen neonazistischen Internetseiten werden die Ereignisse vom 17.10. im Nachhinein als großer Misserfolg wahrgenommen. In typisch größenwahnsinniger Anmaßung wird in Anlehnung an Stalingrad sogar vom "Kessel von Leipzig" gesprochen. Vielerorts finden sich Aufrufe zu Rache- und Vergeltungsaktionen. Statt lange im Voraus angekündigten Aufmärschen soll es mehr kleinere, überraschendere und auch gewalttätige Aktionen geben. Der Ärger richtet sich aber nicht nur gegen Polizei, Staat und Gegendemonstrant_innen. Kritisiert werden auch die Leipziger Organisatoren, die gegenüber der Polizei nicht konsequent genug aufgetreten seien. In den Wochen und Monaten danach sprangen sie in Leipzig (Grünau und Lößnig) und Sachsen (Borna, Eilenburg und Chemnitz) unangemeldet durch die Gegend und forderten ihr "Recht auf Zukunft".

Heftig diskutiert wird zudem über die sogenannten "Autonomen Nationalisten" (AN), die als Verursacher der Angriffe auf Polizeibeamte und somit Auslöser des vorzeitigen Endes angesehen werden. Die Leipziger "Nationalen Sozialisten" hatten sich vor dem Aufmarsch in eigenen Auflagen explizit gegen die Beteiligung von "extremen subkulturellen Erscheinungsformen" und das Tragen von Sonnenbrillen ausgesprochen. Man sei "keine billige Kopie der Antifa". Trotzdem dominierten schwarz gekleidete Anhänger der „Autonomen Nationalisten“. Selbst die Leipziger Neonazis zeigten sich größtenteils im bekannten Black-Block-Style.

 

Das juristische Nachspiel

 

"Allein die Umstände, dass an Organisation und Durchführung der Versammlung Vertreter aller sächsischen JN-Stützpunkte sowie einflussreiche Vertreter der freien Kameradschaftsszene beteiligt gewesen waren und sich die Verantwortung für das Scheitern auf das Verhalten der Behörden abschieben ließ, retteten Naumann trotz massiver Kritik aus den eigenen Reihen sein Amt.

Da Neonazis sich nur ungern als Verlierer gerieren, reichte der Leipziger nur gut einen Monat später eine negative Fortsetzungsfeststellungsklage gegen die Stadt Leipzig und den Freistaat Sachsen beim Verwaltungsgericht Leipzig ein. Das Gericht möge nach dem Willen Naumanns feststellen, dass die Stadt Leipzig "es rechtswidrig unterließ, die nicht angemeldete, der Stadt spätestens seit 12.10.2009 bekannte Versammlung des "Bündnis 17.10.2009" rechtzeitig vor dem 17.10.2009 zu verbieten, hilfsweise mit Auflagen zu versehen, die sicherstellen, dass die beabsichtigte Verhinderung oder auch nur eine grobe Störung der Demonstration des Klägers vermieden würden wäre."

Moniert wird weiterhin, dass Stadt und Freistaat die Gegenblockaden nicht auflösten. Weiterhin sei nach seiner Rechtsauffassung die Einkesselung seiner Versammlungsteilnehmer durch Absperrgitter ebenso rechtswidrig gewesen wie der Einsatz unmittelbaren Zwangs durch die Einsatzkräfte um 15.45 Uhr. Die Einkesselung aller Teilnehmer auf einer Fläche von etwa 50 x 50 Meter soll das Gericht nach dem Willen des Veranstalters ebenfalls für rechtswidrig erklären.

Zugegeben, Tommy Naumann dürfte sich angesichts des deeskalativen Auftretens der Polizei, das sich aus Perspektive der Neonazis als Hinhaltetaktik gestaltete, verschaukelt gefühlt haben. Allerdings hatte er seine Teilnehmer auch zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle. Kaum waren die ersten von ihnen am Auftaktkundgebungsort eingetroffen, bedrängte einer von ihnen vor seinen Augen einen Journalisten. Nachdem die ersten Gegenstände in Richtung Polizei geflogen waren, löste er die Veranstaltung auf, um seine Hände nach dem Exzess seiner Kameraden in vorderster Reihe rein juristisch betrachtet in Unschuld waschen zu können.

Dass seine Klage erfolgversprechend sein wird, darf angesichts der Ausschreitungen mit Recht bezweifelt werden. Fraglich ist auch, wie die Stadt Leipzig eine Versammlung verbieten soll, die weder bei ihr angemeldet noch genehmigt wurde."

 

"Tommy mach uns den Christian" Teil 2


Bis vor wenigen Jahren wurde versucht, noch unter Federführung Christian Worch`s, die "rote Hochburg" in Sachsen zu nehmen. Gar als Frontstadt deklariert wurde zweimal im Jahr in Leipzig aufmarschiert. Entweder stand der Christian jedoch im Regen und kam gar nicht los, oder er wurde im Stechschritt von Prügel-Einheiten durch Seitenstraßen geleitet. Sein Ziel hat er jedoch nie erreicht! Schließlich standen ihm und seinen Pappkameraden teils über 10.000 Menschen im Weg, wenn er versuchte, in Richtung des Szene-Stadtteils Connewitz zu laufen. Worch sagte alle seine Demonstrationen bis 2014 ab, nachdem er in Leipzig einen Misserfolg nachdem anderen hatte und die regionale Szene ihn boykottierte. An die Stelle der Worch-Aufmärsche traten die Freien Kräfte um Tommy Naumann. Die lokale Szene versuchte nun, im Leipziger Osten  zu marschieren. Aber auch dort werden sie sich erinnern an das stundenlange Warten und die frisch geputzten Scheiben ihrer Autos, wenn sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause fuhren.

Auf einem weiteren Mobilisierungsplakat 2009 spotteten Antifaschist_Innen "Tommy mach uns den Christian - Nazidemo in Klein Paris" auf diesem Plakat im Comicstyle wurde dargestellt, wie es  Tommy Naumann am 17. 10. 2009 in Leipzig ergehen würde, nämlich genauso wie Christian Worch.  Sie wollten es besser machen und scheiterten letztendlich genauso wie Worch. An dieser Stelle war das Motto: "Tommy mach uns den Christian", mehr als vorrausschauend gewählt. Ziel der Antifaschist_Innen wird es sein, an diesen Erfolgen anzuknüpfen und auch Tommy klar zu machen, dass er wie Worch, aus Leipzig abtreten kann.

 

Wer ist dieser Tommy eigentlich? Und wer gehört noch dazu?


Tommy Naumann ist Mitglied der sogenannten "Freien Kräfte Leipzig", JN-Stützpunktleiter in Leipzig und JN-Vorsitzender Sachsens. Zudem trat er bei den Stadtratswahlen 2009 für die NPD an, scheiterte jedoch. Im Herbst 2008 organisierte er zusammen mit dem "FKL"-Kader Istvan Repaczki lokale Demonstrationen im Zusammenhang mit der Tötung eines 8jährigen Mädchens in Leipzig. Jedoch scheiterten sie mit dem Versuch der Vereinnahmung, auch bürgerliche Gruppen und Einzelpersonen in die Rechte Szene zu ködern. Als Redner trat er auch auf einer Demonstration in Luckenwalde Mai diesen Jahres in Erscheinung und kopierte massiv Absätze aus einer Rede Adolf Hitlers vom 1. Februar 1933. (Beitrag bei npd-blog.info)

Patrick Fischer, der Produzent des Mobi-Videos 2009 und ebenfalls aktives Mitglieder der "Freien Kräfte Leipzig", hielt bei der Nazidemonstration in Bad Nenndorf folgenden Redebeitrag. Wir bitten um Beachtung der markierten Passagen:

 

"Damals waren hier in Bad Nenndorf über 400 Männer, Frauen und Kinder eingesperrt. Ihr habt uns die Schrecken des Krieges … auf Grund der Gegendemonstranten nicht zu verstehen…wurde er das Schicksal der Menschen. Ein gesperrt und gefoltert, versuchte man den Geist dieser Deutschen zu brechen und ohne je mit einem Überlebende geredet zuhaben, wage ich zu behaupten dass dies, wenn überhaupt, nur bei wenigen gelang. Jeder (?) und jeder Staat und Wende aus geistigen Einbahnen, hielt 400 solcher Menschen gefangen und auch heute sind allein in diesem Land über 80 Millionen von Gefangenen. Doch bei uns braucht er weder Gitter, noch Tür, es herrscht keine Folter, denn was damals als undenkbar erschien, ist heute Realität geworden. In uns hat das Schwache, der Geist der Feinde, gesiegt. Heute nach über 70 Jahren stehen wir wieder vor einem Feind, der auch bald diesen Schritt nicht scheuen wird und auch bald werden wir die Freiheit spüren müssen die sie meinen. Wir erleben eine Krise ungeahnten Ausmaßes, eine Krise die man so als Anfang bezeichnen kann, der große Patient Demokratie und seine Bettnachbarn, Liberalismus und die Globalisierung wird schon bald nicht mehr vom großen Kapitalismus am Leben erhalten werden. Schon heute sehen wie sprichwörtlich immer mehr verdummte Deutsche die der Idee der Versager angeschlossen werden, nur um den natürlichen Tod noch etwas hinaus zu zögern. Wir sehen dieses Ende, jeder von uns sieht es, doch wenn wir den zweiten Schritt vor dem ersten(?) Revolution beginnt in den Köpfen und endet bei den Taten und nicht anders herum. Wie, höre ich von Freuden und Kameraden, groß doch die Not dieser Zeit ist und wie oft muss ich mit ansehe wie sie sich diesem System der Anonymität verschreiben und zudem werden was die Feinde wollen war wir sind ohne es zu haben(?). Aber wir sind es dem Kamerad schuldig der bis zum Ende bereit war, für das zukämpfen und zu sterben, das was wir heute auch noch wären. Es ist unsere Pflicht ihnen zu helfen ihr Gedenken weiter leben zulassen. Ich will mit diesem Staat nichts zuschaffen haben, ich hasse die Demokratie wie die Pest. (Wir müssen schädigen und stören wo wir nur können, wir müssen ihnen ein Bein stellen welches für unsere Kinder, für ein deutsches Reich kämpft(?). das ist der Auftrag unserer Generation. Das Leid was hier über die Menschen kam, will und kann ich gar nicht in Worte fassen, denn viel zu groß ist das Unrecht, das hier im Wincklerbad geschehen ist. Aber Kameraden wir dürfen nicht vergessen, das es nicht unsere Pflicht ist dieses zurächen sondern hier muss Wahrheit, Frieden und Versöhnung sein, wir müssen aus der Geschichte lernen. Aus unserer und die der anderen. Nie wieder dürfen sich europäischen Armeen gegenüberstehen. Nie wieder dürfen wir den falschen Hass der Feinde, den wahren Kriegstreiber, mit aufnehmen. Nie wieder dürfe wir von falschen Menschen die falschen Pläne machen lassen. und dann erstrahlt unseren noch heute einzigartige Welt, denn wir allen Staaten … (liefere ich nach, muss noch gefiltert werden) Schlusssätze… Ihr Toten von Bad Nenndorf ich rufe euch –Hier Ihr Toten von Bad Nenndorf ich rufe euch –Hier Ihr Toten vom verlassenen Dorf ich rufe euch –Hier"

 

Protagonisten des offiziellen Mobi-Videos sind beispielsweise Florian Junge ("Lümmel")und Markus Weidhase ("Rolle"). Junge und Weidhase sind gelabelt als Autonome Nationalisten aktiv bei den "Freien Kräften Leipzig" und beteiligten sich mehrmals an gewalttätigen Übergriffen sowohl im Fan-Umfeld des 1. FC Lok Leipzig als auch an diversen Propaganda-Aktionen aus der Leipziger Nazi-Szene. Weidhase selbst ist ebenso aktives Mitglied der Hooligangruppe "Blue Caps", die mittlerweile Stadionverbot bei spielen des 1. FC Lok hat und bundesweite Aufmerksamkeit durch das Bilden eines menschlichen Hakenkreuzes auf der Fan-Tribüne erregte. Die "Blue Caps" haben auch jetzt schon wieder den Aufruf für den Naziaufmarsch am 16.10. in Leipzig auf ihrer Seite.

 

Konzept der Nazis für 2010 und 2011


Wie Christian Worch versuchen es dieses Jahr die "Freien Kräfte" mit zwei Demonstrationen, wahrlich kein neues Konzept und in Leipzig bis jetzt auch nicht sonderlich erfolgreich. Dennoch wird dies wohl der neue Versuch der Nazis sein, ihren menschenverachtenden Müll auf die Straße zu tragen. Ähnlich sind wohl auch die Überlegungen für den 13.2. 2011 in Dresden. Desweiteren kann davon ausgegangen werden, dass die Nazis am 17.10.2010 noch versuchen werden spontane Aktionen zu machen, ganz besonders wenn ihre Demonstrationen am 16.10. ein Reinfall werden. Aber auch so kann damit gerechnet werden das sie am 17.10. etwas machen werden, da für sie die 17.10. seit dem letzten Jahr eine Art Mythos für den "nationalen Widerstand" darstellen soll.  Daher sollten sich alle Antifaschisten_Innen überlegen beide Tag frei zu halten und den Nazis zu zeigen, das egal was sie machen, es einfach nicht bringen. Leipzig wird immer eine Nummer zu groß für sie bleiben.

 

 

Dokumentation zum Naziaufmarsch 2009 von Infothek Dessau:

 

Teil 1

Teil 2

 

Presse zum Naziaufmarsch 2009:

 

Friedliche Blaupause wiederentdeckt? Das Bündnis 17. Oktober wertet die Aktionen der Leipziger als riesigen Erfolg

Du kannst nicht vorbei! Teil 1 + Updates: Die Rechten gehen zur Gewalt über.

Nazi-Demo: Burkhard Jung im Live-Interview vor Ort mit der L-IZ.de

Du kannst nicht vorbei! Pressekonferenz zur Nazi-Demo am 17. Oktober - Update 21:00 Uhr

 

Presse 2010:

 

Leipziger Neonazis kündigen Doppel-Aufmarsch am 16. Oktober 2010 in der Messestadt an

 

Dossiers:

 

Moderne Nazis? Die "Freien Kräfte" und der Nationalsozialismus

Neonazis in Leipzig: Die "Freien Kräfte"

 

Artikel auf Indymedia 2009:

 

Leipzig: NS mit Volldampf in die Zukunft

Leipzig: Heißer Herbst?

Leipzig: Update zum Naziaufmarsch am 17.10.

Leipzig: News zum Naziauflauf am 17. Oktober

17.10 Eine Erinnerung in Einzeltexten.