In der Idylle des Breitensteiner Wegs 10 in Lütjenburg hat sich ein militanter Neonazi seinen Rückzugsort gesucht: Volker Zierke. In den Fokus der Öffentlichkeit rückte Volker Zierke erstmals am 18. Februar 2017, als er versuchte einen Antifaschisten am Lübecker ZOB mit Messerstichen in den Hals zu töten. Doch schon vorher fiel Zierke Antifaschist_innen durch seine rechte Netzwerkarbeit auf. Auch wenn sich Zierke bei seinem Engagement für die "Identitäre Bewegung" (IB) versucht modern und gewaltfrei zu geben: Er steht, exemplarisch für viele in der IB, für das brutale Weltbild eines klassischen Neonazis, der seine mörderische Ideologie lediglich in ein neues Gewand verpackt hat.
So überraschend und sinnlos der Messerangriff in dem Moment auch gewesen sein mag: Er ist die Konsequenz Zierkes Affinität zum bewaffneten Kampf für die "nationale Sache". Er nimmt an Survival-Trainings und Geländemärschen teil, schreibt als Autor für die "Deutsche Militärzeitschrift", einem Magazin aus dem Neonazi-Verlag "Lesen und Schenken" aus Martensrade für neonazistische Waffenfreaks, und interessiert sich für "Helden" vergangener Tage, z.B. die Waffen-SS.
Ein ganz anderes Bild versucht Zierke von sich zu zeichnen wenn er öffentlich mit seinen Mitstreiter_innen der IB auftritt. Jung, hip und provokant versuchen sie das Image der klassischen Schlägernazis hinter sich zu lassen um so auf breiterer Ebene in gesellschaftliche Kreise vordringen zu können. Doch bei fast allen Mitgliedern der IB steht im Hintergrund eine ähnliche Biographie wie bei Volker Zierke. Nach dem Niedergang der NPD haben sich zum Beispiel große Teile der Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" einfach unter dem Dach der IB neuorganisiert. Ihre Radikalität und Militanz haben sie dabei keinesfalls hinter sich gelassen. Sie haben lediglich erkannt, dass Bilder von betrunkenen Neonazi-Schlägern ihrer Sache nicht helfen. Wenn aber wie am Morgen des 18. Februar keine Presse vor Ort ist, wird wieder zu altbewährten Mitteln gegriffen: Der (versuchte) Mord an Menschen die nicht in ihr beschränktes Weltbild passen.
Öffentliche Auftritte hat Zierke vor allem weit entfernt von Lütjenburg bei Kundgebungen der IB. Allerdings ist er über den Verlag in Martensrade auch im Kreis Plön in ein enges Netz von aktiven Neonazis eingebunden. So konnte auch Zierke schon bei konspirativen Treffen mit anderen Neonazis auf Parkplätzen in Lütjenburg beobachtet werden. Gerade im ländlichen Umfeld versuchen viele Neonazis ihre Machenschaften in der Öffentlichkeit zu kaschieren und unauffällig Schulen, Kindergärten oder Vereine zu unterwandern. Ein bekanntes Beispiel ist Henning Pless aus Schwartbuck, der, obwohl er einer der Köpfe der bundesweiten Neonaziszene ist, jahrelang weitgehend unerkannt in der lokalen Geschäftswelt agieren konnte. Dagegen hilft nur, Neonazis auch im Alltag konsequent entgegen zu treten!
Dieser Text wurde an verschiedene gesellschaftliche Akteure in Lütjenburg verschickt.
Weitere Links:
Überblicksartikel für die Identitären in Norddeutschland: https://linksunten.indymedia.org/de/node/202765
Volker Zierke als Messerstecher in Lübeck: https://linksunten.indymedia.org/de/node/204450
Zierke als Ordner der IB-Demo in Berlin (17.6): https://linksunten.indymedia.org/de/node/215791
Zierke bei der Neonazi-Demo in Halle (11.7.): https://linksunten.indymedia.org/de/node/218388
Zierke bei Schrottaktion in Schwerin (17.7.): https://linksunten.indymedia.org/de/node/218520