Wegen Vandalismus - AfD will Leipziger Denkmäler videoüberwachen

Erstveröffentlicht: 
23.07.2017

Als Konsequenz aus fortwährenden Vandalismusschäden an Kulturgütern will die AfD-Ratsfraktion Denkmäler in Leipzig künftig videoüberwachen lassen. „Es ist zu überlegen, Videokameratechnik nächtlich in Bereichen von städtischen Denkmälern zur Minimierung von Zerstörungen einzusetzen“, erklärte AfD-Stadtrat Jörg Kühne.

 

Leipzig. Als Konsequenz aus fortwährenden Vandalismusschäden an Kulturgütern will die AfD-Ratsfraktion Denkmäler in Leipzig künftig videoüberwachen lassen. „Es ist zu überlegen, Videokameratechnik nächtlich in Bereichen von städtischen Denkmälern zur Minimierung von Zerstörungen einzusetzen“, erklärte AfD-Stadtrat und Mitglied des Betriebsausschusses Kulturstätten, Jörg Kühne, gegenüber der LVZ. „Tagsüber und an Wochenenden kann eine Bestreifung durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes ein Beitrag sein, solche Schäden wieder zu einer Ausnahmeerscheinung werden zu lassen“, so der Politiker.

 

In der Nacht zum 6. Juli war zuletzt das Schillerdenkmal demoliert worden (die LVZ berichtete). Unbekannte hatten die Dichter-Skulptur aus weißem Marmor mit dunkler Farbe beschmiert und unter anderem die Nase abgeschlagen. Da sich der Kopf der Skulptur an der Schillerstraße viereinhalb Meter über dem Boden befindet, müssen die Chaoten dafür extra Geräte mitgebracht haben. Das Denkmal war vom Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann entworfen und dann von August Schmiemann ausgeführt worden. Es wurde am 9. Mai 1914 eingeweiht.

 

„Immer wieder und in immer kürzeren Abständen sind Zerstörungen durch Vandalismus an Leipziger Kulturdenkmälern zu beklagen“, sagte Kühne. Dieser Vandalismus sei nicht nur ein Zeichen hohen kriminellen Zerstörungspotentials. „Er ist wohl leider auch ein Ausdruck eines steigenden Werteverfalls in Teilen unserer Gesellschaft. Der Hass auf unsere Kultur und deren großartige Träger – nicht nur hier vor Ort – ist schon sehr schockierend und sollte uns aufschrecken“, so Kühne. Ohne Schiller, Wagner, Bach, Mendelsohn-Bartholdy und Schumann „wären Leipzig und Deutschland heute eine kulturleere Wüste“. Die Stadt dürfe den Vandalismus an ihren kulturellen Gütern nicht tatenlos hinnehmen. Kühne: „Die Stadt Leipzig ist gefordert, mit allen möglichen Mitteln unsere Kulturdenkmäler vor Vandalismus zu schützen.“

 

Im Dezember des vergangenen Jahres hatten Unbekannte das Zöllner-Denkmal im Rosental verwüstet. Die vier jeweils 60 Kilogramm schweren Statuen von Chorknaben waren aus ihrer Verankerung herausgerissen worden. Eine Figur wurde dabei völlig zerstört, die anderen drei wurden gestohlen. Zurück blieb nur der beschädigte Porphyrsockel, auf dessen Spitze die Marmorbüste Carl Friedrich Zöllners thront. Die Kosten für die Wiederherstellung des Denkmals, das seit 1868 im Rosental steht und inzwischen Teil des Leipziger Notenrads ist, bezifferte das Kulturamt seinerzeit mit 20 000 Euro.

 

Auch das Richard-Wagner-Denkmal war immer mal wieder Ziel von Attacken, allerdings ohne, dass irgendwelche Schäden entstanden. Noch bevor die Skulptur des jungen Komponisten 2013 aufgestellt wurde, hatte jemand den von Max Klinger geschaffenen Marmorsockel mit Rankpflanzen begrünt – aus Protest gegen das Denkmal, wie sich später heraustellte. Und vor einem Jahr war ein Spaßvogel auf das Denkmal geklettert und hatte dem Wagner mit einem gelben Tuch die Augen verbunden.

 

Die AfD im Stadtrat will nun mit ihrem Vorschlag eine Debatte zum besseren Schutz Leipzigs kultureller Güter anstoßen. Welche Kosten für die Beseitung von Vandalismusschäden an Leipziges Kulturdenkmälern in den zurückliegenden Jahren bereits aufgelaufen sind, will die Fraktion mit einer Ratsanfrage an die Verwaltung erhellen. Gleichzeitig rief Kühne die Kulturbehörde auf, die jüngsten Schäden am Schillerdenkmal kurzfristig zu beseitigen.

 

Von Klaus Staeubert