Ab 1. Juli: Sachsen fördert Umbau von Wohnungen mit Millionen

Erstveröffentlicht: 
25.06.2017

Menschen mit Behinderung oder ältere Bürger können ab Samstag finanzielle Hilfe beantragen, wenn sie ihre Wohnungen barrierefrei umbauen möchten. Bis 2019 stehen dafür neun Millionen Euro bereit, erklärte Innenminister Markus Ulbig (CDU). Auch in Leipzig gibt es eine entsprechende Beratungsstelle.

 

Leipzig. Ab Samstag, 1. Juli erhalten ältere Bürger und Behinderte in Sachsen, die ihre Wohnungen barrierefrei umbauen wollen, finanzielle Unterstützung und Beratung vom Freistaat. Durch die Festlegung der zuständigen Beratungsstellen in Leipzig, Dresden und Chemnitz sei nun auch der pünktliche Start gewährleistet, teilte das Innenministerium auf LVZ-Anfrage mit.

 

Künftig können ältere oder behinderte Mieter, aber auch Wohnungseigentümer, die ihre Wohnung selbst nutzen, Zuschüsse beantragen, um beispielsweise Duschen umzubauen, Türen zu verbreitern oder auch Schwellen abzusenken. Dabei geht es darum, ihnen das weitere Wohnen in ihrer bisherigen Umgebung zu ermöglichen. Der Grund der Mobilitätseinschränkung ist dabei völlig unerheblich, wichtig sei jedoch die voraussichtliche Dauerhaftigkeit der Behinderung. 

 

Bis zu 8000 Euro Förderung möglich


Menschen mit Mobilitätseinschränkungen können sich dabei den Umbau ihrer Wohnung oder ihres Einfamilienhauses mit bis zu 8000 Euro fördern lassen. Rollstuhlfahrer erhalten für Umbauten in ihren vier Wänden sogar bis zu 20.000 Euro. Bezuschusst werden 80 Prozent der förderfähigen Umbaukosten. Laut Innenminister Markus Ulbig (CDU) stehen dafür bis 2019 neun Millionen Euro bereit.

 

Ab Dienstag sind die dafür notwendigen Antragsformulare im Internet auf der Webseite der Sächsischen Aufbaubank verfügbar. Mit dem Antrag muss dann die Beratungsstelle aufgesucht werden, die eine Zuschussfähigkeit der beantragten Maßnahmen prüft und bescheinigt. In Ausnahmefällen können Betroffene auch in ihren eigenen vier Wänden aufgesucht werden. Bewilligt werden die Anträge letztendlich durch die Sächsische Aufbaubank. In Leipzig befindet sich die Beratungsstelle beim Behindertenverband (Bernhard-Göring-Straße 152), in Dresden bei der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (Michelangelostraße 2) und in Chemnitz beim Sozialverband vdk (Elisenstraße 12). Sie gelten auch als erste Anlaufstellen für die umliegenden Kreise: Im Raum Leipzig für den Kreis Nordsachsen und den Kreis Leipzig. 

 

88 Prozent der Menschen mit körperlicher Behinderung leben in nicht-barrierefreie Wohnungen


Laut einer aktuellen Studie, die Sachsen in Auftrag gegeben hatte, leben im Freistaat rund 88 Prozent der Menschen mit motorischen Behinderungen in Wohnungen, die den Anforderungskriterien nicht oder nur teilweise genügen. Dafür wurden 2400 behinderte Menschen in Leipzig, Bautzen und im Erzgebirgskreis befragt. „Es bleibt daher eine große Aufgabe für alle Akteure des Wohnungsmarktes, mehr bedarfsgerecht barrierefreie Wohnungen zu schaffen, zumal die Zahl von Menschen mit körperlichen Einschränkungen in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird“, folgerte Ulbig.

 

Angaben des Kommunalen Sozialverbandes Sachsen (KVS) zufolge gibt es in Sachsen rund 392.000 Behinderte – die meisten von ihnen in Leipzig (48.000), Dresden (46.500) und im Erzgebirgskreis (36.500). Unterschiedliche Prognosen gehen davon aus, dass die Gesamtzahl bis 2030 trotz Bevölkerungsrückgangs auf 400.000 bis 410.000 Personen steigen wird.

 

Neben Richtlinien zum Bau von Sozialwohnungen sowie zum Wohneigentum für junge Familien plant Sachsen, künftig auch das seniorengerechte Wohnen in Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften zu fördern.
Es bleibt eine große Aufgabe, barrierefreie Wohnungen zu schaffen.

 

Von Roland Herold