Vermummte stürmen Vortrag

Erstveröffentlicht: 
14.06.2017

Offenbach - Die Polizei hielt es mal wieder nicht für vermeldenswert: 15 bis 20 vermummte Personen haben in einer Blitzaktion einen Vortrag an der Volkshochschule Offenbach gestürmt, den Referenten attackiert und Sachschaden von rund 300 Euro angerichtet.

 

Von Matthias Dahmer

 

Es läuft eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch, der Staatsschutz ermittelt. Der Vorfall ereignete sich bereits am vergangenen Freitag, unsere Zeitung hat aufgrund eines anonymen Hinweises davon erfahren.
Hintergrund der Attacke: Der Referent Valerio B. gehört nach Ansicht der Angreifer, bei denen es sich um Antifa-Aktivisten handelte, einer von ihnen als neo-faschistisch eingeordneten Bewegung in Italien an.

Vhs-Leiterin Dr. Gabriele Botte bestätigt gestern auf Anfrage die Geschehnisse: Gegen 15.30 Uhr am vergangenen Freitag stürmt eine Gruppe junger Leute den Vortragsraum. Sie sind vermummt und schwarz gekleidet. Der Referent spricht auf Italienisch über „die Siedlung der Ostgoten im antiken Italien“. Der Vortrag gehört offenbar nicht zu den populärsten an der Vhs, außer der Programmbereichsleiterin und Gabriele Botte ist nur noch ein Zuhörer im Raum.

Sofort bedrängen die Vermummten den Vortragenden. Ein Tisch, ein Beamer und ein Laptop fallen zu Boden. Einer der Angreifer wirft einen Papierkorb in Richtung des Referenten, trifft ihn am Kopf, verletzt ihn aber nicht ernstlich. Die Vermummten verteilen noch Flugblätter und ziehen kurz darauf wieder ab.

„Seit 25 Jahren leite ich die Volkshochschule, so etwas ist hier noch nie passiert“, sagt Leiterin Botte. Was sie besonders ärgert: Die Antifa-Aktivisten hätten sich jeglicher Diskussion verweigert.

Über die politische Gesinnung des Referenten will sich Gabriele Botte kein Urteil anmaßen. Über angebliche rechtsradikale Verbindungen hat sie erst durch einen anonymen Hinweis per E-Mail erfahren. „Diese Informationen haben wir auf eine unschöne Weise erhalten“, sagt sie.

Im Übrigen habe die Vhs keinen Grund gehabt, an der fachlichen Qualifikation von B. zu zweifeln, so Botte. Er habe sich beworben, Erfahrungen in der Erwachsenenbildung vorweisen können und interne Qualitätskriterien durchlaufen. „Außerdem war sein Fachvortrag gut und enthielt keine tendenziösen Aussagen“, versichert sie. Natürlich sei man nun aufgeschreckt. Doch: „Wir prüfen nicht die Gesinnung der Referenten.“