Stadt dementiert Auflagen für Kulturverein

Erstveröffentlicht: 
31.05.2017

Für die umstrittene Lesung im Ratssaal sollen weder Miete noch Kaution anfallen. Trotzdem erntet die Verwaltung Kritik.

 

Meißen. Wie auch im vergangenen Jahr soll der Saal dem Kulturverein zum Literaturfest kostenfrei und ohne Hinterlegung einer Kaution zur Verfügung gestellt werden. Das teilte Stadtsprecherin Katharina Reso am Dienstag mit. Laut Aussage des Kulturvereins vom Montag würden für die Buchvorstellung von „Unter Sachsen“ am 8. Juni erstmals besondere Auflagen gelten, die einer Anmeldung für die Lesung aus „Unter Sachsen“ zu entnehmen seien. Außerdem müsse der Verein selbst für die Sicherheit an dem Abend sorgen.

 

Der Vorsitzende Walter Hannot schätzte das als den Versuch ein, die Veranstalter aus dem Saal zu ekeln. Zumindest den Punkt über die Sicherheit bestätigte Reso. Das sei beim Gespräch mit Daniel Bahrmann vom Kulturverein so festgelegt worden. Der Nutzungsvertrag, den der Verein ausfüllen müsse, enthalte zwar Passagen zu Miete und Kaution, diese seien jedoch eine reine Formalie. „Da sind also keine Fallstricke“, so Reso. Auch, ob nach der Lesung zumindest Fragen gestellt werden dürfen, kann die Sprecherin sagen. „Es soll nicht in eine Diskussion übergehen“, so Reso. Der Verleger Christoph Links ist als Moderator vorgesehen.

 

Unterdessen erntet die Absage der geplanten Podiumsdiskussion nach der Lesung viel Kritik. So schreibt SPD-Fraktionschef Thomas Gey aus Radebeul auf Facebook: „Eine Lösung, die staunend macht. Hat denn die Verwaltung vorher nicht gewusst, um welches Buch es sich handelt? Ist die Lesung aus einem Buch, das sich kritisch mit sächsischer Politik auseinandersetzt, keine politische Veranstaltung, eine Podiumsdiskussion aber doch? Die Verwaltungsspitze der Stadt Meißen macht sich gerade vollends lächerlich!“

 

Auch für Eyk Schade, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Meißen, gehören Lesung und Diskussion zusammen. Für ihn wäre es richtig gewesen, wenn sich Oberbürgermeister Olaf Raschke selbst mit den Fragen an diesem Abend gestellt hätte. Er spricht von einem faulen Kompromiss, „der Zivilcourage gegen Rechtspopulisten blockiert und verhindert“.

 

Rico Gebhardt, Vorsitzender der Links-Fraktion im Landtag, äußert sich ebenfalls. Das Buch zweier renommierter, überregional anerkannter Journalisten ... werde offenbar als Majestätsbeleidigung empfunden. „Dass es inzwischen schon als Teilerfolg gilt, dass in einem historischen Ratssaal eine Buchlesung stattfinden darf, ist ein Armutszeugnis für Sachsens demokratische Kultur unter CDU-Regie.“

 

Die Debatte um die Lesung hatte CDU-Stadtrat Jörg Schlechte auf Facebook angestoßen. Er schrieb unter anderem: „Dieser Dreck wird mit Sicherheit nicht in unserem Rathaus gelesen.“