[B] Because love has no borders. Mobi zur Refugee-LGBTIQ*-Conference in Brandenburg/Havel

Because love still has no borders

Vom 09. bis 11. Juni findet in Brandenburg/Havel zum zweiten Mal die „Refugee-LGBTIQ*-Conference“ für LGBTIQ*-Geflüchtete und Unterstützer_innen statt. Mit diversen Workshops, Raum für Austausch und einer Gay-Pride Demonstration am 11.Juni soll durch die Konferenz eine öffentliche Aufmerksamkeit für die Lage der LGBTIQ*-Geflüchteten in Deutschland geschaffen werden. In Vorbereitung auf den Kongress und die Gay-Pride wird es in Berlin eine kleine Infotour und eine gemeinsame Anreise geben.

 


 

Aufruf: Because love still has no borders


Nachdem dem Ende des summer of migration und der Schließung der europäischen Außengrenzen ist ist die Zahl der ankommenden, schutzsuchenden Menschen in Europa zurückgegangen. Die Ursachen hierfür sind nicht etwa, die Lösung der Probleme, die die Menschen dazu treibt alles aufzugeben und zu fliehen, sondern die Verschärfung der Gesetze, die Kontrolle der europäischen Außengrenzen und das Abkommen mit der Türkei.


Flüchtende Menschen werden gezwungen an Europas Außengrenzen in Lagern zu verelenden oder versuchen auf immer gefährlicheren Routen nach Europa zu gelangen und viele sterben dabei. Wenn sie es doch nach Deutschland schaffen werden alle Register gezogen um ihren Antrag abzulehnen und ihnen das Leben wie die Integration zu erschweren: Dublin-III-Abkommen, der Definition von angeblich sichere Drittstaaten und Herkunftsländern, die Erschwerung des Familiennachzugs, kaum Zugang und Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, Diskriminierung durch die Behörden.


LGBTIQ*s erwarten noch weitere Schwierigkeiten, so zum Beispiel wenn verlangt wird, dass sie ihre sexuelle Ausrichtung beweisen, ihre Beziehungen und Lebenspartnerschaften nicht anerkannt werden, Sozialarbeiter_innen nicht genügend sensibilisiert sind und den Betroffenen raten ihre Sexualität in den Massenunterkünften zu verbergen um Ärger mit anderen Bewohner_innen vorzubeugen. Teilweise sind Sozialarbeiter_innen und das BAMF kaum oder gar nicht sensibilisiert und können oder wollen bei (sexualisierter) Gewalt, egal ob verbal, psychisch oder körperlich, nicht eingreifen.


Während LGBTIQ* in vielen Staaten nicht nur gesellschaftlicher Ausgrenzung, sondern auch struktureller Diskriminierung und staatlicher Repression ausgesetzt sind, die oft mit Haft, Folter und/oder Mord, mindestens aber mit dem Verbot eines Auslebens der eigenen Sexualität einher geht, sieht sich Deutschland gern in der Rolle des Moralapostels. Doch auch hier gibt es die Ausgrenzung von Lebensentwürfen jenseits der Heteronormativität, sei es die Anerkennung einer Ehe, die Frage ob LGBTIQ*-Paare Kinder haben sollten oder überhaupt dürfen oder die simple Erwähnung nicht-heteronormativer Sexualentwürfe im Rahmen des Sexualkundeunterrichts.


Und all dies spiegelt sich im Umgang mit geflüchteten LGBTIQ*s wieder. Während es innerhalb des letzten Jahres viele Fortschritte auf diesem Gebiet gab, genannt seien hier spezielle Unterkünfte oder neu geschaffene Vernetzungen, so bleiben doch alte Probleme weiterhin bestehen, denn diese Veränderungen betreffen primär große Städte und die Angebote werden von NGOs geschaffen. Von staatlicher Seite hat sich diesbezüglich nahezu nichts geändert.


Um diesen Problemen sowie der repressiven und diskriminierenden Asylpraxis entgegenzutreten, ist eine weitere Vernetzung von Geflüchteten wie Unterstützer_innen, (Selbst-) Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die speziellen Bedürfnisse und Problemen von geflüchteten LGBTIQ*s notwendig. Ebenso unabdingbar ist es einen Raum zu schaffen in dem Betroffene Zeit mit anderen Betroffenen verbringen können, unter sich sind und sich austauschen können, und das nicht nur mit Personen aus der gleichen Region, sondern bundesweit, denn meist sind die Menschen in ihren Unterkünften isoliert und haben nur via Internet Kontakt zu anderen LGBTIQ*s. Aus diesen Notwendigkeiten und der positiven Resonanz der Teilnehmer_innen der letzten Konferenz stand für uns schon schnell fest, dass es ein weiteres Projekt geben wird. Die Ziele sind identisch mit denen der letzten Konferenz:

 

1. (Weiter-) Bildung für Geflüchtete und Unterstützer_innen
2. Kennenlernen, Netzwerken, Austauschen und Spaß haben
3. Öffentliche Aufmerksamkeit für die Lage von LGBTIQ*-Geflüchtete schaffen

Ein Schritt weiter – von der LGBTI-Conference zur LGBTIQ*-Conference

 
Schon letztes Jahr erreichten uns von Zeit zu Zeit die Frage warum wir lediglich den Begriff LGBTI statt LGBTIQ* oder eine andere (vollständigere) Variante nutzen. Dies und auch die jetzige Änderung wollen wir kurz erklären. Wir möchten anmerken, dass wir bei weitem keine Expert_innen sind und auch keinen Anspruch auf einen richtigen Begriff haben (wollen).


Seit dem Jahr 2014 kennen wir LGBTIQ*-Geflüchtete, die aus der Russischen Föderation geflohen sind. Innerhalb der Gemeinschaft vor Ort ist die gängige Selbstbezeichnung LGBT. Wir als Unterstützer_innen empfanden es als anmaßend eine über Jahre gewachsene und anerkannte Selbstbezeichnung in Frage zu stellen. Da im deutschen Kontext statt LGBT eher LGBTI verwendet wird, erweiterten wir in Absprache mit den Betroffenen die Selbstbezeichnung LGBT durch das I.


Als wir Ende des Sommers das Layout für die Konferenz 2017 diskutierten, blieben wir am Begriff hängen und erinnerten uns an den Nachgeschmack aus dem letzten Jahr keinen wirklich umfassenden Begriff gewählt zu haben und somit Menschen, die wir explizit ansprechen wollten, schon mit der Überschrift unbeabsichtigt auszuschließen. Deshalb erweiterten wir den Begriff noch um Q und * um zu sagen:

 

Liebe Lesbian-, Gay-, Bi-, Trans-, Inter-, Queer- und sich anders definierenden Menschen, ihr seid herzlich zur Refugee-LGBTIQ*-Conference eingeladen!

 


 

In Vorbereitung auf den Kongress und die Gay-Pride wird es eine kleine Infotour und eine gemeinsame Anreise geben. Auf der Infoveranstaltung wollen wir euch über die Konferenz informieren und über Homo- und Transsexualität als Fluchtgrund reden. Es werden LGBTIQ*-Geflüchtete über ihre Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und den Lagern in Deutschland, sowie über die Notwendigkeit einer bundesweiten Vernetzung und die damit einhergehende Organisierung einer Refugee-LGBTIQ*-Conference sprechen. Die Veranstaltung findet in Englischer und Deutscher Sprache statt.

 

Terminübersicht:

25.05.2017 | 19:00 | Café Cralle (Hochstädterstr. 10a, 13347 Berlin, U-Bhf. Leopoldplatz)

31.05.2017 | 19:00 | f.a.q Infoladen (Jonasstr. 40, 12053 Berlin, U8 Leinestrasse)

08.06.2017 | 20:00 | SchreinA47 (Schreinerstraße 47, 10245 Berlin, U-Bhf. Samariterstrasse)

 

Gemeinsame Anreise zur Gay-Pride am 11.06.2017:

10:45 | Bhf. Alexanderplatz | Gleis 2 | Abfahrt 11:03

11:00 | Bhf. Zoologischer Garten | Gleis 4 | Abfahrt 11:17

11:25 | Bhf. Potsdam Hauptbahnhof | Gleis 3 | Abfahrt 11:39

 

Infos zur Konferenz: http://lgbti-conference.org/

 

Mai 2017,

Antifa goes Brandenburg [AGB]