Mehrheit der Syrer flieht vor Assad

Erstveröffentlicht: 
07.10.2015

Die meisten Syrer fliehen vor dem Assad-Regime – und nicht vor dem IS. Einer Umfrage zufolge möchte mehr als die Hälfte der Flüchtlinge nicht in Deutschland bleiben.

 

Der Hauptgrund für die Flucht von Syrern nach Deutschland ist einer Umfrage zufolge die Gewalt seitens des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Bei einer Umfrage haben 92 Prozent der Befragten angegeben, vor bewaffneten Auseinandersetzungen geflohen zu sein, erklärte Elias Perabo, der Umfragen-Initiator und Mitbegründer der Organisation "Adopt a Revolution".

 

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sei zwar ebenfalls ein Fluchtgrund, spiele aber eine deutlich geringere Rolle. Gut drei Viertel der Flüchtlinge gaben als Fluchtgrund die Befürchtung an, vom Assad-Regime festgenommen zu werden, nur 42 Prozent fürchteten in Syrien eine Entführung durch den IS.

 

Dennoch möchte nur eine kleine Minderheit (acht Prozent) in Deutschland bleiben. Mehr als die Hälfte wünscht sich eine Rückkehr nach Syrien. Eine Bedingung sei aber, so Perabo, dass Assad die politische Macht abgebe. Mehr als zwei Drittel nennen das Ende des Krieges als Voraussetzung für eine Rückkehr. Knapp 42 Prozent wünschen sich freie Wahlen. 

 

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat die Organisation "Adopt a Revolution" bei der Befragung der fast 900 Flüchtlingen in fünf deutschen Städten unterstützt. Die meisten von ihnen seien in diesem Jahr geflohen, sagte WZB-Mitarbeiter Heiko Giebler. Ob sie wirklich alle aus Syrien stammen, ist allerdings nicht klar, da sich die Befragung auf eigene Aussagen der Befragten verlässt.

 

Die Umfrage sei zwar nicht repräsentativ. Allerdings habe sie eine "breite empirische Basis", bekräftigte Heiko Giebler von Wissenschaftszentrum Berlin. "Die Ergebnisse sind aus meiner Sicht so eindeutig, dass ich es für unwahrscheinlich halte, dass sie an der Realität vorbeigehen", sagte er.

 

"Adopt a Revolution" versteht sich als Unterstützerorganisation der syrischen Opposition. Sie gilt als den gemäßigten Rebellengruppen nahestehend. "Der Kampf gegen den Terror der IS löst das Problem in Syrien nicht", sagte Perabo. Es gehe vielmehr darum, wie "Assad das Land verlassen kann, oder zumindest die Hauptregierung in Damaskus".