„RAF-Veteranen“ sind wie vom Erdboden verschwunden

Erstveröffentlicht: 
07.04.2017

Im Juli 2016 führt eine Spur in die Niederlande: In einem Tatfahrzeug finden Ermittler ein kleines Stück Papier, das einer niederländischen Tageszeitung zugeordnet werden kann. Die Polizei fahndet intensiv nach den früheren RAF-Terroristen.

 

Im Juli 2016 führt eine Spur in die Niederlande: In einem Tatfahrzeug finden Ermittler ein kleines Stück Papier, das einer niederländischen Tageszeitung zugeordnet werden kann. Die Polizei fahndet intensiv nach den früheren RAF-Terroristen Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Fahndungsplakate zeigen ­aktuelle Videoaufnahmen der drei Gesuchten. Die Vermutung der niederländischen Polizei: Das Trio könnte auf einem abgelegenen Bauernhof leben oder sich als deutsche Touristen tarnen. Tatsächlich kommen aus der Bevölkerung zahlreiche Hinweise – doch ein heißer Tipp ist nicht darunter.

Es ist nicht das erste Mal, dass Spuren zum Trio im Sande verlaufen. Ende Juli 2016 verfolgte die Polizei Hinweise auf Staub im Kreis Schaumburg. Ergebnislos. Anfang des Monats hatten Ermittler in Sachsen-Anhalt nach Klette, Staub und Garweg gefahndet. Die drei sollen in Cremlingen (Kreis Wolfenbüttel) einen Geldtransporter und eine Filiale des „Dänischen Bettenlagers“ überfallen haben. Die Beute: 600.000 Euro. Der Ort liegt nur 30 Kilometer entfernt von der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt.

Die drei früheren RAF-Mitglieder brauchen das Geld offenbar zum Lebensunterhalt. Zwischen 2011 und Juni 2016 sollen sie sieben Märkte und drei Geldtransporter in Norddeutschland überfallen und insgesamt rund eine Million Euro erbeutet haben. Spektakulär war der Überfall am 6. Juni 2015 in Stuhr: Auf dem Parkplatz eines Supermarktes springen zwei Maskierte plötzlich aus einem VW-Van und blockieren einen Geldtransporter. Die Täter, bewaffnet mit einer Panzerfaust und einer Kalaschnikow, fordern die Boten auf, das Sicherheitssystem zu entriegeln. Doch die reagieren nicht. Dann feuert einer der beiden Männer auf den Transporter, aber die Kugeln bleiben in der Panzerung stecken. Die Täter gehen leer aus, können aber flüchten. DNA-Spuren führen auf die Spur des Trios.

Noch im vergangenen Sommer war Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) zuversichtlich: „Nach meiner Einschätzung ist es eine Frage der Zeit, bis sie gefasst werden. Denn jetzt zieht sich das Netz wirklich enger zusammen.“ Doch seit des 600 000-Euro-Coups von Cremlingen verliert sich jede Spur. Die Ermittler des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) sind ratlos. „Trotz der sehr guten Aufnahmen und der markanten Details scheinen die Personen wie vom Erdboden verschluckt“, heißt es beim LKA.

Eine Vermutung: Womöglich können die „Phantome“ immer wieder abtauchen, weil sie von RAF-Sympathisanten unterstützt werden. Sie hatten früher gute Kontakte zur linken Szene in Hamburg. An einem ehemals besetzten Haus in der Hafenstraße war kürzlich auf einem Banner zu lesen: „Freiheit und Glück für Burkhard, Dani und Ernst.“ Auch im Internet solidarisieren sich Linksextreme mit dem Trio. So heißt es auf einer Seite des Netzwerks „linksunten.indymedia.org“: „Liebe und Kraft den Genossen im Untergrund.“