Begegnungsfest am AJZ lockt Flüchtlinge und Anwohnerin an - Leisniger Jugendliche kämpfen gegen Vorurteile und für Respekt

Erstveröffentlicht: 
12.03.2017

Gemeinsam kochen, essen, plaudern – so will Stefan Orosz vom Alternativen Jugendzentrum Leisnig (AJZ) Flüchtlinge und Leisniger Anwohner zusammenbringen. Zum Begegnungsfest am Sonnabend kam neben Geflüchteten aus Leisnig und Klosterbuch auch eine interessierte Nachbarin – ein erster Erfolg.

 

Leisnig. Zusammen kochen, essen, reden – gemütlicher kann man sich kaum kennen lernen. Das gilt besonders dann, wenn sich nicht nur persönlich, sondern auch kulturell Fremde zum ersten Mal treffen. Zum ersten Mal in diesem Jahr lud Stefan Orosz, Projektverantwortlicher für „Willkommen in Leisnig – Asyl ist ein Menschenrecht“ beim Alternativen Jugendzentrum Leisnig (AJZ), am Sonnabend zu einem Begegnungsfest, bei dem genau das stattfinden sollte: Kennen lernen, Vorurteile abbauen, Respekt gewinnen. „Wir wollen einen Abbau von Fremdenfeindlichkeit durch Begegnung erreichen. Oft lesen Leute nur darüber oder sehen Flüchtlinge im fernsehen. Es gibt keine echte Berührung im Alltag. Dadurch halten sich Vorurteile“, ist er überzeugt.

 

Orosz hatte schon im vergangenen Jahr mehrere Begegnungsfeste organisiert und damit Flüchtlinge in Leisnig sowie unbegleitete Jugendliche (UMA) aus Klosterbuch angelockt. Selbst junge Flüchtlinge aus Geringswalde kamen mit ihrem Betreuer vorbei. Dieses Mal wurde der Kreis noch erweitert. „Wir haben noch drei Flüchtlinge in Leisnigs Kernstadt und fünf UMA in Klosterbuch. Wir haben aber auch menschen mit Migrationshintergrund eingeladen, so wie die Leute, die seit August auf dem markt den asiatischen Imbiss haben“, erklärt Stefan Orosz. Auch Geflüchtete aus Hartha und Waldheim waren nach Leisnig eingeladen.

 

Von der anderen Seite, den Leisniger Anwohnern, war der Zulauf letztes Jahr noch gering. „Es kamen vor allem Leute aus dem Jugendhelferkreis oder von der Kirche, die wir schon kannten“, sagt der 26-Jährige. Leisniger, die aus Interesse vorbeikommen sollten, gab es noch nicht.

 

Das änderte sich am Sonnabend. Schon kurz nach dem offiziellen Beginn um 12 Uhr war Christine Kussi, vor Ort. Die Leisnigerin wohnt gleich in der Nähe des AJZ und war ihrer Neugier gefolgt. „Ich dachte, gehst mal hin. Man kann ja nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm scheren. Nicht alle sind gut oder schlecht“, meinte sie. „Ich hatte ein paar schon getroffen. Ich möchte in Kontakt kommen, damit sie merken, dass es auch Leute gibt, die nicht nur Hass gegen sie haben“, sagte sie. Grundsätzlich seien Vorurteile schlecht. Auch Deutsche, die drei oder vier Kinder hätten, seien heutzutage schon gebrandmarkt.

 

Weil die Flüchtlinge zu Beginn noch auf sich warten ließen, fegte sie kurzerhand im Gang des AJZ durch, während Stefan Orosz und seine Mitstreiter die Küche vorbereiteten. „Wir haben Zutaten aus der arabischen Region, Hummus und Falafel, aber ich habe auch einen Obstsalat gemacht, der nicht so typisch ist in deren Region“, sagte Orosz.

 

Am Ende kam etwa ein Dutzend Besucher zum Begegnungsfest. Damit es beim nächsten Termin im Mai noch mehr werden, will der Organisator vielleicht auf einen neutraleren Treffpunkt ausweichen. „Es gibt in der Bevölkerung Vorurteile gegenüber dem AJZ, was die Leute vom Kommen abhält“, meinte er. Ein Sportfest auf dem Sportplatz oder ein Treff in Leisnigs Zentrum seien Möglichkeiten, um noch mehr Anwohner anzulocken.

 

Von Sebastian Fink