Staatsschutz ermittelt - Leipziger Fußball-Vereinsheim mit Bezug auf Connewitz-Krawalle beschmiert

Erstveröffentlicht: 
21.02.2017

Mutmaßliche Linksextremisten haben offenbar erneut Rache für die rechten Krawalle in Connewitz genommen. Das Vereinsheim der SG Rotation wurde mit Bezug auf einen Spieler beschmiert. Er ist einer der Tatverdächtigen vom 11. Januar 2016.

 

Leipzig.  Es handelt sich wahrscheinlich um eine weitere Vergeltungsaktion für die Hooligan-Krawalle vor gut einem Jahr in Leipzig-Connewitz: Das Vereinsgebäude der SG Rotation Leipzig in Eutritzsch ist in der Nacht zum Dienstag großflächig mit Graffiti beschmiert worden. Mutmaßliche Linksextremisten sprühten an die Fassade den Namen eines Fußballspielers, der zu den Tatverdächtigen vom 11. Januar 2016 gehört. Daneben hinterließen die Täter die Botschaft „Ihr habt einen Nazi Hooligan im Verein“ und drohten: „Wir kriegen dich.“ Unterzeichnet waren die Schriftzüge am Vereinsgebäude an der Delitzscher Straße mit „MFG ANTIFA e.V. 11.1. Connewitz“.

 

Da eine politisch motivierte Straftat nahe liege, ermittele der Staatsschutz, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt am Dienstag gegenüber LVZ.de. Der Vereinsvorsitzende, Stephan Schmidt, bestätigte, dass der 23-jährige Spieler seit mehreren Jahren in der ersten Männermannschaft des Fußball-Kreisoberligisten aktiv ist. „Es ist eine Sauerei, was in Connewitz passiert ist“, findet Schmidt. Dem Verein sei bekannt, dass gegen den Spieler deswegen ein Ermittlungsverfahren laufe. Bis dieses nicht abgeschlossen sei, gelte jedoch die Unschuldsvermutung, so der 53-Jährige. Sollte ein Gericht den Spieler rechtskräftig verurteilen, werde man den Fall neu bewerten und gegebenenfalls Konsequenzen ziehen, erklärte Schmidt und betonte: „Ich bin gegen jede Form von Gewalt und Zerstörung, egal ob von links oder von rechts.“ 

 

Graffiti ging Facebook-Posting voraus


Die Sprayer müssen laut Polizei zwischen 22 Uhr und 7 Uhr am Werk gewesen sein. Der Vorsitzende schätzt den entstandenen Schaden an der Fassade und dem beschmierten Schaukasten auf rund 2000 Euro. Bei Rotation seien Sportler aus über 15 Ländern aktiv, verwies der Vereinschef auf die Internationalität seines 400 Mitglieder zählenden Klubs. Die Sportgemeinschaft stehe seit 66 Jahren für friedlichen und fairen Sport und Wettkampf ein. Im Nachwuchsbereich spielen auch junge Asylbewerber.

 

Der Verein hat einen Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung gestellt. Ob das auf Extremismus spezialisierte Operative Abwehrzentrum der Polizei (OAZ) die Ermittlungen übernimmt, werde derzeit noch geprüft, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Einige Tage vor der Tat gab es laut Stephan Schmidt auf der Facebookseite des Klubs bereits einen verdächtigen Kommentar, der Ähnlichkeit mit den Graffiti hatte. Der Eintrag wurde vom Klub deaktiviert. Ob das Posting im Zusammenhang mit der Tat steht, muss nun die Polizei prüfen. 

 

Bereits zwei Vergeltungsaktionen


Anfang Februar war eine Liste der 215 Tatverdächtigen, die die Polizei am 11. Januar 2016 in Connewitz festsetzte, von Unbekannten auf dem linken Szeneportal Indymedia veröffentlicht worden. Diese enthielt neben Fotos unter anderem auch Angaben zu Arbeitgebern und Sportvereinen, denen die mutmaßlichen rechten Randalierer angehören. Auch der Name des 23-jährigen Rotation-Spielers befand sich darauf.

 

Es ist nicht die erste Vergeltungsaktion für die Krawalle in der Wolfgang-Heinze-Straße, bei der zahlreiche Lokale und Geschäfte verwüstet worden waren. Ende Januar ging in Neukieritzsch (Kreis Leipzig) das Auto eines Fußballers in Flammen auf, der ebenfalls auf der Liste stand. Bereits im November hatten Unbekannte die Wohnung eines Rechtsextremen in Großzschocher gestürmt und verwüstet. Zu beiden Taten tauchten anschließend Bekennerschreiben bei Indymedia auf. Zum aktuellen Fall blieb dies bis Dienstagnachmittag aus.