Warnung vor Fremdenhass

Erstveröffentlicht: 
16.02.2017

Seit zwei Jahrzehnten erinnern Menschen in Frankfurt-Bockenheim regelmäßig an Hülya Genç, die beim rechtsextremen Brandanschlag von Solingen starb. Nun erhält der Hülya-Platz auch eine Gedenktafel.

 

Am vergangenen Sonntag hätte Hülya Genç Geburtstag gehabt. Sie wäre 33 Jahre alt geworden, hätten nicht Rechtsextreme 1993 im nordrhein-westfälischen Solingen ihr Haus angezündet. Fünf Menschen starben in den Flammen, auch Hülya. Sie wurde neun Jahre alt.

 

Seit zwei Jahrzehnten kommen in Bockenheim regelmäßig Menschen zum Gedenken an das Mädchen zusammen. Seit 18 Jahren ist dort ein Platz nach ihr benannt. Der war zuvor schon, seit 1995, mit einem antirassistischen Mahnmal bestückt, dem kleinen „Hammering Man“. Erklärend waren in der Vergangenheit Zettel an das Mahnmal geklebt. Nun soll eine Stele mit einer Gedenktafel daneben gestellt werden. Am Samstag wird sie enthüllt.

 

Dafür eingesetzt hat sich Hans-Jürgen Hammelmann, Fraktionsvorsitzender der Linken im Ortsbeirat 2. „Zufällig“ habe er entdeckt, dass es 1999 einen Ortsbeiratsbeschluss gegeben habe, eine Gedenktafel aufstellen zu lassen. Sogar ein Text war bereits beschlossen. Wieso dann vor 18 Jahren keine Tafel aufgestellt wurde, weiß Hammelmann nicht. 

 

Warnung vor Fremdenhass


Vor zwei Jahren hat der Politiker daran erinnert und einen Antrag mit dem gleichen Gedenk-Text in den Ortsbeirat eingebracht. Abermals unterstützte der Ortsbeirat das Vorhaben. Nach Abstimmung mit dem Türkischen Volkshaus beschloss das Gremium im November 2015 dann einen fraktionsübergreifenden Antrag mit einem neuen Gedenk-Text für die Tafel auf dem Hülya-Platz.

 

Im Wortlaut: „Dieser Platz erinnert an die neunjährige Türkin Hülya Genç, die mit ihrer Familie in Solingen lebte. In der Nacht des 29. Mai 1993 wurde sie zusammen mit vier weiteren Familienangehörigen durch einen heimtückischen Brandanschlag auf ihr Haus getötet. Der Tod von Hülya warnt vor Fremdenhass und seinen furchtbaren Folgen. Für ein friedliches Zusammenleben.“

 

Es habe keine politischen Meinungsverschiedenheiten zur Gedenktafel gegeben, betont Ortsvorsteher Axel Kaufmann (CDU). Die Abstimmung mit dem Künstler der Stele und die Idee des Ortsbeirats umzusetzen, die Stele auf ein Podest zu stellen, all das habe etwas gedauert, berichtet er. Bezahlt wird die Tafel aus dem Budget des Ortsbeirat.

 

Auch Ibrahim Esen ist froh, dass die Tafel nun endlich kommt. Der Vorsitzende des Türkischen Volkshauses hat eine kleine Gedenkveranstaltung zur Enthüllung am Samstag organisiert. Verlesen werden soll dann etwa ein Brief von Hülyas Mutter, Mevlüde Genç. Sie hat bei dem Brandanschlag zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Für ihre Bemühungen um Versöhnung erhielt sie 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

 

Die Gedenktafel wird am Samstag, 18. Februar, um 14 Uhr auf dem Hülya-Platz enthüllt.