Besetzt bleibt besetzt

Erstveröffentlicht: 
03.02.2017

Hausbesetzungen sind keine Erfindung der letzten Jahre. Besonders das Connewitz der 90'er Jahre steht für die Hausbesetzerszene. Im Sommer letzten Jahres kam ein neues Hausprojekt in Connewitz dazu – das Black Triangle.

 

Im Juni 2016 fährt eine kleine Gruppe Menschen mit Autos und Lkw's auf den Innenhof eines alten Gebäudes der Deutschen Bahn. Das Gebäude befindet sich im Leipziger Süden – in der Arno-Nitzsche Straße. Sie versperren den Eingang zum Gebäude und fangen an, sich dort einzurichten. Das war der Beginn von dem Hausprojekt Black Triangle. Jetzt, über ein halbes Jahr später existiert das Black Triangle noch und in dem verlassenen, alten Gebäude haben die Leute vieles restauriert und umgebaut. 

 

Keine Chefs und keine Mieten


Aber warum macht man sich überhaupt die Mühe ein altes Gebäude wieder herzurichten, wenn man einfach in eine fertige Wohnung ziehen kann? Dafür gibt es laut einer der Bewohnerinnen verschiedene Gründe: Zum einen gäbe es sehr wenigen erschwinglichen Wohnraum in Connewitz und in der Südvorstadt und gerade als Gruppe in einer Wohnung zu leben sei schwierig. Zum anderen gäbe es einige Wagenplätze in Leipzig, die aber sehr voll seien. Ein großes, leer stehendes Haus ist für die Bewohner und Bewohnerinnen also ein Ort um sich selbst zu entfalten. Es gibt keinen Chef – die Entscheidungen werden als Gruppe getroffen. Gemeinsam können sie selbst bestimmen, was aus einem Raum werden soll und was eben nicht. Das Black Triangle ist für die Besetzer und Besetzerinnen das erste gemeinsame Projekt. Sie alle hatten aber schon einige Erfahrungen mit Besetzungen. So ein besetztes Haus heißt viel Abreit. Das Dach ist undicht und es gibt weder Strom noch fließend Wasser. In einem halben Jahr ist im Black Triangle jedoch  schon einiges entstanden – Strom gibt es dank eines Stromgenerators, es gibt eine Bar mit Sofas und mit der Hilfe von Öfen ist es relativ warm in den Räumen. Es ist jedoch noch mehr geplant, zum Beispiel eine Siebdruckwerkstatt. 

 

Zwischen Alltag und Freiheit

 


Jeder kennt den tristen Alltag – egal ob Uni, Schule oder Abreit. Irgendwann kommt fast jeder in einen Trott. Aber wie kann man sich den Alltag in einem Hausprojekt vorstellen? "Unterscheidet sich auch nicht viel von eurem oder in einer WG" so eine der Bewohnerinnen, "Es gibt Leute, die hier ganz normal leben – arbeiten oder studieren. Die Arbeit hier reißt natürlich nicht ab. Das bestimmt so ein bisschen den Tag"

 

Natürlich spielt Freiheit auch eine große Rolle bei dem Projekt. Für die Besetzer und Besetzerinnen ist das Black Triangle an sich schon ein Stück Freiheit, die sie sich einfach genommen haben. Und genau das sei auch das Reizvolle daran. Wichtig ist Ihnen aber nicht nur ihr Freiraum, sondern auch einen Platz für andere Menschen zu schaffen. Also Leuten die Möglichkeit zu geben, sich im Black Triangle zu verwirklichen und ein Stück Freiheit zu finden. Gerade mit der Besetzung ist den Bewohnern und Bewohnerinnen so richtig bewusst geworden, warum sie ihre Freiheit ausleben können.

 

Man darf natürlich nicht vergessen, wodurch man die Freiheit hat. Ich habe sehr viele Privilegien dadurch, dass ich in Deutschland geboren wurde und weiß bin. Dadurch habe ich auch die Möglichkeit, mir durch eine Besetzung die Freiheit zu schaffen.

Eine Hausbewohnerin des Black Triangle

 

Wer Lust bekommen hat, sich das Projekt selbst anzuschauen, der kann immer donnerstags zur Küfa (Küche für alle) vorbeikommen. Gegen eine kleine Spende gibt es veganes Essen. Ansonsten gibt es einige Veranstaltungen wie Konzerte oder Vorträge.