Sicherheitslage: Freiburg hat jetzt drei kriminalitätsbelastete Zonen

Marc Vonthron und Fabian Smyrek-Schönen vom Polizeirevier Nord laufen Streife im Colombipark, der nun auch als Kriminalitätsschwerpunkt und Kontrollzone gilt.
Erstveröffentlicht: 
02.02.2017

Die Zahl der Kriminalitätsschwerpunkte in Freiburg ist von zwei auf drei gestiegen. Zu dieser Kategorie zählt die Polizei den Stühlinger Kirchplatz, Teile der Altstadt und seit kurzem auch den Colombipark.

 

Eine solche Klassifizierung, die sich an Fallzahlen orientiert, gibt der Polizei in den entsprechenden Zonen weitreichendere Rechte: Sie kann ohne Anlass Kontrollen vornehmen oder auch Taschen durchsuchen. Am Stühlinger Kirchplatz scheint sich die erhöhte Polizeipräsenz bereits positiv auszuwirken (Kommentar).

Die Ausgangslage ist bekannt: Freiburg hat die höchste Kriminalitätsrate im Land und kämpft dagegen seit Jahren an – mit einer, so jedenfalls die Freiburger Sicht, unterbesetzten Polizei. Die Landesregierung hat nun Hilfe fest versprochen; in Arbeit ist eine sogenannte Sicherheitspartnerschaft.

Oberbürgermeister Dieter Salomon, der Erste Bürgermeister Otto Neideck und auch Polizeipräsident Bernhard Rotzinger waren am Mittwoch zu vorbereitenden Gesprächen im Stuttgarter Innenministerium. Bereits am Dienstag war bekannt geworden, dass der Anfang Dezember nach Freiburg verlegte Polizeizug mit 25 Frau und Mann weiter in Freiburg bleiben wird (Hintergrund).


Die Zusatzeinheit sollte vor allem in der Innenstadt und auch an Brennpunkten Präsenz zeigen. Das scheint gelungen zu sein. Denn auf dem Stühlinger Kirchplatz, wo zuletzt die Drogendealer wieder stark auf dem Vormarsch waren, seien Kontrollen fast stündlich erfolgt. "Die Dealer sind weg und sie sind auch nicht in den Nebenstraßen", schildert ein Anwohner die Situation.

Rauschgifthandel im Visier der Polizei


Bei der Polizei sagt man, man müsse für eine Bewertung erst die neuen Zahlen abwarten. "Aber der Eindruck ist, dass die Maßnahmen greifen", sagt Polizeisprecherin Laura Riske.

Der Stühlinger Kirchplatz ist bisher bereits von der Polizei als Kriminalitätsschwerpunkt definiert, genau wie die Altstadt zwischen Bertoldstraße im Norden, Humboldt/Belfortstraße im Süden, Bismarckallee/Schnewlinstraße im Westen und Kaiser-Joseph-Straße im Osten. Die Polizei hat nun BZ-Informationen bestätigt, dass mit dem Colombipark ein dritter Bereich als besonders kriminalitätsbelastet eingestuft wird. Dafür müsse eine Häufung an Straftaten in einem Deliktsbereich vorliegen.

 

Wie reagiert die Stadt auf das Unsicherheitsgefühl in Freiburg?

 

Im Colombipark gab es zwar in jüngster Zeit einige Überfälle, von denen auch nächtliche Diskoheimkehrer betroffen waren. Das Hauptaugenmerk der Polizei liegt aber auf dem Unterbinden des Rauschgifthandels: "Wir wollen nicht, dass im Colombipark eine offene Drogenszene entsteht", so Polizeisprecherin Riske. Im Colombipark beherbergt das Colombischlössle das Archäologische Museum. Dass die Sicherheitslage Sorge bereitet, darauf hatte jüngst Tilman von Stockhausen, Leiter der städtischen Museen, hingewiesen.

Eine Einordnung des Parks als Kriminalitätsschwerpunkt oder, wie die Freiburger Polizei es nennt, "Kontrollzone" ermöglicht der Polizei laut Paragraph 26 des baden-württembergischen Polizeigesetzes weitergehende Befugnisse bei Personenkontrollen. Bei der Sicherheitspartnerschaft von Stadt und Land wird es, so viel steht schon fest, auch um den Ausbau der Videoüberwachung gehen. Damit eine solche Kameraüberwachung für einzelne Bereiche der Stadt genehmigt werden kann, muss eine überproportionale Kriminalitätsbelastung nachgewiesen werden.

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