Wuppertal. Paukenschlag in der Evangelischen Kirchengemeinde Südstadt: Das Presbyterium ist bis auf ein Mitglied komplett zurückgetreten. Grund ist die Landtagskandidatur des Presbyters Hartmut Beucker für die Alternative für Deutschland (AFD). Dass der Fachanwalt für Steuer- und Gesellschaftsrecht Mitglied in der umstrittenen Partei ist und sich in ihr engagiert, sorgt schon lange für Wirbel. Bereits vor einigen Wochen war er auf Druck in der Gemeinde vom Amt des stellvertretenden Presbyteriumsvorsitzenden zurückgetreten. Zuletzt setzten ihm die Mitglieder des Leitungsgremiums eine Frist, auch sein Amt als Presbyter abzugeben.
„Herr Dr. Beucker hat weiterhin öffentliche Ämter in der Gemeinde ausgeübt, obwohl es eindeutige Signale der übrigen Mitglieder gab, sich nicht von ihm repräsentieren lassen zu wollen“, sagt Presbyteriumsvorsitzende Elke Schwarzlos. Für sie und ihre Kollegen ist eine AFD Kandidatur nicht mit den christlichen Grundwerten vereinbar. Eine vertrauensvolle Weiterarbeit mit Hartmut Beucker sei am Ende nicht mehr möglich gewesen. „Daher haben wir ihn zum Rücktritt vom Presbyteramt aufgefordert und ihm eine Frist gesetzt“, berichtet Elke Schwarzlos. Diese habe er verstreichen lassen. Das bestreitet Beucker. Gleichwohl habe er nicht die Absicht gehabt, seinen Presbytersitz zu räumen. „Irgendwann muss auch einmal Schluss sein“, sagt der 54-Jährige. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. „Meine Kandidatur hat keinerlei Auswirkungen auf meine Arbeit in der Gemeinde gehabt“, betont Hartmut Beucker. Er zeigt sich „enttäuscht und traurig“ über die Entscheidung des Presbyteriums und spricht von einem „Kesseltreiben“ gegen ihn. Beucker will aber Gemeindemitglied bleiben.
Vor zwei Wochen gab es einen Farbanschlag von Unbekannten auf sein Haus. Dabei wurde die Fassade unter anderem mit den Worten „Beucker=AfD Rassist“ beschrieben. Superintendentin Ilka Federschmidt hatte diese Attacke scharf verurteilt. Den Rücktritt der Presbyter kann sie aber nachvollziehen. „Mit ihrem Verständnis des Evangeliums in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung ist dieser Widerspruch für die Zurückgetretenen zu einem Gewissenskonflikt geworden, den sie im Presbyterium nicht lösen konnten“, sagt Federschmidt. Durch die Entscheidung ist das Gremium offiziell beschlussunfähig geworden. Gemäß der Ordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland wird der Kreissynodalvorstand einen Bevollmächtigtenausschuss zur Leitung der Gemeinde einsetzen. In der Übergangszeit führt die Superintendentin die laufenden Geschäfte. Der Ausschuss soll in den kommenden Monaten eine Neuwahl des Presbyteriums vorbereiten
Von Eike Birkmeier