Geänderte Straßenschilder, eine Hooligan-Band & ein Viertel in Habachtstellung Liveticker Legida 9. Januar 2017: Legida gibt auf + Videos

Erstveröffentlicht: 
10.01.2017

So richtig „vor die Welle“ scheinen die Legida-Organisatoren um den neuen Vereinschef Patrick Filz auch beim Anlaufnehmen zum angestrebten Rundgang am heutigen 9. Januar 2016 im Waldstraßenviertel nicht zu kommen. Dass man die rechte Bewegung, zuletzt mehr ein Resthäufchen vergangener Tage, bei Loks Vereinsführung nicht mag, ist seit einer kraftvollen Distanzierung 2015 bekannt. Beim Roten Stern oder der BSG Chemie darf man schlicht davon ausgehen. Man versuchte also im Vorfeld mittels der gewaltverherrlichenden Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ die Stimmung vor allem unter rechtsorientierten Hooligans noch etwas aufzubessern. Erinnerungen an den Connewitzer Überfall scheut man scheinbar nicht bei Legida.

 

+++ 23:55 Uhr: Die Polizei hat heute mal das letzte Wort +++

 

Drei Eckpunkte benennt der Bericht der Leipziger Polizeidirektion zum Einsatzgeschehen rings um die Demonstrationen am 9. Januar 2017. Das es bei den Gegendemonstrationen zu unerwartet hohen Teilnehmerzahlen gekommen sei, während Legida hinter den eigenen Erwartungen du angemeldeten 1.000 Teilnehmern weit zurückblieb.

 

Im weitgehend friedlichen Verlauf aller Demonstrationen gab es dennoch „drei versuchte gefährliche Körperverletzungen, eine Körperverletzung, drei Widerstände gegenüber Polizeibeamten, ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und eine Sachbeschädigung.“

 

Aus welchem Lager, teilt die Polizei wie gewöhnlich nicht mit. Es darf aber angesicht der extrem geringen Legida-Teilnehmerzahl und der Situation am Waldplatz (siehe weiter unten) eher von der Gegenprotestseite ausgegangen werden. Die seltsame Situation mit der „Ruptly TV“ – Filmerin, in welcher ihr Einsatzbeamte unterstellten, sie würde mit einer gestohlenen Kamera einen Livestream veranstalten, erklärt die PD Leipzig in ihrer Mitteilung nicht. Der Livestream selbst blieb jedenfalls nach der Situation aus, „RuptlyTV“ hat offenbar auch den Youtube-Video-Mitschnitt davon bereits gelöscht.

 

Auch nicht, ob sich eine der genannten Anzeigen eventuell auch gegen Einsatzbeamte richten könnte. Im Laufe des Abends war auch ein Nasenbruch nach mutmaßlicher Gewalteinwirkung seitens eines Einsatzbeamten bei einem NoLegida-Teilnehmer bekannt geworden. 


+++ 22 Uhr: Wir sagen leise servus +++


Es waren zwei anstrengende, teils auch körperlich belastende Jahre. Wir wurden bepöbelt, angegriffen und bedroht. Und wenn wir wir sagen, meinen wir uns alle, die wir dabei waren. Am Beginn, als wir uns mit den programmatischen Forderungen von Legida auseinandersetzten, in der Mitte, als wir schon wussten, wer da sich so alles aus den rechten bis rechtsextremen Kreisen zu den Patrioten zählt und nun auch am Ende: Wo deutlich geworden ist, dass in Leipzig zumindest auf der Straße mehr Menschen für eine weltoffene Gesellschaft ohne Angst und Ausgrenzung stehen, als auf der Seite von Legida.

 

Um genau zu sein, sehr viel mehr.

 

Wenn nun Legida ein „Netzwerk“ aufbauen möchte, fragen wir uns lieber erst einmal heute Abend nicht, was damit nun schon wieder gemeint ist. Aber angesichts der Parolen und der neusten Ereignisse (wie hier dieses ominöse Forum mit Sprengstoffbastelei), haben wir Ahnungen. Nicht die besten …

 

Unsere Großeltern haben uns immer mal wieder gesagt: Angst ist kein guter Ratgeber. Aber sie hält wach, so lange man sie nicht zur Panik oder gar Aggressionen werden lässt. Ein bisschen weniger Panik auf unseren Straßen wird uns allen in jedem Fall guttun. Weniger Gewalt und Aggressionen soundso.

 

Ein bisschen weniger Legida also auch. So bleibt auch mehr Zeit für konstruktive Ideen, offene Debatten und vernünftigen Umgang mit den vielen großen, vor allem den sozialen Problemen unserer Zeit. Dafür können wir nun vorerst einen Montag mehr im Monat nutzen. Und das ist schön. 


+++ 21:40 Uhr: Man möchte nicht mehr auf die Straße +++


Legida gibt auf, so die ersten Informationen von vor Ort. Dies wurde offenbar auf der Bühne erklärt. Nunmehr möchte man sich angeblich dem Aufbau eines „sachsenweiten Netzwerkes“ zuwenden. 


+++ 21:15 Uhr: Gemischte Bilder & Ruptly TV wird gebeten „mal mitzukommen“ +++


Ja, wir verraten jetzt mal ein Geheimnis. Neben den drei L-IZ – Kollegen heute auf der Straße haben wir mal heimlich „Ruptly TV“ mitgeschaut. Die hatten von Beginn an neben uns und weiteren Reportern von den Gegendemonstrationen einen Livestream gesendet. Bis etwa 21:15 Uhr, da hatten einige Polizeibeamte ein Anliegen.

 

Sie mutmaßten, die Kamera, mit welcher die ganze Zeit die Übertragung lief, sei eventuell gestohlen und baten die Reporterin mitzukommen, um dies zu klären. Da sich die Frau darauf einließ (trotz Presseausweis), steht wohl eher zu vermuten, dass hier Bilder gesichert werden sollen. Cleverer Trick der Beamten – aber ein bisschen skurril schon. Und irgendwie nicht ganz legal. Nun pfeift es im Livestream des russischen Staats-Senders unangenehm hoch.

 

Mal sehen, ob die Dame wieder auftaucht und noch erläutert, wie die Geschichte ausging. Wir bleiben dran.

 

Auch auf der Legida-Bühne gab es heute Interessantes zu erleben. Erstmals traute sich offenbar Rechtsanwalt Arndt Hohnstädter (ehemaliger Vereinsvorstand von Legida) selbst auf die Bühne um zu moderieren. Auch Hannes Ostendorf bedankte sich nach seinem „Konzert“ brav bei „Arndt“ für die Einladung. 

 

+++ 21:05 Uhr: Neues von der Rangelei +++


Soeben erreicht uns die Meldung, dass es mindestens zwei Gewahrsamnahmen gegeben haben soll. Bei der Rangelei auf dem Waldplatz (siehe unten) soll zudem ein Polizeibeamter einer der mittlerweile in die Polizeidirektion verbrachten Personen die Nase gebrochen haben.

 

+++ 20:55 Uhr: Der Rückweg wird kein leichter sein +++


Ein paar Böller (mindestens einen) und Schneebälle gibt es dann doch noch für den kleinen Zug Legida-Anhänger auf dem Rückweg zum Stadionvorplatz. Gesamt gesehen bleibt die Stimmung jedoch weiterhin einigermaßen entspannt, trotz durchaus anwesender junger Männer in schwarz aufseiten der Gegendemonstranten. Dafür sind die Titulierungen als „Nazischweine“ für den vorüberziehenden Legida-Marsch deftig.

 

Probleme macht der Polizei, welche im Schnitt entspannt agiert, dennoch die dezentrale Lage des Viertels und die herumziehenden Gruppen außerhalb des großen Gegendemozuges. Angespannt könnte also durchaus nochmals die Abreisesituation für die Legida-Teilnehmer werden.

 

+++ 20:30 Uhr: Kurz und knapp – Ein Desaster für Legida, Polizei hat zu tun +++


Was gab es nicht für ein Gebimmel im Vorfeld. Fast konnte man den Eindruck bekommen, es würde der Platz nicht reichen für all die herbeieilenden Abendlandretter. Wer gekommen ist, sind rund 200 Legida-Anhänger, ein harter Kern aus den bekannten Gesichtern und einem kleinen Plus aus ein paar rechten Hooligans. (Bilder vom Legida-Marsch folgen).

 

Zur Stunde haben die Einsatzkräfte eher damit zu tun, die Gegendemonstranten unter Kontrolle zu behalten. Größere Gruppen ziehen teils dezentral durchs Waldstraßenviertel. Zwischendurch hatte die Polizei begonnen, Innenhöfe im Viertel abzusuchen, auf dem Waldplatz ereignete sich eine kleine Rangelei als der eine oder andere Schneeball flog. Ein Mann wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen.

 

Auch auf der Jahnalle gab es noch ein paar Nickeligkeiten mit einigen abziehenden Legida-Gegnern. Hier eher verbaler Natur. Auf der Gegendemo spielt nach wie vor eine Brasskapelle.

 

+++ 20 Uhr: Das Desaster von Legida in drei Bildern +++


Während sich rings um und im Waldstraßenviertel mittlerweile sicher 4.000 Gegendemonstranten eingefunden haben, stehen auf dem Stadionvorplatz maximal 200 Legida-Teilnehmer.

 

+++19:40 Uhr +++


In der Waldstraße gab es eine Rangelei zwischen Polizei und Gegendemonstranten. Mehrere Teilnehmer riefen „Sanitäter, Sanitäter“. Die Polizei hat die Lage unter Kontrolle. Die Legida-Gegner versammeln sich derzeit im Bereich Wettiner Straße.

 

+++ 19:05 Uhr: Gegendemos am Waldplatz +++


Über 3.000 Gegendemonstranten sind am Waldplatz eingetroffen. Der Verkehr in der Jahnallee steht. Wie bereits vor zwei Jahren tönt aus Wohnungen im Waldstraßenviertel der Schlusschor aus Beethovens 9. Sinfonie. Etwa 250 Legida-Anhänger haben sich derweil am Stadionvorplatz versammelt.

 

+++ 18:54 Uhr: A Monday without you offiziell selbst aufgelöst +++


Offenbar, um sich um 19 Uhr mit allen anderen Gegenprotesten zu vereinen, wurde die Antifademo nach Angaben von Anmelderin Juliane Nagel (Linke) um 18:50 Uhr formell aufgelöst. Aktuell bewegt sich der Zug der Menschen noch auf der Friedrich-Ebert-Straße (Höhe Westplatz), welche kurzzeitig durch die Polizei bis Dittrichring gesperrt wurde.

 

+++ 18:40 Uhr: Alles Richtung Waldstraßenviertel +++


„Leipzig nimmt Platz“ hat unterdessen den Hauptbahnhof erreicht. Dort findet eine zweite Protestkundgebung des Aktionsnetzwerks statt, um dort die Anreise von Legida-Aktivisten zu begleiten. „A Monday without you“ passiert derzeit auf dem Ring die „Runde Ecke“ Richtung Waldstraßenviertel. Dahin wird bald auch „Leipzig nimmt Platz“ folgen. Derzeit schätzen die Veranstalter hier übrigens noch sehr grob auf 1.000 bis 2.000 Teilnehmer.

 

Die Initiative „Durchgezählt“ meldet unterdessen von der Demo „a monday without you“: diese „erreicht mit 700-750 Menschen die Innenstadt von Leipzig“. Der Landtagsabgeordnete Marco Böhme (Linke) berichtet unterdessen, Legida-Anhänger seien in Polizeibegleitung in größeren Gruppen auf dem Weg von der Arena zur Auftaktkundgebung auf dem Stadionvorplatz.

 

Von der Demo „Willkommen in Leipzig“, welche an der Nikolaikirche gestartet ist, meldet die Gruppe „Durchgezählt „220-250 Menschen“, welche nun ebenfalls in Richtung Waldplatz unterwegs sind. Gesamt dürften sich bereits jetzt rund 3.000 Menschen gegen legida auf die Straße begeben haben.

 

+++ 18:29 Uhr: Böller bei „a monday …“ & erste Teilnehmer am Zentralstadion +++


Kurz bevor die Demonstration von „A monday without you“ unter Rufen wie „alerta, alerta, Antifaschista“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ den Innenstadtring erreicht hat, gibt es hier den ersten Böllerwurf. Bekannt ist, dass sich am heutigen Tag wohl auch Teile von linksorientierten Fußballvereinen unter den Gegendemonstranten befinden dürften.Insgesamt verlaufen jedoch derzeit alle Demonstrationen friedlich.

 

Um 19 Uhr wird dann die Gegendemonstration am Waldplatz erwartet. Vom Nikolaikirchhof machen sich derzeit ebenfalls Menschen nach einem Aufruf von Ex-Pfarrer Christian Wolff auf den Weg Richtung Waldplatz.

 

+++ 18:10 Uhr: Der Gegenprotest läuft bereits +++


Während sich die Demo von „A monday without you“ in Richtung Stadtzentrum bewegt, verliest Irena Rudolph-Kokot auf dem Augustusplatz die Auflagen für die Demonstration des Aktionsnetzwerks „Leipzig nimmt Platz“. Hier haben sich mehrere hundert Menschen versammelt, um an der Blockruf-Demo von „Leipzig nimmt Platz“ teilzunehmen.

 

Vor Beginn des Aufzugs werden unter anderem Vertreter der Stadtratsfraktionen von Grünen, Linke und SPD zu den Teilnehmenden sprechen. Die drei Ratsfraktionen haben gemeinsam mit den beiden Leipziger FDP-Stadträten zur Teilnahme an friedlichen Gegenprotesten aufgerufen.

 

Am Waldstraßenviertel entlang ist die Jahnallee auf der gesamten Strecke noch frei befahrbar. Am Sportforum ist die Polizei unter anderem mit einer Reiterstaffel und mehreren Wasserwerfern in Bereitschaft gegangen. Der polizeiliche Schwerpunkt liegt jedoch noch auf dem Süden von Leipzig. Da kreist derzeit ein Helikopter und zieht langsam Richtung Innenstadt.

 

+++ 17:30 Uhr: Keine Blumen für Legida +++


Ob es Legida gelungen ist, wieder mehr gewaltaffines Publikum anzuziehen als zuletzt, wird man wohl erst angesichts der Teilnehmerzahlen und des Publikums am heutigen Abend sagen können. Spannend ist die Einladung an die Band um den Bremer Sänger Hannes Ostendorf, welche auch schon bei „HoGeSa“ (Hooligans gegen Salafisten) sang und für gehörig Zusatz-Aggressionen sorgte, eigentlich aus einem anderen Grund. Noch ein paar Tage vor der Verkündung versuchte sich das Bündnis mal wieder als gewaltlos, friedlich und dialogbereit darzustellen. Man verfasste erst Statements und lud anschließend wohl die rechte Hooligan-Band schlechthin ein.

 

Während die betonte Friedlichkeit sich also wohl eher an die verbliebenen 200 Legida-Stammbesucher – zuletzt eher ältere Herren und ein paar Damen – richtete, sucht Legida zum 2. „Geburtstag“ wieder die härtere Gangart. Erinnerungen an den 1. „Geburtstag“ am 11. Januar 2016 inklusive. Praktisch zeitgleich mit dem damaligen Auftritt Ostendorfs vor etwa 3.000 Teilnehmern auf der Legida-Bühne am Naturkundemuseum begann im Leipziger Süden der Überfall von über 215 Neonazis und gewaltbereiten Hooligans auf den Stadtteil Connewitz. Wie die Stadtverwaltung den Auftritt einer angeblich unpolitischen Hooliganband in einem politischen Zusammenhang wertet, ist klar: der Auftritt findet statt, ein Verbot wurde nicht ausgesprochen.

 

„Ein Volk steht auf!“?


Auch im Netz sind alle Seiten des heutigen Abends schon fleißig und aktiv. Während das angebliche „Bürgerbündnis“ „Wir fuer Leipzig“ auf Twitter versucht, Legida nach Kräften mit Sprüchen wie „ein Volk steht auf“ zu unterstützen, haben sich am heutigen Abend erneut breite Bündnisse zusammengefunden. Neben verschiedensten Demonstrations- und Friedensgebetsbündnissen kommt dabei auch erstmals richtig Gegenwind aus Teilen des aktiven Fanlagers von RB Leipzig.

Hier ist man sich weitgehend einig: Neonazis gehen gar nicht, Legida wird hier als das angesehen, was die Bewegung mindestens immer in ihren Reihen geduldet hat. Ein Sammelbecken aus aktiven und ehemaligen NPD-Mitgliedern, rechten Hooligans und im Hintergrund Strippenzieher, welche sich selbst im Umfeld rechter Kreise verorten. Die „Red Aces“, das Ultra-Bündnis bei RB findet man deftige Worte im Vorfeld des Aufmarschortes und des Ziels Legida, durch das Waldstraßenviertel laufen zu wollen.

 

„Licht aus“


Unter der Überschrift „Licht aus für Legida – Auf die Straße gegen Nazis!“, heißt es unter anderem zum gewählten Treffpunkt am Zentralstadion: „Obendrauf wollen sich die Nazihooligans und deren UnterstützerInnen am Zentralstadion treffen. An dem Ort, wo wir etwas anderes verkörpern wollen. Ein Raum frei von LebensfeindInnen, ein Raum ohne Diskriminierung, ein Raum des Wohlfühlens.“ Abschließend rufen sie dazu auf, gegen Legida auf die Straße zu gehen und friedlich den „großen Aktionsrahmen“ auszuschöpfen. „Die Instrumentalisierung unseres Stadions können und werden wir erst recht nicht tolerieren und so hinnehmen. Wir fordern deshalb alle dazu auf, auf friedliche Art (!), an einer Gegenveranstaltung teilzunehmen und Legida am Stadion zu blockieren.“, so die „Red Aces“ auf ihrer Webseite.

 

Ähnlich sehen offenkundig die Anwohner des seit 16 Uhr bereits weitgehend beräumten Waldstraßenviertels den heutigen Marsch durch ihre Ecke Leipzigs. An vielen Türen hängt eine Information von Anwohnern, die ersten Banner sind bereits an den Fenstern erschienen. Zu erwarten steht, dass es auch heute wieder aus so manchem verdunkelten Wohnzimmer „Freude schöner Götterfunken“ erschallen dürfte.

 

Bereits am Abend zum 9. Januar hatten Aktivisten mehrere Stoppschilder im Viertel zu welchen für, demnach gegen, Legida umfunktioniert. Während sich auch die Bürgervereine im Waldstraßenviertel und in Gohlis bereits vor dem heutigen Tag gegen Legida positionierten, rufen unter anderem bekannte Leipziger Bündnisse wie „Leipzig nimmt Platz“ zu Gegenprotest auf. Der Twitterhastag #blockruf hat mittlerweile den üblichen #le0901 beinahe überholt in der Gunst der aktiven Twitterbeiträge.

 

CDU manövriert sich aus dem bürgerlichen Konsens heraus


Während mittlerweile eine kaum noch zu überblickende Anzahl von bekannten und engagierten Leipzigern und Leipzigerinnen den Aufruf von Ex-Pfarrer Christian Wolff zum 9. Januar 2017 unterzeichnet haben, ist seit Freitag auch eine Initiative verschiedener Fraktionen im Stadtrat in der Welt. In diesem sprechen sich Linke, Grüne, SPD und die beiden FDP-Ratsmitglieder für Grundwerte der Demokratie aus. Ein Text, welchen die Ratsfraktion der CDU nicht mitzeichnen wollte.

 

Grob eingeschätzt, lautet die Haltung seitens der Leipziger Christdemokraten seither: hat mit uns nichts mehr zu tun, wenn sich Leipziger Kirchen, Hochschulen, Ratsfraktionen und unzählige Einzelpersonen bis hin zu Bündnissen gegen den Hass und die Fremdenfeindlichkeit bei Legida wenden.

 

„Die CDU-Fraktion möchte, dass das montägliche Lahmlegen der halben Leipziger Innenstadt ein Ende hat. Die City soll auch Montagabend den Leipzigern gehören und nicht den gegeneinander demonstrierenden Interessengruppen“, hieß es zuletzt seitens der Ratsfraktion der CDU.

 

Wen die Fraktion hier mit „den Leipzigern“ zudem noch in Abgrenzung zu „Interessengruppen“ meinte, ist auch heute noch nicht so richtig zu erkennen. Wie sie die Demonstrationen Legidas verhindern möchte, blieb sie schuldig. An ein grundgesetzwidriges Verbot werden die Christdemokraten dabei hoffentlich in ihrem Wunsch, sich aus dem bürgerlichen Konsens in Leipzig gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu katapultieren, nicht auch noch gedacht haben.

 

Blumen jedenfalls scheinen die Leipziger auch heute, zum zweiten „Geburtstag“ von Legida, nicht mitbringen zu wollen. 19 Uhr findet eine Kundgebung am Waldplatz statt. Dann werden unter anderem Prof. Dr. Gesine Grande, Rektorin der HTWK, Britta Taddiken, Pfarrerin an der Thomaskirche und Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender BMW Werk Leipzig eine Ansprache halten.

 

Im gesamten Viertel ist für Legida heute mit Gegenprotest zu rechnen. Ohne CDU und AfD versteht sich.