PI-News: Undercover-Reporter reist mit Rechtspopulisten – und ist schockiert

Erstveröffentlicht: 
09.01.2017

Der Journalist Marco Maurer hat an einer Leserreise des rechtspopulistischen Portals PI-News teilgenommen. Im Glauben, unter sich zu sein, lassen Pegida- und AfD-Anhänger ihre Masken fallen.

 

Ein Reporter des Magazins „Neon“ erhebt schwere Vorwürfe gegen den AfD-Abgeordneten Jörg Henke, der im Thüringer Landesparlament und im NSU-Untersuchungsausschuss sitzt. Der Journalist Marco Maurer hatte getarnt als nationalgesinnter Germanistik-Student an einer sechstägigen Leserreise des Rechts-Blogs PI-News nach Israel teilgenommen. Dabei soll es zu entlarvenden Aussagen des Politikers gekommen sein.

Maurer konnte sich nach einer Überprüfung seiner angeblichen politischen Gesinnung durch die Organisatoren der Reisegruppe anschließen. Neben dem AfD-Politiker Henke gehörten auch Mitglieder der islamfeindlichen Partei „Die Freiheit“ und weitere AfD-Mitglieder zu der Gruppe. Im persönlichen Gespräch soll Henke dem Autoren offenbart haben, dass er genauso denke wie Thüringens AfD-Fraktionschef Björn Höcke und sich nur offiziell von dessen Aussagen („völkisch“, „1000 Jahre Deutschland“) distanziere.

Während der Reise besuchten die PI-Leser unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo einer der Mitreisenden die Zahl der ermordeten Juden infrage gestellt habe. Maurers Identität ist einen Tag vor dem geplanten Reiseende aufgeflogen, weshalb der Journalist die Gruppe vorzeitig verließ.

Maurer beschrieb seine Erfahrungen mit den Lesern in Israel so: „Das ist wirklich das Unglaublichste, was ich bisher erlebt habe. Mindestens ein, zwei würde ich auch gewaltbereit einschätzen.“ Journalisten wurden als Medienhuren bezeichnet, Zuwanderer permanent Invasoren genannt. Es seien Sätze gefallen wie: „Die SS war quasi eine Antiterrororganisation gegen Sozialisten“, die Al-Aksa-Moschee wollte einer der Teilnehmer „wegbomben“.

PI-News (Politically Incorrect) gilt als eines der einflussreichsten Medienorgane der rechten Szene. Mehrere Autoren veröffentlichen auf dem Blog meist islamfeindliche Texte unter Pseudonym. Das Portal ist Teil eines Netzwerks von rechtspopulistischen und rechtsextremen Organisationen und stellt sich selbst als proisraelisch und proamerikanisch dar.