In Brandenburg gelten 567 Menschen als vermisst – darunter immer mehr unbegleitete minderjährige Asylbewerber.
In Brandenburg werden immer mehr unbegleitete Flüchtlingskinder als vermisst gemeldet. Derzeit hat die Polizei keine Kenntnisse über den Aufenthalt von 206 Minderjährigen, wie das Innenministerium mitteilte. 2015 wurden laut einer Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) noch 138 Kinder als vermisst geführt, ein Jahr zuvor waren es erst sechs. Insgesamt gelten in Brandenburg aktuell 567 Menschen als vermisst.
Von den vermissten Flüchtlingskindern, die ohne Familienangehörige oder andere Begleitpersonen nach Brandenburg kamen, stammen knapp 90 Kinder aus Afghanistan, 30 aus Somalia und rund 25 aus Syrien. Wie eine Sprecherin des Ministeriums weiter sagte, gilt als vermisst, wer seinen gewohnten Lebenskreis verlassen hat, dessen Aufenthalt unbekannt ist und für den eine Gefahr für Leib und Leben besteht.
Laut BKA waren am 1. September dieses Jahres bundesweit 9002 unbegleitete Flüchtlingskinder als vermisst gemeldet, davon 918 im Alter bis zu 13 Jahren. 2015 waren es etwa 1000 weniger, ein Jahr zuvor rund 1280, im Jahr 2013 sogar erst knapp 200. Die meisten Vermissten-Fälle haben nach BKA-Angaben jedoch "keinen kriminellen Hintergrund". Konkrete Erkenntnisse, dass ein Teil der zu Jahresbeginn vermissten minderjährigen Flüchtlinge Kriminellen in die Hände gefallen sein könnte, lägen dem Bundeskriminalamt nicht vor, heißt es in der Antwort von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der AfD.
Viele Kinder und Jugendliche hätten sich auf den Weg gemacht, um Eltern, Verwandte oder Bekannte in anderen deutschen Städten oder im europäischen Ausland zu treffen. Es komme aber auch häufig zu Mehrfachregistrierungen, wenn unbegleitete Flüchtlingskinder ihre Unterkunft unangekündigt verlassen und sich an einem anderen Ort erneut bei den Behörden melden, erläuterte die Sprecherin des Ministeriums weiter. Kommen Kinder oder Jugendliche bei Familienangehörigen oder Verwandten in Deutschland oder im Ausland an, erhielten die deutschen Behörden, die eine Vermisstenmeldung erstattet hatten, in den seltensten Fällen eine Rückmeldung. Die Fahndung werde daher zunächst nicht eingestellt.
Zahl der unbegleiteten Minderjährigen gestiegen
Die Zahl der Flüchtlingskinder, die unbegleitet nach Brandenburg kommen, war zuletzt stark gestiegen. Die Zahl der unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge ist innerhalb eines Jahres von 649 auf 1530 gestiegen, wie Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) Anfang dieses Monats mitteilte. Kamen die jugendlichen Flüchtlinge bisher vor allem aus Afghanistan und Syrien, sei seit September 2016 ein verstärkter Zuzug aus afrikanischen Ländern zu verzeichnen, so Baaske weiter.
Die minderjährigen Flüchtlinge werden zum überwiegenden Teil in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe betreut. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten sind neue Einrichtungen aufgebaut oder die Kapazitäten bestehender Einrichtungen erweitert worden, teilte der Bildungsminister weiter mit. Die Kosten für die Versorgung und Betreuung übernimmt das Land. Im Jahr 2016 wurden den örtlichen Trägern der Jugendhilfe bisher 28,01 Millionen Euro erstattet.
4252 minderjährige Flüchtlinge kamen vergangenes Jahr allein nach Berlin
In Berlin sind im vergangenen Jahr 4252 Kinder und Jugendliche als unbegleitete Geflüchtete in Berlin angekommen. Von diesen galten im Frühjahr dieses Jahres rund 400 als vermisst. Wie in Brandenburg geht man auch in Berlin davon aus, dass die Ursachen unspektakulär sind, wie Ilja Koschembar, Sprecher der Senatsjugendverwaltung, der Berliner Morgenpost am Sonnabend mitteilte. So seien zahlreiche junge Geflüchtete inzwischen 18 Jahre alt geworden und damit aus der Statistik herausgefallen. Man gehe ebenfalls davon aus, so der Verwaltungssprecher weiter, dass sehr viele Jugendliche einfach weitergereist seien.