Drohungen gegenüber Asylbewerbern – Polizei widerspricht Hetzjagd-Berichten

Erstveröffentlicht: 
02.11.2016

In Bautzen ist es wieder zu Angriffen zwischen jungen Asylbewerbern und Einheimischen gekommen. Die Polizei ermittelt zu Bedrohungen und Körperverletzung in der Innenstadt. Berichten über eine Hetzjagd widerspricht sie vehement.

 

Bautzen. Eine Gruppe aus zwei Einheimischen und drei jungen Asylbewerbern wurde nach Polizeiangaben am Dienstagabend auf dem Kornmarkt von etwa acht Männern bedroht. Zwei Personen sollen einen „pistolenähnlichen Gegenstand“ gezückt und damit auf die Asylbewerber gezielt haben. Danach hätten sie sich vom Ort des Geschehens entfernt. Zeugenaussagen zufolge habe es sich bei den Männern um Rechtsextreme gehandelt.

 

Die Polizei nahm zahlreiche Personalien auf und kontrollierte mehrere Fahrzeuge. Über die Identität der Täter ist aber bislang noch nichts bekannt. Hinweise eines 39-jährigen Asylbewerbers führten die Beamten zwar zu einem 29-Jährigen. Bei diesen seien eine Schreckschusswaffe und Betäubungsmittel festgestellt worden. Ob der Mann in den Vorfall am Kornmarkt involviert war, ist allerdings unklar. Die Ermittlungen dauern an. 

 

Libyer attackiert Einheimischen – Steinwürfe gegen Asylsuchende


Darüber hinaus informiert die Polizei über einen körperlichen Angriff auf einen 19-jährigen Einheimischen im Bereich des Lidl-Marktes an der Steinstraße. Der Täter sei ein 20-jähriger, polizeilich bekannter Libyer gewesen, der unter Alkoholeinfluss stand. Er befindet sich mittlerweile in Gewahrsam.

 

Bei seiner Ergreifung waren laut den Beamten zwei weitere Asylbewerber anwesend. Diese seien vom Holzmarkt aus von einer zehn bis 15 Mann starken Gruppe attackiert worden. Es habe mehrere Steinwürfe gegeben. Einer der Verfolgten sei am Bein getroffen worden, benötigte aber keine medizinische Versorgung. Vier Tatverdächtige im Alter zwischen 19 und 28 Jahren wurden festgenommen. Sie sind deutscher Herkunft und der Polizei teilweise bekannt.

 

Eine Hetzjagd, über die mehrere Medien berichteten, soll es laut Polizei jedoch nicht gegeben haben. Unter anderem „Zeit-Online“ teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, dass bis zu 50 Neonazis zwei Geflüchtete durch die Bautzener Innenstadt gejagt hätten. 

 

Die Entwicklungen in Bautzen seit September


Bundesweite Aufmerksamkeit erhielt Bautzen zuletzt Mitte September. Damals waren jugendliche Einheimische und gleichaltrige Asylbewerber auf dem Kornmarkt aufeinander losgegangen. Es wurde eine Ausgangssperre für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge verhängt. Außerdem verstärkte die Polizei ihre Präsenz auf dem Kornmarkt.

 

In der Folgezeit wurde die ostsächsische Stadt mehrfach zur Bühne für Demonstrationen – sowohl für Weltoffenheit und Toleranz als auch mit rechtsextremen Hintergrund. Oberbürgermeister Alexander Ahrens zeigte sich ob dieser Veranstaltungen resigniert: Es sei unerträglich, dass die Stadt „als Spielwiese für unsägliche Parolen und gegenseitige Beschimpfungen herhalten soll“.

 

Ende Oktober gab die Polizei bekannt, weiter in der Bautzener Innenstadt präsent zu bleiben. Den Einsatzschwerpunkt bildet nach wie vor der Kornmarkt. Der zentral gelegene Platz gilt in der Stadt als beliebter Treffpunkt für junge Leute jeglicher Herkunft.

 

Von mkl