Der FSV Zwickau und sein Problem mit dem Rassismus

Erstveröffentlicht: 
25.10.2016

Am Samstag gastierte der Absteiger FSV Frankfurt beim Aufsteiger FSV Zwickau. Das Spiel endete 1:1, doch am Ende steht Zwickau wieder einmal wegen mutmaßlich rassistischer Rufe seiner Fans im Fokus. Frankfurts Trainer Roland Vrabec beklagte Affenlaute als sein Schwarzer Spieler Shawn Berry am Ball war. Von Robin Dullinge

 

"Ich weiß jetzt auch nicht, ob wir jedes Vierteljahr mit irgendwelchen Vorwürfen derart konfrontiert werden müssen." - Das sagte der Kapitän des FSV Zwickau, Toni Wachsmuth, nach dem Spiel zum MDR. Im April dieses Jahres spielte der FSV Zwickau um den Aufstieg in die dritte Liga und damit auch beim Berliner AK. Beim BAK gibt es traditionell eine große Anzahl türkischer Anhänger, kurzzeitig hieß der Verein sogar „Berlin Ankaraspor Kulübü 07 e. V.“. Nach einem Treffer des FSV Zwickau soll in Richtung der türkischen Fans „Ziegenficker“ und „Wer nicht wippt, der ist ein Türke“ gerufen worden sein. Im Nachgang hieß es von Seiten des FSV, die Fans hätten „Wer nicht wippt, der ist ein Schachter“ gerufen.

 

Ein weiterer Blick zurück: Im November 2015 hält Cem Efe, Trainer des SV Babelsberg, in der  Pressekonferenz eine Brandrede gegen Rassismus. Voran gegangen waren Äußerungen von Torsten Ziegner, Trainer vom FSV Zwickau und Marc-Philipp Zimmermann, Spieler des FSV. Diese hätten sich gegenüber einzelnen Spielern und Fans des SV Babelsberg rassistisch geäußert. Beim gleichen Spiel präsentierten Fans des FSV eine Banane mit der Aufschrift „Schwuchteln“, was vom Blog „Ultrapeinlich“ dokumentiert wurde.

 

Wer ein wenig recherchiert, wird auf weiteres diskriminierendes Gedankengut innerhalb der Zwickauer Fanszene stoßen. Allen voran der „A Block“ fällt hier mehrfach, auch durch teils neonazistische Parolen, auf. Im Dezember 2011 berichtete die Zeitung „Jüdische Allgemeine“ vom antisemitischen „U-Bahn Lied“, „Sieg Heil“-Rufen und Verherrlichung von Rechtsterrorismus. Zunächst soll die Vereinsführung geschockt reagiert haben, anschließend sei sie zurück gerudert. Von „gezielt überzogenen und nicht zutreffenden Informationen“ sprach der Vorstand damals.

 

„Lasst uns endlich damit in Ruhe!“


Der FSV Zwickau hat sich bereits bei Twitter und Facebook zu den Vorwürfen geäußert. Zunächst heißt es dort nur eine einzige Person habe angeblich etwas gehört. „Lasst uns endlich damit in Ruhe!“, fordert der Verein offenbar in Richtung seiner Kritiker. Eine Stufe weiter geht es bei Facebook. Hier behauptet der Verein, man habe Frankfurts Trainer nach dem MDR-Interview gefragt und „da wusste er von nichts“. Ohnehin könne „keiner der 4.000 Anwesenden Zuschauer und Medienvertreter die Richtigkeit seines Wutausbruches bestätigen – KEINER!!!“, heißt es weiter.

 

Entgegen der letzten Verlautbarungen von Zwickau, berichten jedoch weitere Fans von rassistischen Äußerungen. Sybille und Andreas, Fans des FSV Frankfurt geben wieder, dass sie die Affenlaute gegen Frankfurts Spieler Shawn Berry ebenfalls gehört haben. Ein Groundhopper, Fan des FSV Frankfurt und Twitter-User, schildert dass er zwar keine Affenlaute gehört habe, Berry jedoch vereinzelt als „Neger“ und „Affe“ beschimpft wurde. Nach Spielende hieß es weiter er solle „in den Busch gehen“.

 

In geschlossenen Facebookgruppen von Fans des FSV Frankfurt wird zudem geschildert, dass der Ordnungsdienst sich darüber gefreut haben soll, dass Zwickau „eine Mannschaft ohne Neger“ habe. Da der Verein auf Erwähnungen reagiert hat, wird ihm dieser Tweet nicht entgangen sein. Dort wird schon kurz vor Ende des Spiels von rassistischen Äußerungen berichtet.

 

Von Traditionen und Verschwörungen


Es macht den Anschein, dass der FSV Zwickau sich bislang nicht darum bemüht hat, die Vorwürfe zu widerlegen oder ihnen nachzugehen. Vielmehr kann man den Eindruck gewinnen, der gesamte Verein sieht sich als Opfer einer Verschwörung. Fest steht jedenfalls: Selbst wenn es nicht zu den Affenlauten gegen Shawn Berry kam, Zwickau hat trotzdem ein Problem mit (extrem) rechten Tendenzen in der Fangemeinde. Belege dafür konnten in den vergangenen Jahren zur Genüge gesammelt werden.

 

Dem Verein fehlt eine Auseinandersetzung und damit auch eine Sensibilisierung der Fans für Themen wie Neonazismus und Diskriminierung. Schade ist, dass der Verein sich als Opfer betrachtet, statt notwendige Mittel zu ergreifen gegen diskriminierendes Verhalten seiner Fans vorzugehen. Die Anzahl der Vorfälle spricht außerdem dafür, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, auch wenn nur vereinzelt diskriminierende Äußerungen wahrgenommen wurden. Jedem Vorwurf muss erst einmal nachgegangen werden. Die reflexartige Haltung untermauert nur, dass der Verein ein massives Problem hat und dass dieses auch in Zukunft Thema bleiben wird.