Völkerschlacht - Liebertwolkwitz gegen die Franzosen

Erstveröffentlicht: 
22.10.2016

Kinder mit Gummistiefeln und Regenjacken, Eltern unter Schirmen und dick eingepackt: So stehen sie da, die Schaulustigen der Völkerschlacht. Der Herbst zeigt sich an diesem Sonnabend von seiner ganz besonders nassen Seite. Aber schlammige Feldwege, klamme Mäntel und das stete Tropfen vom Himmel halten die Gefechtszuschauer nicht ab.

 

Wenn das Krachen der Kanonen über die stoppeligen Felder bei Liebertwolkwitz hallt, zuckt man unweigerlich zusammen. An diesem düsteren und kühlen Sonnabend ist die Szenerie besonders bedrohlich: Männer und Frauen in historischer Uniform stellen das berühmte Gefecht von 1813 nach, das als Völkerschlacht in die Geschichtsbücher eingegangen ist. 

 

Auf zum Gewehr!


Mit Musketen schießen die Konfliktparteien aufeinander. Vor 203 Jahren kämpfte eine Allianz aus Russland, Preußen, Österreich und Schweden gegen die französischen Truppen von Napoleon Bonaparte. An der Gefechtsnachstellung sind an diesem Wochenende über 300 Darsteller militärhistorischer Vereine aus ganz Europa beteiligt. Die Soldaten sind zum Teil aus Österreich, Belgien, Tschechien, Russland und Norwegen angereist.

 

Multikulti im Gefecht – das hat schon vor über 200 Jahren zum Erfolg geführt. Und, es ist keine Überraschung, auch diesmal siegt die Allianz über die Franzosen. Napoleon muss sich erneut geschlagen geben, die Franzosen verlieren mal wieder. Allerdings nicht ihr Leben. Statt ins Lazarett geht es anschließend nach Liebertwolkwitz auf ein deftiges Mittagessen und warme Getränke. 

 

Aus der Zeit gefallen


Ganz im Stile des beginnenden 19. Jahrhunderts präsentiert sich der Ort das ganze Wochenende: "Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahr 1813". Die Straßenschilder sind verhüllt und Elektrizität ist in diesen Tagen auf den Straßen verboten. Die Dorfgemeinschaft will zum neunten Mal so authentisch wie möglich das historische Dorf mimen. Mit dabei: Töpfer, Marktfrauen, Klempner, Sattler, Wirte und viele mehr. Alle tragen sie, wie auch die Soldaten auf dem Feld, historische Kostüme.

 

Als Besucher merkt man schnell: Die Liebtwolkwitzer haben Erfahrung und versetzen sich gerne ein Mal im Jahr in die Zeit ihrer Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßeltern. Aber so ganz können sie offenbar nicht auf die Errungenschaften der Moderne verzichten. Denn vereinzelte Zigarettenschachteln und Smartphones können wachsame Augen trotzdem entdecken. So ganz aus der Zeit gefallen ist der Süd-Osten Leipzigs also nicht.