Einheitsfeier in Dresden: Mieses Image für 4,5 Millionen Euro

Erstveröffentlicht: 
04.10.2016

Die Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden verlief so gar nicht nach den Wünschen der Organisatoren. Statt schöner Bilder und zufriedener Gäste lieferte Dresden einmal mehr Negativschlagzeilen. Das Image der Stadt dürfte weiter gelitten haben.

 

Dresden. Die Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden verlief so gar nicht nach den Wünschen der Organisatoren. Statt schöner Bilder und zufriedener Gäste lieferte Dresden einmal mehr Negativschlagzeilen. Das Image der Stadt dürfte weiter gelitten haben.

 

Was von Dresden aus in die Welt ging, waren die Gesichter und Rufe von wenigen Hundert, die vor allem laut, rassistisch und hasserfüllt waren. Vorrangiges Ziel war Angela Merkel, beleidigt und beschimpft wurde aber jeder, der den selbsternannten Patrioten vor die Augen kam. „Volksverräter“, „Haut ab“ oder „Abschieben“ schallte es jedem entgegen, der am Montagmorgen in die Frauenkirche wollte. Verteidiger des Abendlandes, die einen Gottesdienst stören, das gab es selbst in Dresden länger nicht.

 

Vor der Semperoper wurden dann selbst die Mitglieder sächsischer Trachtenvereine wüst beschimpft, einfach weil sie sich am Programm auf dem Theaterplatz beteiligt hatten. Nicht alle Schreier waren Neonazis, wie sie selbst bei jeder Gelegenheit betonten, aber es hatte auch keiner von denen ein Problem, mit Neonazis gemeinsame Sache zu machen. 

 

Kein Aufbegehren der Mehrheit


Es waren nicht viele, die das Bild prägten, aber es fehlten auch jene, die sich den Krakeelern entgegen stellten. Am Neumarkt kamen zur frühen Stunde kaum neutrale Schaulustige, am Theaterplatz waren diejenigen, die dem Programm interessiert folgen konnten zwar leicht in der Mehrheit, blieben im Regen aber weitgehend stumm und mieden jede Diskussion. Zudem sorgten organisierte Neonazis dafür, dass kein lautes Widerwort gegen Pegida möglich war. Als sich einmal fünf linke Jugendliche ein „Pegida muss weg“ trauten, stürmten sofort drei junge gewaltbereite Männer auf sie zu, nur die Polizei verhinderte eine Prügelei.

 

In Dresden stellen sich nur wenige Pegida und Co. entgegen. Das lag am Montag auch am Handeln von Polizei und Ordnungsamt. Während jede kleine linke Menschengruppe sofort kontrolliert und oft auch festgesetzt wurde, konnten Pegida-Anhänger frei schalten und walten, zur Not auch mit Bier auf der Demo. Das Versammlungsrecht wurde dabei höchst unterschiedlich ausgelegt. Der Gegenprotest wurde einmal mehr weiter weg beauflagt als beantragt, dass die Polizei dem fremdenfeindlichen Bündnis auch noch Aufgaben abnahm und einen erfolgreichen Tag wünschte, passte für viele einfach nur ins Bild.

 

Bereits am Sonntagabend kamen hässliche Bilder aus der Stadt. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hatte die muslimischen Gemeinden zum islamischen Neujahrsfest ins Rathaus geladen. Auf den Termin hatte Dresdens Stadtoberhaupt nach dem Sprengstoffanaschlag auf die Fatih Camii Moschee besonders viel Wert gelegt. Doch statt versöhnlicher Bilder aus dem rappelvollen Saal gab es die von Beschimpfungen von Islamgegnern gegen das Stadtoberhaupt. 

 

Bürgerfest bleibt hinter Erwartungen zurück


Dabei hatten die Stadt und der Freistaat groß aufgefahren und 4,5 Millionen Euro investiert. Seit Wochen wurden Zelte, Bühnen und Stände aufgebaut. Das Programm zum dreitägigen Bürgerfest war so umfangreich, dass die meisten Besucher nur einen Bruchteil wahrgenommen haben dürften. Mit 750.000 Besuchern hatten die Macher gerechnet, es kamen weniger als 500.000. Das lag auch am Wetter, das sich ab Sonntagmittag vor allem regnerisch präsentierte. Doch schon am Samstag waren die Straßen bei strahlendem Sonnenschein leerer als erwartet. Das Fest war nicht fröhlich, nicht ausgelassen. Die Stimmung war durchweg angespannt.

 

Bereits im Vorfeld hatten Hotels über Stornierungen geklagt, nachdem an der Camii-Moschee und am Kongresszentrum Sprengsätze explodiert waren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach den Erlebnissen vom Montag weitere Stornierungen hinzukommen.

Stephan Lohse