Baufirma protestiert gegen Abschiebung Unser Kollege bleibt hier!

Erstveröffentlicht: 
30.09.2016

Seit Jahren arbeitet Tavus Qurban für eine deutsche Baufirma, jetzt soll der afghanische Flüchtling abgeschoben werden. Aus Protest legen die Kollegen die Arbeit nieder - mit Unterstützung der Firmenleitung.

 

Es ist schwer zu verstehen: Seit 2010 ist der Afghane Tavus Qurban in Deutschland, seit April 2012 arbeitet er bei der bayerischen Firma Strasser Bau als Bauarbeiter. Und jetzt, vom 1. Oktober an, wird seine Arbeitserlaubnis nicht verlängert. Der Grund: Sein Asylantrag wurde abgelehnt.

 

Das Unternehmen hat gegen den Beschluss Protest angekündigt. An diesem Freitag soll die Arbeit auf allen Baustellen der Firma in der Zeit von 10 bis 12 Uhr ruhen - aus "Unverständnis über diese Entscheidung", wie es in einer Pressemitteilung heißt.

 

Auf seiner Website schreibt das Unternehmen, Qurban sei engagiert, stets arbeitswillig, habe "mit großem Fleiß Deutsch gelernt und sich gut eingearbeitet". Der Afghane sei voll im Unternehmen integriert, bezahle seine eigene Mietwohnung, führe Steuern und Sozialversicherungsbeiträge ab, "so wie jeder andere berufstätige deutsche Mitbürger". Für alle im Unternehmen sei die Nichtverlängerung der Arbeitserlaubnis unverständlich.

 

Strasser Bau hat die Geschichte seines Mitarbeiters auch bei Facebook geteilt und dazu aufgerufen, sie möglichst weit zu verbreiten. Der Kollege "versteht die Welt nicht mehr", heißt es bei Strasser. Er wolle in Deutschland bleiben, weil er hier Arbeit und eine neue Zukunft gefunden habe. "Selbst wenn er keine weitere Aufenthaltsgenehmigung erhält, nach Afghanistan will er nie mehr zurück. Seine ganze Familie ist inzwischen geflohen."

 

Auf Anfrage teilte das Landratsamt Altötting mit, dass Qurban sich seit Jahren nicht darum bemüht habe, beim afghanischen Konsulat einen Pass zu beschaffen. "Aus diesem Grund ist gesetzlich zwingend vorgeschrieben, dass die Erwerbstätigkeit verboten werden muss."

 

Die Unternehmensführung von Strasser bedauert die Entscheidung sehr. Seit Jahren komme das Unternehmen auch seiner sozialen Verpflichtung nach und unterstütze und integriere Flüchtlinge. "Dass Tavus Qurban jetzt, wo alles gut läuft und er im Unternehmen voll integriert ist, nicht mehr arbeiten darf, ist für alle im Unternehmen mehr als unverständlich."

 

Das Landratsamt schreibt dagegen, der Asylantrag "wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt und der Betroffene aufgefordert, die Bundesrepublik Deutschland zu verlassen". Der Ablehnungsbescheid sei bestandskräftig.