Unter dem Titel “Gegen Linke und Ausländer Gewalt” mobilisieren seit einiger Zeit bekannte Nazis aus Schleswig-Holstein (S-H) zum 1. Oktober nach Bad Segeberg. Angekündigt wird die Kundgebung von einem Orga Team um die bekannten Neonazis Enrico Pridöhl und Michael Pagel. Doch trotz einiger Vorlaufzeit und des überregional bekannten Wandernaziredners Eric Graziani Grünwald passiert in der Facebookgruppe bisher wenig, wenn Mensch von geäußerten Vernichtungsfantasien gegenüber Jüd_innen und untereinander ausgetragenen Streitigkeiten absieht. Grund dafür dürfte unter anderem die Unfähigkeit und vor allem Unbeliebtheit – selbst innerhalb der desolaten Neonaziszene in S-H – der beiden Akteure Pridöhl und Pagel sein.
Enrico Pridöhl
Über Enrico Pridöhl aus dem ostholsteinischen Neukirchen wurde schon viel geschrieben, sehr viel mehr als er verdient hat. Bundesweit verlieh ihm seine einsame Kundgebung, ebenfalls in Bad Segeberg, am 4. Juni, viel Aufmerksamkeit. Aber nicht die Kundgebung selbst brachte ihn in die Medien, sondern der Fakt, dass die Polizei seine Kundgebung auflöste nachdem nicht genug Teilnehmer_innen auftauchten. Zwei Teilnehmende sind nun mal nicht genug fürs Versammlungsrecht. Dies war aber nicht der erste Reinfall für Pridöhl, der unter anderem auch an der Planung der “Neumünster wehrt sich“-Demonstrationen und einigen 3-5 Personen großen Kundgebungen gegen Pädosexuelle in S-H und Mecklenburg Vorpommern verantwortlich war. Außerdem fiel er mittlerweile diverse Male dadurch auf, dass er andere Nazis anzeigen wollte, die sich über seine lächerlichen Auftritte lustig machten oder auch nur Kritik an ihm übten. Zuletzt folgte er einer Einladung des ehemaligen Vorsitzenden des NPD-Kreisverbandes Lauenburg-Stormarn, Kay Oelke, zur Gründung schleswig-holsteinischen Landesverband der Partei “Zukunft für Deutschland” (ZFD).
Michael Pagel
Michael Pagel attackierte am 14. November 2015 bei dem ersten Aufmarsch von “Neumünster wehrt sich“, direkt vor seiner Haustür im Schleusenberg 6 Journalist_innen und vermeintlich linke Aktivist_innen mit einer Eisenstange. Während des kurzfristig abgesagten “Neumünster wehrt sich”-Aufmarsches am 28. Februar 2016 (Anmelder Manfred Riemke hatte sich nach eigenen Angaben angeblich das Knie verdreht) war er ganz in der Nähe der trotzdem stattgefundenen, antifaschistischen Gegenkundgebung anzutreffen. Für den politischen Feind hatte er allerdings nur wenig Aufmerksamkeit übrig, da er damit beschäftigt war, sich lautstark mit seiner Partnerin Jessica Pagel zu streiten. Abgesehen davon ist er noch in der Lage online seine Gewaltfantasien zu posten, ansonsten ist auch er genauso wie Enrico Pridöhl weder fähig, noch gut genug in rechte Strukturen eingebunden um mehr als eine handvoll Rassist_innen auf die Straße zu bringen.
Eric Graziani Grünwald
Eric Graziani Grünwald ist einer der rechtsradikalen Wanderredner, der schon mehrmals auf den Berliner “Merkel muss Weg“-Demonstrationen zu denen Enrico Stubbe von „Pro Deutschland“ aufgerufen hat. Des weiteren ist er für das rechte Demofranchise “Wir für Deutschland” (WfD), nicht zu verwechseln mit “Gemeinsam für Deutschland” (GfD), die Verantwortlichen für die geplanten Nazi Demonstrationen in Stade (10. September), sowie Neumünster (15. Oktober) auf Tour und hielt seine Reden auch schon auf vielen neonazistischen Mahnwachen, die sich gegen Unterkünfte für Geflüchtete gerichtet haben, wie zum Beispiel in Bautzen. Seine ausschweifenden Reden sind nicht nur von Rassismus und ungezügelter Islamfeindlichkeit geprägt, sondern bestehen auch immer wieder aus dem Verbreiten neurechter Verschwörungsideologien und natürlich auch Antisemitismus. Auch wenn er immer wieder auf Kundgebungen auftreten darf, ist auch Graziani keine Person, die besonders gut in die rechte Szene eingebunden ist. Von den involvierten Akteur_innen der geplanten Aktion in Bad Segeberg ist er jedoch wohl der einzige, der vielleicht ein paar Interessierte dazu bringen könnte anzureisen.
Fazit
Wie alle Aktionen, an denen Enrico Pridöhl beteiligt ist, kann auch diese Kundgebung nur schwer ernst genommen werden. Trotzdem darf auch solch eine Kleinstkundgebung nicht unbeantwortet bleiben. Haltet euch also den 1. Oktober frei und wartet auf Ankündigungen, denn mit Graziani als Redner ist zu befürchten, dass Enrico und Co. diesmal doch genug Leute zusammen bekommen könnten um als öffentliche Versammlung wahrgenommen zu werden. Das Kooperationsgespräch mit dem Ordnungsamt werden die Nazis zwischen dem 5. und 16. September haben. Ab dann ist auch mit genaueren Infos zu rechnen.