Hoher Schaden: Verbindungshäuser attackiert

Erstveröffentlicht: 
27.04.2016

Etwa 8000 Euro Sachschaden sind bei einer Attacke auf das Haus der Studentenverbindung „Germania“ in der Nikolausstraße entstanden. Die Liberale Hochschulgruppe (LHG) und der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) haben den Anschlag verurteilt. Die Kripo ermittelt.


„Sexisten“ stand am 19. April groß auf einer Wand des Hauses der schlagenden Burschenschaft „Germania“, Fensterscheiben waren mit Pflastersteinen eingeworfen worden, die Fassade mit schwarzer Farbe beschmiert. Auf einer politisch linken Internet-Plattform hat sich noch am selben Tag eine Gruppe namens „Autonome PartygegnerInnen“ zu dem Anschlag bekannt. Anlass für die Aktion sei die in dem Verbindungshaus geplante traditionelle „Germanenfete“ zum Semesterbeginn gewesen, heißt es dort. Die Burschenschaft lade zwar Frauen zu ihren Partys ein, schließe sie aber „aus ihren Strukturen systematisch“ aus; sie sehe sie „als dekorative, leicht verfügbare Objekte“. Nach eigenen Angaben wollten die Unbekannten mit der Attacke darauf aufmerksam machen, dass die Verbindung „mit ihrem gesamten Weltbild“ einer „befreiten und libertären Gesellschaft entgegen“ stehe.

Ein anonymer User kommentiert das Statement mit den Worten: „Schön zu sehen, dass in Würzburg richtig was geht“. Es folgt die Aufforderung, Burschenschafter „in den Main“ zu „treten“.

Die Kriminalpolizei, die in dem Fall ermittelt, habe das „Bekennerschreiben im Internet gelesen“, sagt Pressesprecher Peter Häusinger auf Anfrage. Die Urheber seien noch unbekannt.

Die LHG nennt die Aktion in einer Pressemitteilung einen „feigen Angriff“ und verurteilt sie „aufs Schärfste“. LHG-Vorsitzender Marco Bleistein: „Niemand muss Verbindungen mögen. Es ist aber unser Verständnis von Toleranz, auch andere Lebensweisen zu akzeptieren.“ Die LHG setze sich konsequent „gegen jede Form von Gewalt ein, ob sie von rechts oder von links kommt“.

Auch der RCDS verurteilt den Angriff auf das Germania-Haus. „Wir fordern dazu auf, die Meinungen und Lebensweisen, welche sich auf dem Boden der Verfassung und im Rahmen der Werte unserer Gesellschaft befinden, wertzuschätzen und zu respektieren“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Auf ihrer Homepage beschreibt sich die Germania als „freie Burschenschaft, die Tradition mit Zukunft verbindet und 'Ehre-Freiheit-Vaterland' auf eine moderne und zukunftsgerichtete Art interpretiert. „Politischen Extremismus, sowohl von links als auch von rechts“ lehne man ab. Für die Redaktion war die Burschenschaft nicht zu erreichen.
Schon der zweite Anschlag

Die Attacke in der Nikolausstraße war bereits der zweite Anschlag 2016 auf ein Verbindungshaus. Bereits in der Nacht auf den 16. März hatten Unbekannte eine Mauer am Huttenschlößchen in der Sanderglacisstraße, dem Verbindungshaus des „Corps Rhenania“, mit der Parole „Hate Burschis“ beschmiert. Der Schaden beträgt etwa 250 Euro. Auch zu dieser Sachbeschädigung erschien wenig später unter der Überschrift „Mehr nächtliche Besuche bei Burschenschaften“ ein Bekennerschreiben auf einer linken Plattform. Darin wird Burschenschaften pauschal vorgeworfen, „die gesellschaftliche Akzeptanz von Sexismus und sexualisierten Übergriffen“ zu fördern. Ein anonymer User schreibt in einem Kommentar, in Würzburg seien „Burschis und ihre widerlichen sexistischen Partys leider noch zu sehr etabliert“.

Anders als die Germania reagiert das Corps Rhenania auf seiner öffentlichen Facebook-Seite auf den Anschlag. Die Burschenschaft zitiert hier das Bekennerschreiben und kommentierte die Aktion so: „Wer den offenen Diskurs scheut, weiß sich offensichtlich nicht besser zu helfen, als nachts Gebäude mit Parolen zu beschmieren“.