„Leipzig nimmt Platz“ erhält Gustav-Heinemann-Preis für Zivilcourage

Erstveröffentlicht: 
23.04.2016

Große Auszeichnung für „Leipzig nimmt Platz“: Das Bündnis, das regelmäßig gegen Legida protestiert, erhält den mit 10.000 Euro dotierten Gustav-Heinemann-Preis und kündigt an, das Preisgeld mit den anderen Nominierten zu teilen.

 

Leipzig.  Die Initiative „Leipzig nimmt Platz“ wird mit dem Gustav-Heinemann-Preis ausgezeichnet. Das 2009 gegründete Bündnis, das regelmäßig gegen fremdenfeindliche Demos in der Messestadt protestiert, erhalte für seine Zivilcourage den mit 10.000 Euro dotierten Bürgerpreis der Bundes-SPD, teilte die Partei am Samstag mit.

 

„Leipzig nimmt Platz“ setzte sich in einer Online-Abstimmung gegen drei Mitbewerber durch. Von den mehr als 10.000 Teilnehmern stimmten bis zum Voting-Ende am Freitagabend rund 44 Prozent für die Leipziger Initiative. Das sei die höchste Beteiligung in der Geschichte des Preises gewesen, so ein SPD-Sprecher.

 

Das Bündnis badankte sich in einer ersten Reaktion für das mit dem Preis „ausgesprochene Vertrauen und die Anerkennung“. Man fühle sich geehrt, „nun gemeinsam mit Initiativen wie Amnesty International, Greenpeace, der BAG kritischer Polizistinnen und Polizisten, dem Netzwerk für Demokratie und Courage aber auch der zu früh verstorbenen Regine Hildebrandt zu den Preisträgerinnen zu zählen“, erklärte Carolin Franzke für das Netzwerk. 

 

Sigmar Gabriel wird Laudatio halten


Der zum 40. Mal verliehene Preis würdigt besonderen Bürgermut und vorbildliche Zivilcourage. Er wird bei einem Festakt am 23. Mai, dem Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes, in der Berliner SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus verliehen. Die Laudatio wird der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel halten.

 

Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ wird getragen von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, verschiedenen Verbänden und Bürgern Leipzigs. Bei der ersten Legida-Demo am 12. Januar 2015 hatte das Bündnis den Gegenprotest mitorganisiert, dem sich insgesamt rund 35.000 Menschen anschlossen. Zuletzt organisierte die Initiative am vergangenen Donnerstag drei Demos gegen den Legida-Aufzug vor die Polizeidirektion, an denen sich rund 400 Menschen beteiligten. 

 

Initiative will Nominierte an Preisgeld beteiligen


Ebenfalls nominiert waren Mathias Hamann, der für Flüchtlings-Notunterkünfte zuständige Leiter der Berliner Stadtmission, die Initiative „Münchner Freiwillige – Wir helfen“ sowie mehrere Unternehmer aus Ingelheim (Rheinland-Pfalz), die sich für die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen engagieren. „Leipzig nimmt Platz“ kündigte unterdessen an, auch die anderen Nominierten an dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro zu beteiligen. Jeweils 750 Euro will das Bündnis überweisen. 

 

Auszeichnung wird seit 1977 verliehen


Der seit 1977 verliehene Gustav-Heinemann-Preis erinnert an den ehemaligen sozialdemokratischen Bundespräsidenten (1969-1974). Im Vorjahr ging er an das bundesweite Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC). Preisträger in der Vergangenheit waren unter anderem SPD-Größen wie Egon Bahr, Regine Hildebrandt und Erhard Eppler, aber auch der Investigativ-Journalist Hans Leyendecker oder die deutsche Sektion von Greenpeace.

 

Die Preisvergabe wird koordiniert von einem Kuratorium, dem neben dem Vorsitzenden Henning Scherf, ehemaliger Bremer Bürgermeister, unter anderen auch Christina Rau, die Witwe des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau und Enkelin Gustav Heinemanns, angehört.