Glosse: Kechs Wochenschau: Heinos Erben

Erstveröffentlicht: 
08.04.2016

Warum ein AfDler eine Schwäche für alte Volkslieder hat und eine Dopingsünderin ohne Fußfessel beim Freiburg-Marathon mitlief, erklärt die satirische Wochenschau.

 

Ein Freiburger Rechtsanwalt, der zufällig AfD-Mitglied ist, hat Barack Obama mal als "Quotenneger" bezeichnet. Jetzt kam heraus, dass derselbe rechte Anwalt im Partykeller der Burschenschaft "Saxo-Silesia" auf dem Lorettoberg "Sieg Heil" gerufen und Heino-Lieder mitgeträllert haben soll. Was man als Burschenschaftler auf Partys halt so macht, solange man noch stehen kann. Und wie reagiert die AfD auf den Vorfall? Ihr sei von rechtsradikalen Umtrieben in ihren Reihen nichts bekannt, beteuert die rechtsradikale Partei. Mit anderen Worten: Unser Bursche muss keinen Parteiausschluss fürchten und bleibt weiterhin das, was er für die AfD bisher schon war: ein Quotennazi.

 

Wer über rechte Mitglieder bei der AfD staunt, wird sich auch über gedopte Mitläufer in Freiburg wundern. Teilnehmerinnen des Freiburg-Marathons haben sich nun darüber beklagt, dass sie sich von der überführten Dopingsünderin Ann-Abolika Hellstern überholen lassen mussten. Der Veranstalter hält dagegen, man solle die Kirche mal im Dorf und die Gedopte in der Dopingmetropole lassen. Ihm falle jedenfalls kein Grund ein, warum er Hellstern den Start hätte verbieten sollen. Und überhaupt: Dass die Vorjahressiegerin diesmal nur Zweite wurde, zeigt doch, dass sie längst clean ist.

 

Ein anderer Titel wurde dagegen verteidigt. Freiburg ist erneut stolzer Landesmeister der Kriminalitätsstatistik. Baden-Württembergs Gangster-Town Number One konnte ihren Vorsprung vor Kuschelstädtchen wie Mannheim weiter ausbauen. Ein Garant des Spitzenplatzes ist unser Einzelhandel, der sich auf dem Erreichten aber nicht ausruhen will. Er warnt: Der Verzicht auf Polizeistreifen wird auf Dauer nicht ausreichen. Daher sollen neue Ideen her, die die Läden noch einbrecherfreundlicher machen: zum Beispiel einen Tag der offenen Hintertür. Außerdem muss dringend die Barrierefreiheit verbessert werden, damit sich der nächtliche Besuch nicht mehr so oft mit dem Stemmeisen verletzt.

 

Jahrelang hat sich eine Kunstkommission mit der elementaren Frage befasst, welches Motiv die kahle Stelle am Martinstor füllen soll. Zahllose Entwürfe waren gesichtet worden: mal Martin mit Mantel, mal ohne; mal Martin auf dem Pferd, mal umgekehrt usw. usf., bis jetzt endlich die epochale Entscheidung verkündet wurde: Das Tor bleibt weiß. Auf einem Festakt, zu dem alle Kunstliebhaber der Stadt eingeladen sind, soll das Weiß feierlich enthüllt werden. Es gibt unbelegte Schnittchen und einen Sankt-Martins-Umzug ums Bermuda-Dreieck. Im Anschluss darf die freie Fläche auch fotografiert werden.

 

Die Hiobsbotschaft der Woche: Freiburgs Jugend steht auf der Straße. Eigentlich schien alles fix. Nach der Räumung am Siegesdenkmal sollte das Jugendzentrum ArTik in das ADAC-Gebäude umziehen. Leider hat sich die Stadt aber bei den Kosten vertan. Die neuen Zahlen sind so abarTig, die ließen sich nicht einmal vom ADAC schöntricksen. Und so fehlt unserer Jugend also das Zentrum. Aber vielleicht wird ja demnächst was auf dem Lorettoberg frei. Mit piekfeinem Partykeller.