[Idomeni] WELCOME TO HELLROPA - Open Call - Day X is now!

Fight Fortress Europe
„We survived the war. But yo make me wish I didn't.“ Die Sonne scheint auf Griechenland, es ist heiß und die Strassen Thessalonikis füllen sich mit Tourist*innen. Derweil geht der Krieg gegen die Migration unvermindert weiter. Auch wenn die Abschiebungen von den Inseln momentan kurzfristig ausgesetzt sind, gibt es weiterhin Gerüchte über Regierungsaussagen einer baldigen Räumung des Hauptcamps in Idomeni, in dem immer noch über 10.000 Menschen leben.

Die Lage ist hoffnungslos, auch wenn durch das Ende der heftigen Regenfälle und des frostigen Winters das allerschlimmste Elend abgemildert wird. Anders als noch vor wenigen Monaten, als sogar die Medics Sans Frontiers (MSF) No-Border-Kitchen anflehten die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen unterstützen mehr und mehr NGOs die Infrastruktur im Hauptcamp und den informellen Camps in der Umgebung.

Gleichzeitig jedoch wird die Mauer dicker. Griechenland errichtet Militärcamps in der Umgebung und bereitet sich darauf vor, auch die letzten Ausharrenden dorthin zu bringen - abgeschottet von allen Aussenstehenden, Journalist*innen, NGOs und vor allem den hunderten informellen Supporter*innen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sich in den nächsten Monaten die Lage verschärfen wird und es ist nur eine Frage der Zeit bis der Wendehals Tsipras sich entschließt doch auch mit offener Gewalt gegen die Menschen vorzugehen.

Das Folgende ist kein Aufruf in diesem Falle aktiv zu werden. Dies ist ein Aufruf jetzt aktiv zu werden.
Im letzten Jahr hat sich die Festung Europa endgültig auch physisch manifestiert. Während NATO und Frontex im Mittelmeer Jagd auf Flüchtende machen, wird die Balkanroute an mehreren Landesgrenzen durch Stacheldraht zerschnitten. Es gibt sie noch einige wenige Geschichten von Menschen, die es mehr oder weniger unbeschadet bis Mitteleuropa schaffen (um sich dann dort den rassistischen Asylsystemen aussetzen zu müssen), doch ganz klar, der ursprüngliche Strom an Menschen ist zu einem sehr, sehr schmalen Rinnsaal geworden. Mehrere Zehntausend stecken in Griechenland fest, wahrscheinlich Hunderttausend hätten allen Grund sich aufzumachen und tun dies nun wahrscheinlich nicht mehr, abgeschreckt von der Aggressivität und Offensichtlichkeit der Inhumanität des europäischen Grenzregimes.

"Was Hoffnungslosigkeit wirklich bedeutet, verstand ich erst an der Grenze zu Europa“, sagt Hussam Jackl (Idomeni-Camp)
Die Lage ist verfahren. In ganz Europa gibt es einen Aufschwung rechter Bewegungen. Und es setzt sich nach und nach eine neue Form der Regierungstechnik durch, die sich nicht mal mehr den Anschein gibt, als ginge es auch nur um den Mythos eines "guten Lebens gür alle" oder gar "humanistische Werte". Im Gegenteil der Krieg gegen die Migration ist ein offen geführter Krieg. Jede*r weiß darum - und der Großteil begegnet ihm mit Ignoranz oder sogar Zustimmung.
Im Norden Griechenlands verharren die Flüchtenden jedoch nicht in Lethargie. Gerade in den letzten Wochen hat es eine Zunahme an politischen Protesten gegeben. Die bürgerlichen Medien werden nicht müde darin zu behaupten, diese wären von europäischen "No-Border-Aktivist*innen" initiiert und gesteuert und verkennen dabei ihren eigenen Rassismus und Paternalismus gegenüber Refugees. Die Menschen hier sind sich ihrere verzweifelten Lage durchaus bewusst und eigenständige Subjekte. Trotz ihrer verzweifelten Lage entschließen sich mehr und mehr Menschen in den letzten Wochen nicht mehr alles hinzunehmen.
Ihre Ausdrucksweisen sind dabei vielfältig, während der oben-zitierte Hussam sich selbst zum Aussagekräftigen Medienobjekt macht, versuchten schon drei Menschen in den letzten Wochen sich selbst zu entzünden. Andere wählen die Form des kollektiven Protests und so erlebt Idomeni momentan eine Demonstration nach der nächsten. Nach Versuchen des gemeinsamen Hungerstreiks zeichnet sich in den letzten Tagen eine neue Ausrichtung der Taktik ab:
In der Erkenntnis, dass ihr Leben Europa nichts bedeutet, beginnen Refugees nun die Gesellschaft da zu treffen, wo es ihr am Meisten wehtut:
    Seit Tagen ist die wirtschaftlich wichtigste Eisenbahnverbindung nach Mazedonien blockiert und immer wieder und verstärkt blockieren Menschen nun auch den nach Highway für den Wirtschaftsverkehr, sodass in beide Richtungen immer wieder kilometerlange LKW-Staus entstehen.
    
Die aktiv Protestierenden Refugee-Aktivist*innen haben an Supporter*innen den Wunsch heran getragen sie in ihrem jetzigen Protest aktiv zu unterstützen.
    
    
Es liegt an uns, die Menschen jetzt nicht alleine zu lassen. Es hat nicht erst in den letzten Wochen immer wieder Lichtblicke und kleine Rauchzeichen der Solidarität gegeben. Doch diese müssen einfach verstärkt werden. Unsere Alltagskämpfe haben alle ihre Bedeutung und auch ihre Berechtigung, doch wir befinden uns gerade an einem Wendepunkt, in einem kleinen Zeitfenster, in dem es noch nicht geschafft wurde, einen Mantel des Vergessens under der Abstumpfung überzustülpen. Noch gibt es in vielen europäischen Ländern in der Bevölkerung zumindest eine emotionale Solidarität, die sich jedoch noch zu sehr karitativer Arbeit ausdrückt, als dass sie politisch wäre. Dies ist kein Aufruf für einen Tag X - der ist längst eingetreten. Dies auch kein Aufruf für irgendwelche "Aktionstage", die zeitlich begrenzt doch meist weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Dies ist ein Aufruf sich jetzt schnellstmöglich über die eigenen Kapazitäten und Möglichkeiten bewusst zu werden und in den gesellschaftlichen Alltag zu intervenieren. Angriffe jedweder Art, ob mit Kleber, Farbe, Feuer oder Papiert sind je nach Form schon mit wenigen Menschen und wenig Vorbereitung realisierbar.

 Werdet kreativ und streut Sand ins Getriebe der Gesellschaft!

Einige Rauchzeichen der Solidarität von groß bis klein als Anfeuerung der Gedankenspiele... 

[H] Feminist Attack
[Bi] Blockade des Berufsverkehrs
[B] Angriff auf Bosch
[Freiburg/Basel) Autobahnblockade
[B] Platzumbenennung 
[Frankreich] Stürmung des Eurotunnels