Newroz-Delegation von Amed nach Cizre am 22. 03. 2016 Einen Tag nach dem offiziellen Newroz-Fest in Amed, versuchten sich die verschiedenen Delegationen gemeinsam auf den Weg nach Cizre, an die Grenze zu Rojava zu machen, denn Cizre ist seit dem letzten Jahr einer weiteren Ausgangssperre unterworfen. Die Menschen sind in ihren Häusern eingeschlossen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zerstört der türkische Staat Häuser, erschießt wahllos Menschen, verletzte Menschen müssen mehrere Tage in Kellern ausharren, Leichen können nicht zeitnah beerdigt werden und diese müssen bis zum genehmigten Abtransport behelfsmäßig gekühlt werden.
Hinzu kommt, dass viele Stadtviertel von der Wasser- und Stromzufuhr abgeschnitten wurden. Zusätzlich versucht der Staat die Zugangsstraßen nach Cizre zu kontrollieren, damit auch Hilfslieferungen der „Rojava Yardımlaşma ve Dayanışma Derneği – Hilfe und Solidarität mit Rojava e.V.“ nicht bis zu den belagerten Gebieten kommen.
Die einzige in den letzten Tagen offene, aber mit Checkpoints versehene Zugangsstraße wurde wegen unserer Delegation, mit den Co-Vorsitzenden der HDP Figen Yüksekdağ und Selahattin Demirtaş gesperrt. Ein quer auf der Straße stehender Wasserwerfer, drei Militärpanzer und viele bewaffnete Soldaten sperrten für einige Stunden den kompletten Straßenverkehr (Foto 1 und 2). Als wir die Autos verließen, wurden wir Zeug*innen, wie die Soldaten zusammen gezogen wurden (Foto 3), um die Straße mit einer Kette bewaffneter Militärs zu blockieren (Foto 4). Bei genauerer Betrachtung der Umgebung, fielen uns mehrere Dorfschützen (Korucu) auf, die sich in Geschützstellungen um uns herum postiert hatten. Die Lage war mehr als unangenehm, da sich sowohl vor, als auch zu unseren Seiten und im Rücken MG-Stellungen befanden.
Die Situation wurde zusehend angespannter, Soldaten fingerten nervös an ihrem Abzug und der Sicherung herum (Foto 5), ein Einsatzbeamter schritt die jungen Soldaten ab und gab ihnen den Befehl, direkten Augenkontakt zu vermeiden (wie uns eine Freundin übersetzte). Währenddessend fokussierte der Wasserwerfer einzelne Menschen aus der Menge. Als die erste Ansage des Militärs kam, dass wir uns zurück ziehen sollen, setzten sich die Soldaten, die mit Tränengasgewehren ausgerüstet waren, ihre Gasmasken auf. Auch die Verhandlungsgespräche zwischen den Co-Vorsitzenden der HDP und dem Militär konnten nichts an der Situation ändern (Foto 6). Die Aussage der Militärs lautete vereinfacht, wir werden hier nicht durchkommen. Sollten wir uns nicht sofort zurück zu unseren Autos bewegen und uns auf den Rückweg machen, werden sie die Straße gewaltsam räumen. Außerdem befänden sich hinter diesem Checkpoint noch weitere Sperrungen auf dem Weg bis nach Cizre. Des weiteren werde die Straße erst wieder geöffnet, wenn wir uns zurück gezogen haben (Foto 7).
Freiheit entsteht als kämpfende Bewegung,...
Biji Kurdistan!
Info: In nächster Zeit wird es von verschiedenen Delegationsteilnehmer*innen Veranstaltungen mit Erlebnisberichten und aktuellen Informationen zur Situation in Nordkurdistan geben.