Calais - Die Räumung geht auch am dritten Tag weiter

Calais - Die Räumung geht auch am dritten Tag weiter

Im Jungle von Calais läuft der dritte Tag der Räumungsaktion. Zeitweise regnet und stürmt es. Auch heute haben nur wenige Menschen das Angebot der "Sozialarbeiter" der mit den Bullen kooperierenden "Hilforganisation" Groupe SOS angenommen, sich in eines der staatlichen Lager bringen zu lassen. Niemand weiß, wie es dort für ihn weiter gehen würde, alle fürchten, von dort aus abgeschoben zu werden. Wenn die ach so netten Menschen von Groupe SOS mit ihren Warnwesten weitergezogen sind, zur nächsten Hütte, zum nächsten Zelt, kommen die Radlader des Abbruchunternehmens. Heute gab es bisher keine grossen Zusammenstösse im Jungle, deshalb hält sich die mediale Berichterstattung auch im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen sehr in Grenzen.

 

In der Nacht zu heute gab es ein grösseres Feuer im Jungle, es ist unklar wie es dazu kam. Etliche Leute flüchteten erst einmal aus ihren Behausungen. Die Leute von Calais Migrant Solidarity berichten, dass Augenzeugen am Brandort einen Mann und eine Frau gesehen haben wollen, die von auswärts gekomen seien. Aber es ist alles unklar zur Zeit und so wie die Dinge im Jungle zur Zeit laufen, wird es auch nie klar werden. Die Bullen werden sowieso nicht ermittelt, sie haben ganz andere Interessen Und natürlich dauerte es auch Ewigkeiten, bis heute Nacht die Feuerwehr in Begleitung der Bereitschaftsbullen aufgetaucht ist. Ein paar geworfene Gegenstände haben dann genügt, um einfach nochmal ordentlich Gasgranten blind in die Nacht zwischen die Zelte zu ballern.

 

Dass heute Nacht ein Mensch im Jungle gestorben ist, ist auch nur eine weitere, unbeachtete Nachricht auf twitter. Es heisst, er habe Herzprobleme bekommen.

 

Am Montagabend haben in London hundert Leute in der Downing Street protestiert, am Dienstagabend sind noch weniger zum französischen Institut in der britischen Hauptstadt gezogen. Besser besucht war eine Kundgebung gestern in Paris, die von in Paris lebenden Flüchtlingen organisiert worden war (1). Für Donnerstag ist eine weitere Demo in Paris am Gare du Nord geplant.

 

Am frühen Nachmittag hat eine Gruppe von iranischen Flüchtlingen, die im Jungle von Calais leben, erklärt, ab sofort im Hungerstreik zu sein. Mit teilweise zugenähten Mündern traten sie vor die Presse und forderten das Ende der Räumungsaktion. 

 

 

(1) Aufruf zur Demo in Paris auf englisch:

 

Calais is burning : Freedom for migrants !


This monday, the police began to destroy the camp of Calais. We, refugees in Paris, say that you should let the refugees to decide by themselves and give them some solutions.

We want the government to let the refugees in Calais, if they want, to go to UK. If they want to stay in Paris to make asylum, they should have their rights, the things that were promised to us, houses, papers and education.

We, refugees, are all together. The refugees that want to go to Britain and the ones, here. We are sorry, we don’t like to tell it but we are sleeping in the streets. We will never move back from our rights.

We want to be treated like human beings. We are feeling badly because we are living in the sreets and parks. We are human beings. Can someone say it to the government ?

We are going to do peaceful protests about the situation of refugees in Calais.

We call everybody to come with us and support the migrants, in Calais and Paris :

 

Rally this tuesday 1st march in place de la République at 18.00.


Demonstrate on friday 4 march from Gare du Nord at 18.00.

Paris, 29 february 2016

 


(2) Hintergrundbericht zu Calais von Bernard Schmid auf labour net:

 

http://www.labournet.de/internationales/frankreich/menschenrechte-frankr...