[Gö] Feministische und antifaschistische Mobilisierung nach Bad Lauterberg (Harz)

Publikation der A.L.I.

Am 5. März will die völkische "Rassisten-Rechtspopulisten-Neonazi-Hooligan-Rocker-Koalition" (A.L.I.) vom "Freundeskreis Thüringen/ Niedersachsen" in Bad Lauterberg (Harz) aufmarschieren. In Diesem Artikel geben wir einen Überblick über den Stand der Mobilisierung zu den Gegenprotesten und anstehende Termine. Zu den feministischen und antifaschistischen Gegenprotesten rufen unter anderem die feministische und antifaschistische Koordination für Göttingen und Umland, die Antifaschistische Linke International, die Basisdemokratische Linke Göttingen und die kommunistische Gruppe redical(m) auf. Buskarten für die gemeinsame Anreise nach Bad Lauterberg sind im Roten Buchladen erhältlich. Auf nach Bad Lauterberg am 5. März! Dem völkischen "Freundeskreis Thüringen/ Niedersachsen" das Handwerk legen.

 

"Seit Ende 2015 wird die Region Südniedersachsen von einer Reihe rassistischer Kundgebungen heimgesucht. All sonntäglich kamen zunächst Rassisten, Rechtspopulisten, Neonazis, Hooligans und Rocker in Kleinstädten und ländlichen Ortschaften zusammen, um gegen Geflüchtete zu hetzen. Die PEGIDA-Mischung schwappte im Winter 2015 vom westlichen Thüringen in die Region um Göttingen. Ihre anfängliche Camouflage aus den Beteuerungen „Freundeskreis“, „besorgte BürgerInnen“ oder „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ legte die in dieser Zusammensetzung und Dynamik neuartige Allianz bald ab. Die TeilnehmerInnenzahl stagnierte schnell bei 60 bis 100 Personen. Diese hielten mit hohem Aufwand die immer selben Kundgebungen in Northeim, Lindau, Duderstadt und Heiligenstadt am Laufen. Immer offener traten die üblichen bekannten Neonazis aus der Region in den Vordergrund, immer fanatischer steigerte sich die rassistische Hetze. Den offenen Drohungen und Aufrufen zur Gewalt folgten rechte Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten, vermeintliche politische GegnerInnen und offen faschistische Propaganda-Aktionen. Heute können wir davon ausgehen, dass es sich hier um eine koordinierte Aktion verschiedener rechter Akteuere handelt. Ihr Ziel ist es das Auftreten von Neonazis in der Region zu normalisieren, sich selber als handlungsmächtige Kraft zu erleben und eine Situation herbeizuführen, die zum offenen Konflikt im Umfeld von Geflüchteten-Unterkünften und mit den verhassten politischen GegnerInnen führt." (Quelle: Broschüre der A.L.I. "Vorsicht: (geistige) Brandstifter!")

 

"Zentrales Element dieser Bewegung sind ihr Antifeminismus und ihre Homophobie, die sich auch durch ihren völkischen Charakter erklären lassen. So sind ihre Vorstellungen von Familienpolitik auf den Erhalt „des Volkes“ ausgerichtet, das sich durch die heterosexuelle Ehe reproduzieren soll. Frauen werden damit zu Gebärmaschinen und Objekten von – auf das Männliche ausgerichteten – sexuellen Potenzphantasien degradiert. Mit dieser Vorstellung von regressiver Männlichkeit geht auch die Ideologie der „wehrhaften Nation“ einher. So behauptete Björn Höcke von der AfD, Deutschland und Europa hätten „ihre Männlichkeit verloren.“ Diese, so Höcke weiter, müsse wiedergewonnen werden, damit „wir wieder wehrhaft“ werden. PEGIDA, HOGESA und Co. sprechen nach den sexuellen Übergriffen in Köln davon, dass sie „unsere Frauen“ schützen wollen. Damit bedienen sie sich einer scheinbar anti-sexistischen Rhetorik, die Ausdruck ihres rassistischen Weltbildes ist. Insofern darf auch nicht verwundern, dass die sexistisch motivierte „Erniedrigung“ des politischen Gegners als „unmännlich“, „verweiblicht“ und „feige“ eines ihrer wichtigsten politischen Kampfmittel darstellt. Damit treiben die aktuellen völkischen Bewegungen den ohnehin schon gewalttätigen Sexismus der bürgerlichen Gesellschaft weiter auf die Spitze." (Quelle: Erklärung der feministischen und antifaschistischen Koordination für Göttingen und Umland)

 

"Nach über 8 Wochen „Kundgebungsmarathon“ ist bei den rechten SonntagsaktivistenInnen offensichtlich ein wenig die Luft raus. Einige der exponierteren Hetzer haben empfindliche Konsequenzen zu spühren bekommen und zogen sich danach vorerst aus der ersten Reihe zurück. Für das weitere Jahr 2016 haben die Neonazis monatliche Aufmärsche in der Region, sowie andauernde dezentrale rassistische Aktionen angekündigt.

 

Die Phänomene, die sich bereits seit August und verschärft seit Dezember 2015 auftun, sind für die antifaschistische Bewegung in Göttingen und Südniedersachsen nicht wirklich neu. Neonazis können sich im ländlichen und kleinstädtischen Umland schon seit langer Zeit relativ bequem bewegen, lokale Verwaltungen, die Polizei und der Niedersächsische Verfassungsschutz halten ihnen dabei vielfach den Rücken frei. Sicher ist, dass die Rassisten-Rechtspopulisten-Neonazi-Hooligan-Rocker-Koalition zum Angriff übergehen will. Sowohl in ihren Zielen gegen Geflüchtete und deren UnterstützerInnen, aber auch räumlich gegen das als „rote Hochburg“ verhasste Göttingen. Wie weit sie dabei kommen werden, hängt auch von den Antworten ab, die die antifaschistische und antirassistische Bewegung in den kommenden Monaten geben wird. 

 

Neu sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen sich die radikale Linke bewegt: Eine vorübergehende große Bewegungsfreiheit für Geflüchtete, die gesellschaftliche Polarisierung zwischen einem humanistischen Bürgertum und einem hasserfüllten, rassistischen und national-chauvinistischen Block. Im Nachbarland Frankreich erleben wir einen entgrenzten Rechtsruck bis hin zum dauerhaften Ausnahmezustand. Eine Standard-Prozedur, innerhalb derer sich viele linke AktivistInnen in den letzten Jahren eingerichtet hatten, macht heute kaum Sinn. Es liegt an uns allen eine neue gemeinsame interventionistische Praxis zu entwickeln. Diese hebt bereits in Ansätzen herkömmliche Grenzen auf: Zwischen Geflüchteten und ihren UnterstützerInnen. Zwischen den Teilbereichsbewegungen Antifa, Antira und Feminismus, zwischen AktivistInnen-Generationen, aber zukünftig notwendiger Weise auch zwischen Großstadt und ländlichem Raum. Konkret muss es uns darum gehen, den tausendfachen Einsatz für Geflüchtete und eine gerechte Welt gesellschaftlich als politische Kraft sichtbar zu machen. Konkret muss es aber auch darum gehen, den antifaschistischen Selbstschutz vor Angriffen durch Rassisten und Neonazis zu organisieren." (Quelle: Broschüre der A.L.I. "Vorsicht: (geistige) Brandstifter!")

 

Aufrufe

Feministische und antifaschistische Koordination für Göttingen und Umland

Antifaschistische Linke International

Basisdemokratische Linke Göttingen

Aufruf zum bundesweiten Aktionswochenende gegen die AfD "Nationalismus ist keine Alternative"

Anreise

Busse: Abfahrt 11 Uhr am ZOB Göttingen

Tickets sind im Roten Buchladen erhältlich.

Infos

Aktionsticker für den 5.3.:

https://www.aktionsticker.org/

Twitter

http://twitter.com/femgou und unter #antifagoe

Termine

Info- und Mobi-Veranstaltung der feministischen und antifaschistischen Koordination für Göttingen und Umland
Donnerstag 03.03. // T-Keller // 20:30

Antifaschistische Vorabend-Demo
Freitag 04.03. // Zindelstraße, Göttingen // 18:30 Uhr

Protest gegen die AfD Veranstaltung zu Familienpolitik in Northeim
Freitag 04.03. // Northeim // 18:30
Die Grüne Jugend Göttingen ruft auf, gemeinsam mit dem Zug um 18:09 ab Göttingen anzureisen.

Kundgebung des “Freundeskreis Thüringen / Niedersachsen” zum Desaster machen
Samstag 05.03. // Bad Lauterberg