"Wir haben offenbar keine neuen Ideen", fasste eine der Teilnehmerinnen am Samstagabend mit ein wenig Frust in der Stimme das Erlebte zusammen. Anderthalb Tage hatten da knapp 150 Dresdner und Gäste über den künftigen Umgang mit Pegida diskutiert. Das Ergebnis fällt ernüchterndaus.
"Wir haben offenbar keine neuen Ideen", fasste eine der Teilnehmerinnen am Samstagabend mit ein wenig Frust in der Stimme das Erlebte zusammen. Anderthalb Tage hatten da knapp 150 Dresdner und Gäste über den künftigen Umgang mit Pegida diskutiert. Das Ergebnis fällt auf den ersten Blick ernüchternd aus. "Die Ergebnisse sind häufig Sachen, die nicht sonderlich neu sind", so die Teilnehmerin weiter.
Tatsächlich brachte die vom Bündnis Dresden Nazifrei organisierte Strategiekonferenz im Hörsaalzentrum der TU Dresden keinerlei kurzfristigen Durchbruch. Die "Zauberformel", mit der man Pegida nachhaltig in die Schranken weisen könnte, bleibt unentdeckt. In letztlich 13 Workshops waren verschiedene Themen ausdiskutiert worden. In vielen Fällen war die Analyse der bisherigen Arbeit gegen das islam- und fremdenfeindliche Bündnis zutreffend, nur Schlüsse für konkretes Handeln fanden die Teilnehmer nahezu nicht.
Einige Gruppen verloren sich in Allgemeinplätzen oder im Klein-Klein und wollten "nicht verhandelbare Positionen definieren", "positive Propaganda" aussenden oder "gegen Repressionen vorgehen". Andere diskutierten stattdessen über die Unterbringung von Flüchtlingen oder wollten Leipzig zur Landeshauptstadt machen. Auch ein Schüler- und Studentenstreik im April wurde diskutiert.
Zumindest im Bereich Demo-Beobachtung, der intensiviert werden soll, deutete sich eine konkrete Handlungsempfehlung an. Zudem sollen die eigenen Demonstrationen mit mehr Inhalten gefüllt werden, statt nur gegen die Fremdenfeinde auf die Straße zu gehen. Die meisten anderen Ideen und Projekte blieben hingegen unkonkret, vage und ohne realistische Chance auf Umsetzung.
Was an vielen Stellen deutlich war: Erhofft wird eine "breitere Vernetzung". Auch Forderungen nach einem "breiten Bündnis" von Linksaußen bis zur bürgerlichen Mitte wurden laut. Es sei aber einfach zu sagen, die anderen mussten ins Boot, dämpfte Silvio Lang, Sprecher von Dresden Nazifrei, die Erwartungen. Es habe in der Vergangenheit dutzende Anfragen und Anläufe zur Zusammenarbeit gegeben. Die seien immer wieder abgelehnt worden, oft mit dem Hinweis, mit den "Linksextremen" von Nazifrei wolle man nichts zu tun haben, sagte Lang.
Das Problem seien nicht die üblichen Verdächtigen, so der Nazifrei-Sprecher. Das Problem sei, bisher Unbeteiligte für die Arbeit gegen Pegida zu gewinnen. Dazu brauche es neue Wege. Und bei denen sah der Nazifrei-Sprecher die versammelten Akteure auf einem guten Weg. "Inhaltlich war es ein Gewinn und ein Fortschritt", zog Lang eine erste Bilanz. "Wir haben Pegida besser verstanden und analysiert und gute Schlussfolgerungen gezogen für die kommenden Wochen", sagte er. Lediglich die Teilnehmerzahl sei unter den Erwartungen geblieben. Es kamen längst nicht alle, die sich vorab angemeldet hatten, weshalb einige der Workshops nur spärlich besucht waren.
Es müsse mehr um das große Ganze gehen, so Lang. Jetzt sei der nächste Schritt, die Akteure der Zivilgesellschaft in Dresden zusammen zu bekommen, und die Stoßrichtung auf die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse zu legen. Das werde nicht innerhalb von wenigen Tagen gelingen. In einigen Wochen werde man aber grundsätzliche Änderungen sehen, versprach er.
Stephan Lohse